Volkswagen präsentierte auf seinem Power Day seine geplante zukünftige Batterieversorgung in Giga Wattstunden (GWh) und Tesla tat dasselbe vor einem halben Jahr auf dem Battery Day im September in Kalifornien, einem Tag, an dem ich die Freude hatte, persönlich teilnehmen zu dürfen.
Giga-Watt-Stunden-Batterieversorgung bedeutet Umsatz durch Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV), Hybride (PHEV) und stationäre Haus- oder Versorgungsbatterien. Die Nachfrage nach Batterien ist hoch und dessen Versorgungslage begrenzt was sie zu einer kritischen Komponente macht. Batterien werden nicht in Einheiten gemessen, sondern in Energiespeicherkapazität mit der Einheit Watt-Stunden. Dieser Artikel vergleicht, basierend auf dem, was beide Unternehmen als ihre Ziele präsentiert haben, wer innerhalb und am Ende des Jahrzehnts größer sein wird im Bereich Batterieversorgung und dadurch unter der Annahme das die Nachfrage grösser ist als das Angebot, auch beim Umsatz.
Wenn ein Automobilkonzern wie Volkswagen seine neueste Technologie vorstellt, sieht man gut ausgebildete Top-Manager, die sich wie Schauspieler auf einer Bühne bewegen, und alles, was sie präsentieren, klingt aufregend, positiv und nach einer erstaunlich strahlenden Zukunft für uns alle. Was bei den Präsentationen oft leider verloren geht, ist der Kontext und die Relevanz des gezeigten für das Unternehmen mit Bezug auf Kunden und Wettbewerb. Der zugrundeliegende Denkansatz der Marketing- und Public-Relations-Abteilungen ist hierbei, dass der durchschnittliche Bürger, nicht in der Lage ist komplexe Themen zu verstehen. Aus diesem Grund neigen sie dazu, nur einige wenige, leicht zu merkende Schlüsselbotschaften zu präsentieren und positionieren. Ich glaube dagegen, dass es nicht stimmt das Menschen komplexe Themen nicht verstehen können und dass auch diese Inhalte mit einfachen Worten erklärt werden können.
Etwas einfach zu machen ist schwer und es erfordert Mühe und tiefes Nachdenken, um komplexe technische Zusammenhänge leicht verständlich, aber dennoch korrekt und genau zu erklären. Zu versuchen, komplexe Inhalte einfach und verständlich zu erklären, ist ein Teil meiner mir selbst gestellten Aufgabe.
Teslas Battery Day oder VW Power Day - Wie man es macht scheint es verkehrt
Der obige Gedanke hat für jeden Autohersteller Gültigkeit, auch für Tesla auf dem Battery Day und VW auf dem Power Day. Tesla neigt dazu, in Präsentationen sehr viele Details und Inhalte mitzuteilen und verliert dabei den Zuhörer leider viel zu schnell. Für Analysten sind es meistens Informationen, die sie nicht für ihrer Tabellenkalkulationen verwenden können, um zukünftige Aktienprognosen zu berechnen, und Journalisten, es sei denn, sie sind Ingenieure, was recht selten ist, sind oftmals überfordert mit einfachen Worten zu erklären was vorgestellt wurde. Im Gegensatz zu Volkswagen, wo meistens deutsche Top-Manager mit starkem englischem Akzent von einem Prompter für das internationale Publikum ablesen ablesen, spricht der CEO von Tesla Elon Musk und sein Team zwar frei und ohne vorformulierten Text, aber das macht es nicht unbedingt verständlicher.
Durchschnittliche Menschen sind keine Experten für Batterietechnologie, künstliche Intelligenz oder autonomes Fahren und wollen nur die eine Botschaft mitgeteilt bekommen, die ihnen alles erklärt, aber Technologie ist leider kompliziert. Alteingesessene Autohersteller neigen dazu, bei ihren Präsentationen mit ihren Erklärungen an der Oberfläche zu bleiben, aber der letzte VW Power Day war eine positive und willkommene Ausnahme von dieser Regel. Wir haben ein Unternehmen gesehen, das mit der Vergangenheit bricht und Aspekte von batterieelektrischen Fahrzeugen präsentiert, die für die Zukunft von Bedeutung sind, wie z.B. Kosten pro Einheit oder Batterieproduktionskapazität in Giga-Watt-Stunden (GWh). Fahrzeugverkäufe, Umsätze und Gewinne sind allesamt nur ein Ausdruck des Angebots von Batteriekapazität, ausgedrückt in Wattstunden.
Volkswagen Power Day oder wie VW künftig seine Batterie-Strategie denkt...
VW präsentierte auf dem Power Day seinen Plan, bis 2030 europaweit 6 Batteriefabriken mit einer jährlichen Produktionskapazität von je 40 GWh zu bauen, also insgesamt 240 GWh. Neben Volkswagen mit der eigenen geplanten Batteriefabrik in Salzgitter in Deutschland werden auch Zulieferer und Partner wie Northvolt Anlagen betreiben und Batterien liefern. Es ist nicht bekannt, inwieweit andere Zulieferer an den 4 verbleibenden Batteriefabriken beteiligt sind, aber das spielt für unsere Betrachtung auch keine große Rolle, denn wir wissen, dass es sich um jeweils 40 GWh Kapazität handelt, und das hilft bei der Berechnung der gesamten zukünftigen Produktionsmenge. Um dies ins Verhältnis zu setzen sollte erwähnt werden das Tesla die Kato-Batteriefabrik in Fremont Kalifornien, die letztes Jahr mit einer Kapazität von bis zu 35 GWh die Produktion startete, eine Pilotproduktionsanlage nennt. Die Batteriefabrik von Tesla in Nevada soll in der letzten Ausbaustufe 105 GWh pro Jahr liefern.
VW hat für den Konzern ein neues, einheitliches Zellformat eingeführt, dass die Zulieferer bisher nicht herstellen und liefern. Diese neuen und einheitlichen Zellen ermöglichen es die Kosten zu senken und viele Prozesse zu vereinfachen. Zusätzliche externe Kapazitäten dieser neuen Zelle durch Firmen wie Panasonic, CATL oder LG Chem wurden nicht mitgeteilt. Die Medienberichte, wonach die Power-Day-Präsentation der neuen, einheitlichen Batteriezellen die bestehende Lieferantenbasis mit deutlicher Überraschung traf, sind glaubwürdig. VW verweigerte nach der Präsentation sogar ihre bestehenden Zulieferer zu treffen den diese wollten sicherlich Klarheit was ihre Rolle in der Zukunft von VW ist. Ein Verhalten das sich negative auf die aktuelle Bewertung von VW als Kunde auswirken wird.
Aus diesem Grund müssen wir aktuell davon ausgehen, dass VW sich von den bisherigen Zelllieferanten zumindest bei dem neuen Zellformat vorerst verabschiedet und versucht, die Versorgung über die eigenen Werke in Europe selbst sicherzustellen. Das Volumen für die 6 europäischen Fabriken mit einer geplanten Gesamtkapazität im Jahr 2030 beträgt somit 240 GWh. Andere VW-Fertigungsstandorte wie z.B. Chattanooga in den USA sollen zumindest für die nächsten Jahre von externen Lieferanten beliefert werden. Weitere Informationen über die Konzernstrategie von VW bezüglich Nordamerika und Asien sind nicht bekannt.
Was an Teslas Battery Day anders gelaufen ist...
Im Gegensatz zur Strategie von VW präsentierte Tesla auf dem Battery Day im September, seine Batterieformate wie z.B. die 4680 sowohl im eigenen Haus als auch mit externen Lieferanten zu produzieren. Sie machten deutlich, dass sie zusätzlich alle Volumina abnehmen, die Zulieferer liefern können. Außerdem informierte Elon Musk, dass die Batteriefabrik bei Berlin in Brandenburg die größte der Welt sein wird und alle für Europa produzierten Fahrzeuge beliefern wird. Der Gründer von Paypal, SpaceX und Tesla, um nur einige seiner Unternehmen zu nennen, hat vor vielen Jahren bei einem Vortrag erklärt, dass Batterien vor ihrem Einsatz im Endprodukt ca. viermal um den Globus transportiert werden. Das erzeugt viel CO2 und daher sollten Batterien folglich besser dort produziert werden, wo das Endprodukt auch verkauft wird. Seit diesem Tag führt er seinen Plan gezielt aus und bezieht Produktions-Material, wenn möglich in der Nähe Herstellung und des Verkaufes.
Tesla hat auf dem Battery Day im September 2020 vorgestellt, im Jahr 2030 weltweit 3.000 GWh aus eigener Produktion zu liefern. Diese Mengen werden von Tesla selbst produziert und obendrein wollen sie alle Batterien kaufen, die ihre Zulieferer liefern können. Die genannten weltweiten Mengen liegen damit also um einige höher als die 240 GWh von VW in Europa.
Vor dem Blick in die Zukunft kommt der Blick in die Vergangenheit
Bevor wir einen genaueren Blick in die Zukunft der beiden Autohersteller werfen, lassen Sie uns ein solides Verständnis dafür bekommen, wie die Unternehmen sich in der Vergangenheit im Bereich Batteriekapazität vergleichen. Im Jahr 2020, wenn man alle verfügbaren Informationen zusammenführt, war das Batterieangebot von Tesla das größte der Welt, was unter anderem dazu führte, dass Tesla der größte Elektroautohersteller weltweit wurde. Während viele nur auf die Fahrzeugverkäufe in Einheiten schauen, ist die wirklich viel bessere Basis für eine objektive Bewertung eines Unternehmens die Versorgung mit kWh-an Batterien. Die Bandbreite der verbauten kWh in jedem Elektroauto ist groß und es besteht sonst die Gefahr ein Fahrzeug mit einer 40 kWh Batterien mit einem anderen das 100 kWh verbaut hat gleichzusetzen. Ein Fahrzeug mit einer größeren Batterie ist zwangsläufig im Vertrieb teurer, daher werden die Auswirkungen auf den Umsatz mit einbezogen wenn man Autohersteller in der neuen Welt der Elektroautos durch kWh vergleicht.
Was wir in der untenstehenden Grafik sehen ist, dass Tesla im Jahr 2020 der Größte Batterie-verbrauchende Autohersteller der Welt war und VW deutlich abgeschlagen an zweiter Stelle steht. Um Tesla zu überholen müsste das Unternehmen mehr kWh produzieren, beschaffen und an die Verbraucher ausliefern als Tesla in Zukunft plant. Wenn VW das nicht umsetzt, werden sie ganz unabhängig von ihrer sonstigen Größe an weltweiten Werken und Mitarbeitern nicht aufholen können.
Tesla repräsentiert im Jahr 2020 30,4% des globalen BEV+PHEV Zellverbrauchs mit 36,4 GWh (34,40GWh für BEVs und 2 GWh stationäre Batterien)
Warum Tesla auch künftig die Nase vorn hat...
Um einen fairen Vergleich der beiden Autohersteller in ihrer zukünftigen Batterieproduktion und -auslieferung zu ermöglichen, treffen wir folgende Annahmen:
- Beide Autohersteller erreichen die behauptete GWh-Produktion, die sie präsentiert haben
- Wir vergleichen nur Europa, da das VW-Batterieangebot außerhalb Europas unbekannt ist
- Ein exponentieller Produktionsanstieg an Batterien wird für beide Unternehmen angenommen
- Die Nachfrage nach Fertigprodukten übersteigt bei beiden Unternehmen das Angebot
- Ein konservatives 30%iges Angebot für Tesla durch Zulieferer wie LG Chem, CATL und Panasonic wird angenommen
- 33% der 3.000 GWh (3 TWh), die Tesla für 2030 angibt, werden für Europa eingesetzt
- VWs PHEV sind in den Betrachtungen enthalten
Wenn wir nur Europa betrachten, ist Tesla nicht nur heute schon wesentlich größer als VW, in der Zukunft wird ihr Vorsprung schneller exponentiell wachsen als der von VW. Im Jahr 2030 wird Volkswagen nach ihren eigenen vorgestellten Plänen in Europa ca. 18% von Tesla in gelieferten GWh repräsentieren und damit auch im entsprechenden Umsatzbereich ein kleineres Unternehmen im Bereich Elektromobilität sein. Der Verbrenner-Umsatz ist in unseren Betrachtungen nicht enthalten, da wir in unserem Szenario, wie von Tesla und VW dargestellt, davon ausgehen, dass Elektrofahrzeuge den Markt gewonnen haben und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Laufe der Zeit auslaufen werden. Wann das genau passieren wird ist nicht bekannt aber was zählt ist, dass der Elektroauto-Anteil exponentiell wachsen und der Verbrenner-Anteil deutlich schrumpfen wird.
Ark Invest, die Analysten, die den Erfolg von Tesla in der Vergangenheit präzise vorausgesagt haben, kommentierten den VW Power Day in ihrem letzten Newsletter treffend mit:
"Teslas erklärtes Ziel für 2030 sind drei Terawattstunden Jahresproduktion, das ist 12,5 Mal mehr als VWs 240 Gigawattstunden. In einer exponentiellen Welt könnten Unternehmen, die linear denken, ins Hintertreffen geraten."
Diese Worte sollten nicht nur als Warnung für VW, sondern für die gesamte etablierte Automobilindustrie verstanden werden.
Während VW die 240 GWh nur für Europa angab und Tesla seine 3 TWh global, könnte der Abstand zwischen den beiden Unternehmen sogar noch größer sein, da Tesla in der Vergangenheit bis zu 100% Zusatzversorgung von externen Firmen bezog. Das wären also in der Zukunft bis zu 6 TWh. Für unseren Vergleich habe ich insbesondere für VW konservative Annahmen verwendet, indem ich davon ausgegangen bin, dass die 240 GWh nur für Europa gelten aber eine Versorgung anderer Kontinente insbesondere in den USA erscheint wahrscheinlich.
Diverse Medien berichten und widerholen seit dem Power Day, dass Volkswagen Tesla überholen wird und zitieren diverse Experten u.a. auch den deutsche Prof. Dr. Dudenhöfer vom CAR-Institut: “Wenn es gut läuft, wird der VW-Konzern im Jahr 2022 Weltmarktführer bei Elektroautos sein.”
Daten, Wissenschaft und Fakten, zu denen wir alle Zugang haben, beweisen, dass der Volkswagen Konzern nicht annähernd in der Lage ist, den Marktführer sowie heute als auch in der Zukunft herauszufordern. Die Volkswagen-Gruppe ist heute kleiner in EVs und Hausbatterien und wird nach ihrer Definition jedes Jahr relativ zu Tesla schrumpfen.
Die Fakten sprechen gegen die Aussagen der zitierten Experten und die Antwort auf meine Aufforderung diesen Wiederspruch zu erklären zeigt das vermutlich eher ein Bauchgefühl der treibende Faktor von Prof. Dr. Dudenhöfer war als eine in einer auf Daten basierten wissenschaftlichen Schlussfolgerung. Wenn dem so ist stellt sich die Frage warum die Medien Aussagen veröffentlichen die als Bewertungsgrundlage keinerlei Relevanz haben.
Während ich Volkswagens Bemühungen vollelektrische Fahrzeuge zu investieren und sich ganz auf diese zu fokussieren ausgesprochen begrüße ist das, was sie aktuell auf dem Power Day vorgestellt haben zu wenig und zu spät, um ein glaubwürdiger Herausforderer zu werden. Meine Prognose ist deshalb, dass Volkswagen weiter hinter Tesla zurückfallen wird.