Bei seinem ersten Auftritt als neuer Chef des Volkswagen-Konzerns stellte Oliver Blume klar, dass am grundlegenden Kurs in Richtung Elektroautos nicht gerüttelt werde. Eher werde das Tempo sogar noch forciert, wie er Anfang September in Lissabon vor 500 VW-Managern sagte: „Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen.“ Dem Elektroantrieb gehöre die Zukunft, betonte er. „Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche.“ Bei Porsche hatte der 54 Jährige die Entwicklung des rein elektrischen Taycan vorangetrieben.
In äußerst herausfordernden Zeiten müsse die Autoindustrie die größte Transformation ihrer Geschichte stemmen, so Blume. Der neue VW-Konzernchef konstatiert eine „hohe Dynamik“ in der Branche: In kommenden fünf Jahren werde sich mehr verändern als in den vergangenen 50. Dabei gelte es, „den richtigen Rhythmus“ zu finden und „eine klare Strategie“. Diese werde man „konsequent umsetzen, und zu geeigneten Zeitpunkten den Kurs überprüfen.“
Die einzelnen Konzernmarken, wie etwa Audi, Porsche, Skoda und Seat, sollen mehr Kompetenzen und Aufgaben erhalten. Der Konzern könne nur so erfolgreich sein, wie es „seine fantastischen Marken sind“. Nach fünf Grundprinzipien wolle Blume seine Rolle ausfüllen: Es gehe um Marken, Produkte, Menschen, Unternehmertum und Nachhaltigkeit, sagte er in seiner Antrittsrede.
Blume riss bei seinen Ausführungen auf der Führungskräftekonferenz auch einen Zehn-Punkte-Plan an, mit den größten inhaltlichen Prioritäten im Konzern. „Mit diesen konkreten Programmen, die vom Konzernvorstand gesteuert werden, wird das Team vom ersten Tag an durchstarten und schnell Erfolge erzielen können“, so der neue VW-Chef über die Neuausrichtung des Konzerns. „Im Fokus stehen unsere finanzielle Robustheit, die Weiterentwicklung unserer Produkte, Software und Technologien, Regionen wie China und Nordamerika sowie Nachhaltigkeit und der Kapitalmarkt.“ Für jeden der zehn Punkte werde jeweils einer der künftig neun Konzernvorstände verantwortlich sein. Blume selbst wolle sich auf Strategie, Qualität, Design sowie die schlingernde Softwaretochter Cariad konzentrieren. Konkret gehe es bei den zehn Punkten um:
- Die alljährliche Planungsrunde zur Werksbelegung, die im November ansteht
- Produkte
- China als wichtigster Absatzmarkt
- Das Nordamerika-Geschäft
- Die Software-Sparte Cariad
- Die Plattformstrategie rund um die neue Scalable Systems Platform (SSP) und Technologie
- Batterie, Laden und Energie
- Mobilitätsangebote
- Nachhaltigkeit
- Kapitalmarkt
Blumes Vorteil ist, dass er sein gesamtes Berufsleben im Konzern verbrachte – er startete vor 28 Jahren als Trainee bei Audi – und fast „jeden Winkel des Unternehmens“ kenne, wie er in einem Interview sagte. In den ersten beiden Wochen seiner Amtszeit werde er jeweils einen Tag bei Audi, Seat und Skoda verbringen, um die neuen Weichenstellungen mit dem Management zu besprechen. „Unternehmertum in den Marken ist mir wichtig. Stehen die Ziele, dann geht es gemeinsam los“, so Blume.
Quelle: FAZ – Neuer VW-Chef will Tempo in der E-Mobilität erhöhen / NTV – Blume setzt bei Volkswagen auf E-Mobilität