Unterwegs im VW ID. Buzz zum Lago Maggiore

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Wolfgang Gomoll
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Mit dem ID. Buzz auf langer Reise an den pittoresken Lago Maggiore. Dem E-Bully fliegen die Herzen zu und die Fahrt bereitet Freude. Doch wo viel Sonne, da auch Schatten. Das Lademanagement der Navigationssoftware ist noch nicht wirklich ausgereift. Letztendlich ist man auf sich selbst gestellt.

Der erste Zwischenstopp hat wenig von Road-Trip-Easy-Rider-Romantik. Ein Parkplatz an der Autobahn A96, die von München Richtung Lindau führt. Die Sonne scheint, ein Tisch und eine Bank sind frei. Zeit, um zu frühstücken. Es dauert nicht lange, ehe wir Gesellschaft bekommen. Das Gefährt ist automobilsemantisch gesehen, genau das Gegenteil des verschmitzt lächelnden E-Bullys. Ein US-Pick-up-rollt auf das Areal. Schwarz, mächtig, respekteinflößend. Der Lenker personifiziert ebenfalls die dunkle Seite der Macht: Vintage-Baseballcap, enges T-Shirt und Arme, die manche für Beine halten, auf denen sich verschiedene Tattoo-Künstler verewigt haben. Wir nehmen einen Biss von der Käsesemmel und harren der Dinge, die da kommen mögen.

Begegnung mit dem Asphalt-Darth-Vader

Beim Anblick des orange-weißen ID. Buzz, der in der Sonne wartet, bis es weiter geht, hellen sich die Gesichtszüge des Asphalt-Darth-Vaders auf. „Hey, cooles Auto!“ Gefolgt von einem nach oben gereckten Daumen. Wir lächeln zurück. „Danke!“ Und verspeisen den Rest des Morgenmahls. Weiter geht die Tour, die vor eineinhalb Stunden begonnen hatte, und über 443 Kilometer von München nach Locarno zum VW-ID-Treffen führt. Wo der zweifarbige Sympathieträger noch mehrmals im Mittelpunkt stehen sollte.

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Die Sitze sind in Ordnung und lassen dank der verlängerbaren Oberschenkelauflage und den beiden einstellbaren Armlehnen sogar ein Hauch Lounge Feeling aufkommt. Wir surren mit maximal 130 km/h entspannt Richtung Lago Maggiore. Und wollen keinen Geschwindigkeitsrekord brechen, sondern in das E-Bully-Gefühl der Neuzeit eintauchen. Entspanntes Cruisen statt Vollgas heißt also die Devise. Außerdem wollen wir sehen, wie sich der Stromer-Nachfolger der VW-Ikone auf der Langstrecke schlägt.

Zunächst ist alles wunderbar. Wir starten mit 94 Prozent Ladung der 82-Kilowattstunden fassenden Batterie (netto 77 kWh) und einer Bordcomputer-Reichweite von 442 Kilometern. Mehr, als der Wolfsburger Autobauer im Prospekt angibt. Aber dieser Wert ist auch von dem bisherigen Verbrauch, Fahrstil, Geschwindigkeit, Einsatz von Komfort- beziehungsweise Nebenverbrauchern wie der Klimaanlage sowie der Außentemperatur abhängig.

Die VW-eigene Navigation berechnet den Weg in das Tessin und schlägt einen Ladestopp vor. Prächtig. Da kann man doch die von den Elektromobilisten ständig gefeierte ohnehin nötige Pause einlegen. Unser ID. Buzz Pro schafft eine Ladeleistung von maximal 170 kW, um die Energiespeicher möglichst schnell wieder zu füllen. Laut VW soll es nur rund 30 Minuten dauern, bis die Akkus von fünf auf 80 Prozent gefüllt sind.

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Klingt alles prächtig. Dann meldet der ID. Buzz, dass der Verbrauch zu hoch ist, um den nächsten Ladepunkt sicher zu erreichen und dass eventuell ein weiterer Ladestopp eingelegt werden muss. Na Bravo. Aber wir sind angetan, wie rührend und vorausschauend sich das System um uns kümmert. Der Blick auf den Verbrauch entlarvt den Übeltäter. Ok. 22,8 kWh auf 100 km sind nicht wenig, obwohl wir meistens in den Fahrprogrammen Eco oder Komfort unterwegs waren.

Elektronische Helfer wie der Travel Assist machen einen guten Job und unterstützen uns tatkräftig auf dem Weg in den Süden. Auf dem kleinen Instrumenten-Display werden sogar Motorradfahrer eindeutig als solche identifiziert und entsprechend angezeigt. Wir sind auf dem Weg zum autonomen Fahren. Auch das viel gescholtene VW-Infotainment beziehungsweise die Bedienung desselben ist besser und intuitiver, als man glaubt. Wir sind bester Laune, aktivieren den Tempomaten, schwimmen so mit dem Autobahnverkehr mit und genießen die Aussicht.

Herausforderungen beim Laden

Nur der sinkende Ladezustand der Batterie bereitet uns ein wenig Kopfzerbrechen. Aber das Navigationssystem hat das ja im Griff. Auch wenn wir auf dem Weg in die italienische Schweiz einige Höhenmeter überwinden müssen. Wir rollen weiter, dann meldet das System nervös, dass der Ladestand der Energiespeicher auf 20 Prozent gefallen sei und wir möglichst schnell Strom tanken sollten.

Also wird ein Weg zur nächsten Ladestation vorgeschlagen? Von wegen! Wir sind auf uns selbst gestellt. Dass nicht alle Ladesäulen entlang der Route angezeigt werden, macht die Sache nicht besser. Also fahren wir auf gut Glück bei der nächsten Raststation raus und haben Glück, dass zwei Ladesäulen frei sind. Allerdings nur mit 50 kW. Egal, langsamer Strom ist besser als gar keiner und wir legen los.

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Schön wär’s. Die Ladekarte funktioniert nicht. Gott sei Dank akzeptiert die Stromtankstelle unsere Kreditkarte. Los geht’s. Der ID. Buzz gibt sein Bestes und saugt mit maximal 47 kW Energie. Nach exakt 64 Minuten und 14 Sekunden sind 80 Prozent erreicht und wir um 35,84 Schweizer Franken ärmer. Dafür um die Erfahrung beziehungsweise das Wissen reicher, dass man sich bei der Routenplanung nicht auf die VW-Navigation verlassen sollte, da diese offenbar am Akku zehrende Höhenmeter beim Streckenverlauf nicht einkalkuliert. Dieser Malus macht das Stromern schwierig. Wir merken uns das für die Heimfahrt, wo wir selbst einen Schnelllader suchen, bei dem der ID. Buzz mit bis zu 130 kW Energie abgreift und wir auch mal mit 145 km/h nach Hause streben.

Durch die malerische Schweiz nach Locarno

Aber erst geht es weiter durch die malerische Schweiz, über den San Bernardino und dann weiter nach Locarno. Der ID. Buzz schlägt sich prächtig, auch wenn das Fahrwerk eher auf der strafferen Seite ist. Wir erreichen unser Zielgebiet nach gut sechseinhalb Stunden Reisezeit und einem Durchschnittsverbrauch von 20,3 kWh auf 100 km. Locarno liegt in der Schweiz, ist aber gefühlt mitten in Italien. Dementsprechend voll sind die Straßen. Jeder Einwohner scheint ein Auto zu haben. Doch beim Einbiegen in die Blechkolonne mit den Sonnenbrillenträgern am Lenkrad macht sich der Sympathieeffekt des E-Bully positiv bemerkbar.

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Wir werden freundlich hereingewunken, wo sonst die Hupe den Eindringling deutlich in die Schranken weist. Selbst die herunterhängenden Mundwinkel einzelner Exemplare der allzu verbissenen Hier-radle-ich-Fraktion hellen sich beim Anblick des charmanten Wolfsburgers auf. Ja, der ID. Buzz ist mit Abstand der größte Sympathieträger der ID-Familie.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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