VW-Gigafabriken: „Mit der Eigenfertigung sichern wir unsere E-Offensive ab“

Cover Image for VW-Gigafabriken: „Mit der Eigenfertigung sichern wir unsere E-Offensive ab“
Copyright ©

Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Um den steigenden Zellbedarf für Elektroautos zu decken, plant der Volkswagen Konzern den Aufbau mehrerer Gigafabriken. Die Batteriezellen sollen unter anderem in Modellen der ID. Familie eingesetzt werden. Sebastian Wolf ist im Geschäftsbereich Battery des Konzern-Vorstandsressorts Technik für den Bau der Fabriken verantwortlich. In einem von VW selbst veröffentlichten Interview hat er den Plan, der unter anderem fünf Gigafactories in Europa bis 2030 vorsieht, genauer vorgestellt.

Der Bau der Gigafactories ist ein Großprojekt, das uns wirklich viel abverlangt“, sagt Wolf zu Beginn des Interviews. Damit dies gelingt, habe sich der Hersteller „durch weitere Top-Experten aus der internationalen Batteriebranche verstärkt“ und werde das Team auch kontinuierlich ausbauen. Auch für den Bau der Gebäude und der Fertigungsanlagen seien die richtigen Partner wichtig. Und zudem soll eine Standardisierung der Werke helfen, das Vorhaben erfolgreich in die Realität umzusetzen. „Wenn wir jedes Werk einzeln planen, brauchen wir zu lange“, sagt Wolf. Deshalb setze Volkswagen auf das Konzept der Standardfabrik, „wobei wir gleichzeitig lernfähig und flexibel bleiben. Damit werden alle Standorte rechtzeitig in Betrieb gehen“, stellt er in Aussicht.

Das Standarddesign der Batteriefabriken vereinfache und beschleunige vor allem die Planung und den Einkauf, weil in allen Werken die gleichen Komponenten für Gebäude und Ausrüstung eingesetzt werden können. Unterschiedlich seien dann nur noch die Genehmigungsverfahren in den verschiedenen Ländern. Grundlage für die Standardfabrik soll die Volkswagen Einheitszelle werden, die an allen Standorten gefertigt werden soll. „Beides zusammen führt zu hohen Skaleneffekten. Aus Kundensicht wirkt sich das positiv auf den Fahrzeugpreis aus“, sagt Wolf.

Volkswagen-Elektroauto-Batteriefabrik
Volkswagen

Mit einigen weiteren Projekten will Volkswagen die Wertschöpfung der Batterie-Lieferkette vertiefen. Etwa mit einer Kooperation mit dem belgischen Batteriematerial-Spezialisten Umicore, um möglichen Rohstoff- und Materialengpässen entgegenzuwirken. „Wir sprechen mit Umicore über den Aufbau umfassender Produktionskapazitäten für Kathodenmaterial. Auch Rohstoffbeschaffung und Recycling spielen bei den Gesprächen eine Rolle“, erklärt Wolf.

Seine ersten Batterien will VW ab 2025 in Salzgitter produzieren. Anschließend sollen im Abstand weniger Monate die weiteren Standorte folgen, beginnend in Südeuropa. Spätestens bis 2030 will Volkswagen eine Gesamtkapazität von 240 GWh erreicht haben.

„Die Batteriezelle ist ein zentrales Differenzierungsmerkmal“

Bei einem E-Auto ist die Batteriezelle ein zentrales Differenzierungsmerkmal. Sie entscheidet über Ladegeschwindigkeit und Reichweite. Ich halte es deshalb für immens wichtig, dass wir in Europa Know-how aufbauen und Wertschöpfungsketten zu uns holen“, sagt Wolf. Dafür geht VW massiv in Vorleistung, wie der Head of Operations Battery Cell im Geschäftsbereich Battery erklärt: „Der Konzern investiert rund zwei Milliarden Euro in den Bau und Betrieb der Zellfabrik in Salzgitter“. In den Aufbau der gesamten Wertschöpfungskette in Europa wiederum fließe ein Invest, das VW nicht allein stemmt, sondern gemeinsam mit Partnern. Dazu will Volkswagen eine Europäische Aktiengesellschaft gründen, „die alle Aktivitäten bündelt – von der Rohstoffverarbeitung über die Entwicklung der Einheitszelle bis zur Steuerung der Gigafabriken.“

Bei VWs Batteriefabriken ist die Zellfabrik in Salzgitter gesetzt, Spanien und Osteuropa sind im Gespräch, zusätzliche Standorte sind in Prüfung. Wichtige Kriterien bei der Standortwahl seien neben der Beschaffenheit des Grundstücks und den lokalen Rahmenbedingungen zwei weitere entscheidende Dinge: „Personal und Energie“, wie Wolf erklärt: „Um eine Zellfabrik zügig hochzufahren, müssen wir im Umfeld genügend qualifizierte Mitarbeiter finden“. Nicht nur Chemiker in überschaubarer Zahl seien gefragt, sondern vor allem Menschen mit Produktionserfahrung. „Außerdem brauchen wir genügend grünen Strom, etwa aus Sonnenenergie oder Windparks“, so Wolf.

Damit die Batteriefabriken zukunftsfähig sind und auch künftige Innovationen in der Produktion berücksichtigen können, sollen sie anpassungsfähig und flexibel ausgelegt sein. Die Standardfabrik ist Wolf zufolge auf Grundlage einer Technologiematrix geplant, „die mehr als 30 absehbare Prozessinnovationen bis zum Ende der Dekade“ berücksichtige: „Dazu gehören etwa das Trockenbeschichten der Elektroden, neue Zellchemien und die Festkörperbatterie“.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 17.02.2022

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Daniel W.:

Energiewende, E-Autos, Chips, Batterien usw. im eigenen Land gehören zur politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit, damit das eigene Land nicht so leicht von den Diktatoren abhängig und erpressbar ist.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Sebastian Henßler  —  

Zeekr baut Europa zum Kernmarkt aus – mit lokaler Entwicklung, eigenen Teams in Göteborg und Amsterdam sowie klarer Ausrichtung auf Substanz.

Cover Image for Blume soll Posten als Porsche-Chef aufgeben wollen

Blume soll Posten als Porsche-Chef aufgeben wollen

Michael Neißendorfer  —  

Blume soll sich entschieden haben, die CEO-Rolle bei Porsche aufzugeben, um sich voll auf Volkswagen konzentrieren zu können.

Cover Image for Kia: befristet günstiges Leasing für Großraum-Elektroautos PV5 Passenger und PV5 Cargo

Kia: befristet günstiges Leasing für Großraum-Elektroautos PV5 Passenger und PV5 Cargo

Michael Neißendorfer  —  

Kia bietet zur Modelleinführung seiner neuen Großraum-Elektroautos PV5 Passenger und PV5 Cargo noch bis Ende September vergünstigte Leasing-Konditionen an.

Cover Image for VW: Elli bietet Energiehandel für Unternehmen an

VW: Elli bietet Energiehandel für Unternehmen an

Michael Neißendorfer  —  

Die VW-Konzernmarke Elli zündet im Geschäftsbereich Energy die nächste Stufe und bietet ab sofort Energiehandel als Serviceprodukt auch für externe Kunden an.

Cover Image for CATI-Studie: E-Mobilität ist und bleibt ein Langstreckenprojekt

CATI-Studie: E-Mobilität ist und bleibt ein Langstreckenprojekt

Sebastian Henßler  —  

Eine aktuelle Analyse zeigt, dass kein Hersteller mehr allein auf Stromer baut – Plug-in-Hybride und flexible Architekturen gewinnen in Europa an Gewicht.

Cover Image for Audi e-tron GT Quattro im Test: Souveräne Basis

Audi e-tron GT Quattro im Test: Souveräne Basis

Stefan Grundhoff  —  

Audi erweitert die Palette seines e-tron GT nach unten. Nachgeschärfter Antrieb und fein abgestimmtes Fahrwerk kommen mit deutlich höherer Reichweite.