Erst Anfang Februar haben wir berichtet, dass VW-Chef Diess einen europäischen „Masterplan“ für Elektroauto-Ladeinfrastruktur fordere. Nun legt der Wolfsburger Automobilhersteller abermals selbst vor und will gemeinsam mit E.ON den Aufbau eines dichten, öffentlichen Netzes mit ultraschnellen Ladestationen für E-Fahrzeuge vorantreiben. Im Mittelpunkt der Ladeoffensive steht der Prototyp einer neuen, flexiblen Ultra-Schnellladestation. Durch die Integration eines Batteriesystems wird es möglich, Ultraschnell-Ladesäulen ohne Tiefbau oder Netzanschluss nahezu überall und zu deutlich attraktiveren Konditionen zu installieren.
VW und E.ON überführen mobile Schnellladesäule in Serie
Bereits im März 2019 wurde bekannt, dass die Ende Dezember 2018 vorgestellte mobile Schnellladesäule, ab 2020 in die Serie überführt wird. Vom Prinzip her funktioniert diese wie eine Powerbank fürs Smartphone, eben nur ein paar Nummern größer und leistungsstärker. Die mobile Schnellladesäule von VW kommt mit einer Kapazität von 360 kWh daher und ermöglicht im autarken Betrieb das Laden von bis zu 15 E-Fahrzeugen. Bedingt durch die DC-Schnellladetechnologie mit einer Ladeleistung von 100 kW dauert ein Ladevorgang durchschnittlich nur 17 Minuten.
„Die von uns entwickelte flexible Schnellladesäule ist ein wichtiger Baustein zum Ausrollen der Elektromobilität, die durch ihren innovativen Ansatz des schnellen und einfachen Aufbaus die Bedürfnisse der Kunden erfüllt. Mit E.ON haben wir einen wichtigen Kooperationspartner, der diese Technologie bedarfsgerecht betreiben kann.“ – Thomas Schmall, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Group Components
Angelehnt an diese Powerbank fürs Smartphone haben E.ON und VW das Ganze weiter entwickelt und gedacht. Besonders von Stadtwerken und Kommunen sowie von Tankstellen und Raststätten verzeichnet E.ON ein hohes Interesse an dieser Lösung. Darüber hinaus ist das Angebot zugeschnitten auf die Elektrifizierung von Parkplätzen des Einzelhandels sowie auf Logistikunternehmen, etwa Paketdienste.
Ultraschnellladestationen nach dem Prinzip Plug & Play
Aufgestellt werden sollen die Schnellladesäulen nach dem Prinzip Plug & Play. Dieses bedeutet: Hinstellen, Anschließen, online Konfigurieren. Das Schnellladesystem kann parallel zwei E-Autos mit bis zu 150 Kilowatt Leistung laden und so durchschnittlich in nur rund 15 Minuten für zirka 200 km mehr Reichweite sorgen. Somit konnte die Ladesäule von E.ON und VW gegenüber der erstmalig vorgestellten Schnelladesäule um 50 kW-Ladeleistung zunehmen.
Betrieben werden die Ultra-Schnelllader ausschließlich mit grünem Strom, durch einen verbauten Akku besitzt die Ladestationen immer genügend Kapazität. Geladen wird dieser von einem herkömmlichen Stromanschluss von 16 bis 63 Ampere. Die Technologie erfüllt alle Voraussetzungen, um sowohl gemäß der EU als auch der deutschen Richtlinie finanziell gefördert zu werden und entspricht den Anforderungen des Eichrechts.
„E.ON ist schon vor Jahren in der Elektromobilität vorangeschritten und hat eigene ultraschnelle Tankstellen an die Autobahnen von Europa gebracht. Von Beginn an haben wir uns mit den Wünschen und Problemen unserer Kunden beschäftigt und gehen heute mit Volkswagen Group Components den nächsten Schritt in Richtung Zukunft. Durch das Bündeln unserer Kräfte können wir unseren Kunden nun ultraschnelle Ladesysteme anbieten, die schneller, einfacher und günstiger sind als herkömmliche Lösungen und zur Sektorkopplung beitragen.“ – Karsten Wildberger, E.ON Vorstandsmitglied
Die Volkswagen Group Components startet noch in diesem Jahr die Serienproduktion. In der zweiten Jahreshälfte wird E.ON die neuen Ladesäulen an sechs Autobahntankstellen intensiv testen und anschließend unter dem Namen E.ON Drive Booster zuerst im deutschen Markt einführen.
Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 11. Februar 2020