Zum Auto-Gipfel, der in diesem Jahr in Wolfsburg stattfindet, veröffentlichte Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns, einen Gastbeitrag im Handelsblatt. Thema: Beitrag der Automobilindustrie zum Umwelt- und Klimaschutz.
„Es genügt nicht, Autos CO2-neutral herzustellen, sie müssen auch CO2-neutral genutzt werden“ – mit diesem Appell hat Diess seiner Forderung nach umweltfreundlicher und nachhaltiger Stromerzeugung erneut Nachdruck verliehen. Die Automobilbranche könne „die Welt nicht alleine retten“, sie werde aber ihren Beitrag leisten, stellte Diess klar. Er begrüße den derzeitig stattfindenden gesellschaftlichen und politischen Diskurs über Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte der individuellen Mobilität – allerdings gehe die „Debatte über Fahrverbote und Diesel-Nachrüstungen an den großen klimapolitischen Herausforderungen“ vorbei.
Diese Aussage begründet Diess damit, dass es in Deutschland weniger ein Stickoxid- denn ein CO2-Problem gebe. Während Stickoxide ein eher lokales Problem seien, stellten CO2-Emissionen eine globale Herausforderung dar, so der Vorstandsvorsitzende. Zudem würden Stickoxid-Grenzwerte lediglich punktuell überschritten, in bestimmten Städten und einzelnen Hotspots.
Weiter sagte Diess in seinem Beitrag, dass die bereits umgesetzten Maßnahmen gegen solche Grenzwertüberschreitungen die gewünschte Wirkung zeigten. „Stickoxide werden also auf absehbare Zeit ein Problem der Vergangenheit sein.“ Nicht aber die CO2-Emissionen.
Primärenergie muss CO2-frei werden
Kritisch sieht Diess den in Deutschland vorherrschenden Energiemix mit Kohle: „Im Schnitt werden für eine erzeugte Kilowattstunde Strom noch immer rund 500 Gramm CO2 freigesetzt.“ Er sieht das Risiko, dass man sich von Benzin und Diesel verabschiede, aufgrund des Energiemixes dann aber mit Kohle oder gar Braunkohle fahre. In der jüngeren Vergangenheit äußerte sich Diess bereits des Öfteren kritisch über den Energiemix in Deutschland und versuchte, ein Verständnis dafür zu schaffen, wie wichtig es ist, dass die Primärenergie CO2-frei wird.
Eine zügige Umstellung der Energieversorgung von fossilen auf erneuerbare Energieträger sei notwendig, um dem Elektroauto in der Breite zum Durchbruch zu verhelfen und den Umstieg als große klimapolitische Chance zu verstehen, so Diess. Es brauche außerdem eine „konsequente politische Förderung der E-Mobilität“ und einen „schnellen Aufbau der nötigen Ladeinfrastruktur“.
„Agenda Auto“ – für die Zukunftsfähigkeit der Automobilbranche
Für den technologischen Paradigmenwechsel nimmt der Volkswagen Konzern in den kommenden fünf Jahren rund 44 Milliarden Euro in die Hand, macht ganze Produktionsstätten CO2-neutral und lässt für die Zellfertigung grün erzeugten Strom einsetzen. „Kein anderer Autobauer geht das Thema E-Mobilität so konsequent an wie Volkswagen“, ist der VW-Chef überzeugt. Insgesamt sieht Diess im Umstieg auf emissionsfreie alternative Antriebe einen wesentlichen Hebel, um CO2-Emissionen zu reduzieren.
Zeitgleich brauche es aber auch „ein politisches und gesellschaftliches Umfeld, das Ja sagt zum Auto und zur individuellen Mobilität der Zukunft.“ Laut Diess mangele es an einer sogenannten „Agenda Auto“ – einem strukturierten Plan also, der die Zukunftsfähigkeit der Automobilbranche im globalen Technologie-Wettstreit gewährleistet. „Die nächste Dekade wird über das Schicksal der deutschen Autoindustrie entscheiden“, so Diess.
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 04.12.2018