Wolfgang Eder, seit April 2004 Vorstandschef des österreichischen Technologie- und Industriegüterkonzerns Voestalpine mit mehr als 50.000 Mitarbeitern weltweit, sprach in einem Interview mit Der Standard über die Chancen und Potenziale der Elektromobilität, neue Geschäftsideen sowie die Abhängigkeit von der Autoindustrie.
Vor allem die Umwälzungen in der Autoindustrie betreffen den Konzern aus Linz besonders, da er sich längst vom einfachen Stahlhersteller in einen technologisch führenden Zulieferer verwandelt hat und ein Drittel seines Umsatzes von der Automobilwirtschaft stammt, heißt es eingangs des Interviews.
Zwar werde das auch in der Formel E vertretene Voesalpine „sicher nicht in den nächsten drei Jahren“ auch Elektromotoren fertigen. „Ich würde es langfristig aber nicht ausschließen, dass wir in eine Elektromotorenfertigung gehen“, so Eder. Zuvor müsse man in diesem Bereich noch Erfahrungen sammeln. Momentan stelle sein Unternehmen nur den Rotor dafür her, „also den inneren, drehenden Teil und gewisse Teile der Außenseite“.
„Grundsätzlich ist ein Elektromotor ja technisch nicht extrem kompliziert“, so Eder in dem Interview. Das Know-how liege „wieder einmal im Material. Dieses Elektroblech muss ganz spezifische magnetische Eigenschaften haben. Natürlich ist es nahe liegend, als weltweit führender und Europas größter Materialhersteller für diese Spezialbleche, dass wir überlegen: Jetzt machen wir einzelne Teile, vielleicht machen wir irgendwann alle Teile. Aber für die nächsten Jahre sind wir am Lernen“.
Dass die rein batteriebasierte Elektromobilität der automobile Goldstandard wird, bezweifelt Eder allerdings: „Ich sehe die wirklich langfristige Zukunft eher bei Wasserstoff- und Brennstoffzelle“, womit er aber erst in mindestens 20 Jahren rechne. Wasserstoff sei „auch ökologisch und hinsichtlich Lifecycle die bessere Variante“, der reine Elektroautos stellen ihm zufolge „unter Lebenszyklus- und Nachhaltigkeitsaspekten keine optimale Lösung“ dar.
Die Elektrifizierung sei eher im Kleinwagensektor und im urbanen Bereich sinnvoll, dort gebe es auch die „notwendige Versorgungsinfrastruktur mit Strom. Völlig anders ist es bei langen Strecken über Land. Stellen Sie sich die Brennerautobahn an einem heißen Sommerwochenende vor, wo sich halb Europa auf dem Weg in den Süden trifft, und alle müssen nach 200 Kilometern Fahrt Strom tanken“, gibt Eder zu Bedenken.
Eder meint, dass wir „in 20, 25 Jahren vielleicht 30 bis 40 Prozent reine Elektroautos haben werden, und das primär in Städten“. Den Rest stellen seiner Einschätzung nach Hybrid- und Wasserstoffautos.
Quelle: Der Standard – Voestalpine-Chef: “Vielleicht bauen wir den ganzen Elektromotor”