EQA, #1 und Niro: Kompakte E-SUV im doppelten Dreier-Duell

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Mercedes-Benz

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 4 min

Sowohl die Auto Motor und Sport (AMS) als auch die Auto Straßenverkehr (ASV) gehören zur Motor Presse Stuttgart. Beide Fachzeitschriften haben sich nun mit dem Mercedes EQA, dem Smart #1 und dem Kia Niro EV exakt die selben drei Testwagen vorgenommen, wie die Kennzeichen auf den Fotos verraten. Dabei wird deutlich, wie sehr das Ergebnis eines Vergleichstests auch von der angewandten Bewertungsmatrix abhängt – denn die Ergebnisse der beiden Dreikämpfe unterscheiden sich trotz desselben Autors mitunter deutlich voneinander.

Zunächst ein paar Eckdaten zu den drei Elektroautos: Mit 4,27 Metern ist der Smart in Premium-Ausstattung der kürzeste im Bunde, der Kia in der Ausstattungslinie Vision misst 4,42 Meter, der Mercedes, getestet als 250+, ist mit 4,46 Metern der längste. Dafür ist der #1 mit 200 kW (272 PS) am stärksten motorisiert, während sich der Niro mit 150 kW (204 PS) und der EQA mit 140 kW (190 PS) begnügen. Dafür hat der Mercedes mit 70,5 kWh den größten Akku an Bord, gefolgt vom Smart mit 66 kWh und dem Kia mit knapp 65 kWh. Preislich ist der Mercedes das teuerste der drei kompakten E-Autos, in der getesteten Ausstattung kostet er 52.205 Euro. Kia und Smart sind mit jeweils etwa 45.500 Euro ein gutes Stück günstiger.

Kia im Test am sparsamsten

Beim Testverbrauch sind bei allen drei Modellen exakt die selben Werte vorzufinden, was ebenfalls zeigt, dass ein gemeinsamer Test doppelt ausgewertet wurde. Am meisten Strom gönnte sich demnach der flotte Smart mit 22,7 kWh, der Mercedes benötigte 21,6 kWh, der Kia 21,1 kWh. Daraus ergeben sich realistische Reichweiten von 370 Kilometern beim EQA, 327 Kilometern beim Niro sowie 321 Kilometern bei #1.

Blicken wir nun auf die Testergebnisse und beginnen mit der ASV, wo sich alle drei Elektroautos Kategoriesiege sichern können. So überzeugt der Kia bei Platz und Handhabung am meisten, der Mercedes bei Komfort, Fahrverhalten, Sicherheit und Umweltaspekten – wenn auch teils hauchdünn – und der Smart bei den Fahrleistungen. Im Testergebnis vor Berücksichtigung des Kostenfaktors liegen die drei Testwagen dann quasi gleichauf: Der Mercedes erzielt 213 Punkte, der Smart 211 Punkte und der Kia 209 Punkte.

Kia_Niro_EV
Kia

Weil der EQA in der Kostenwertung aber klar hinter dem Smart und noch klarer hinter dem Kia liegt, sieht die Gesamtwertung anders aus: Der Kia setzt sich mit 265 Punkten durch, der Smart fährt dahinter mit 259 Zählern auf Platz zwei ein, der Mercedes muss sich mit 244 Punkten mit Platz drei begnügen. Möglich waren jeweils 450 Punkte.

Kostenfaktor killt Mercedes-Sieg nur einmal

Die AMS hat die drei Autos wie gewohnt auch an der Ladesäule gegeneinander antreten lassen. Auch wenn der #1 die mit Abstand höchste maximale Ladeleistung hat, sind mit Blick auf nachgeladene neue 200 Kilometer Reichweite alle drei dicht beisammen. Der Mercedes benötigte dafür 28 Minuten, der Smart 31 Minuten, der Kia brauchte mit 33 Minuten ebenfalls nur unwesentlich länger.

In der Endabrechnung entscheidet der Mercedes EQA abermals die Eigenschaftswertung für sich. Vor allem Komfort und Fahrverhalten stuften die Tester als deutlich besser als bei den beiden Kontrahenten ein. Mit 409 von 700 möglichen Punkten ist er vor Berücksichtigung von Kosten- und Umweltfaktoren an der Spitze, Zweiter ist bis hierhin der Kia mit 381 Punkten, Dritter der Smart mit 374 Zählern.

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Smart

Bei der Umweltbewertung liegen alle drei Elektroautos dicht beisammen, und bei den Kosten liegt der Mercedes abermals hinter den beiden Kontrahenten. Doch bei der AMS fällt dies offensichtlich nicht so stark ins Gewicht, denn in der Endabrechnung liegt der EQA immer noch mit 605 Punkten vorne. Zweiter bleibt der Kia mit 591 Punkten, Dritter der Smart mit 574 Punkten.

Quelle: Auto Motor und Sport (18/2024, S. 58 bis 67) – „Geht da noch Watt?“ – Auto Straßenverkehr (19/2024, S. 28 bis 33) – „Gegenwind-Energie“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Hiker:

Ha ha!

Hiker:

Das bringt man den Leuten nicht plausibel bei. Die Werbung versucht mit der sog. „800V Technik“ zu punkten. Tatsächlich macht das wenig bis nichts aus. Zudem braucht es entsprechende Ladestationen die das überhaupt können. Wie viele davon aktuell existieren brauchen wir nicht zu diskutieren. Viel wichtiger ist der Wert mit welchem die einzelnen Zellen maximal geladen werden können. Aber hauptsächlich gewisse Deutsche Hersteller meinen damit Vorsprung suggerieren zu können. Aktuell alles Humbuk.

Uli:

Ist der nicht schon eine Klasse größer? EQB, Q4, Envaq, ….

XXFahrer:

Warum wurde der BMW iX1 nicht mit getestet? Mit Abstand der beste Kompakt E-SUV, hat alle anderen bekannten Teste gewonnen.

Wolfbrecht Gösebert:

„… der Vorteil der [800-V-Systeme] ist eben die geringere Strombelastung …“

Merke: Über die geringere Strombelastung der Stecker schrieb ich ja schon!

„… [der Vorteil der [800-V-Systeme] ist eben die schonendere Lad[]ung.“

Das ist – mit Verlaub gesagt – schlichter UNFUG!: Die Belastung einer einzelnen Zelle beim Schnellladen ist NUR von deren eigenem Ladestrom (z.B. »5,5C«) abhängig –> sie selber weiß sowieso nicht, an welcher Spannung das Auto hängt, die *einzelne* Zelle nimmt also nur ihren eigenen LadeSTROM „zur Kenntnis“, der im Ladeverlauf durch das BMS stetig geregelt wird!

Dirk:

Ein ID3 als am meisten verkauftes Modell in der Größe gehört in den Vergleich, entweder mit 170 Kw und 77Kwh oder mit 79Kwh, 240 Kw Leistung und 185 kw Ladeleistunf für 49K€. Oder ein Cupra

Der hätte hier gewonnen, grade bei den El. Kerneigenschaftem Reichweite, Ladetempo aber auch Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit (200) in Verhältnis zum Preis.

Deswegen führt VW die Verkaufswertungen ja auch deutlich an

Gastschreiber:

Nun, das ist Deine Meinung, der Vorteil der 800V System ist eben die geringere Strombelastung / oder schonendere Ladeung.
Bisher sind, was Schnellladefähigkeit betrifft, die 800V Systeme in der Regel den 400V Systemen mehr oder weniger weit voraus, sieht man an der durchschnittlichen Ladeleistung. Gerade bei diesen Modellen hier, die doch durchaus passable Akkugrößen haben, hätte ich mehr erwartet.
Vergleiche ich mein 400V System, mit einem recht optimalen Ladeverhalten, eine absolut flache „Kurve“ bis 80% mit konstanter Ladeleistung, dann ist trotzdem ein 800V System schneller. Die neuen EVs, wie bspw. Audi Q6 zeigen wie schnell es geht und dennoch den Akku nicht mehr belastet.
Man muss sich die Dinge als Befürworter auch nicht unnötig schönreden.

Wolfbrecht Gösebert:

„Es wird Zeit, dass die [800-V-Systeme] Einzug in diese Klasse halten[,] um den Kritikern die Luft aus den Segeln zu nehmen.“

Nö … Grundsatz: Solange die Steckerbelastung nicht überschritten wird, ist die Frage von 400 oder 800 Volt eben NICHT entscheidend für die jew. fahrzeugbezogene Ladeleistung.

Übrigens: Sog. »Elektrogegner« finden IMMER eine Rechtfertigung, notfalls „an den Haaren herbei …“

Gastschreiber:

Puh, ich hätte gedacht, dass der Smart #1 gerade bei der Ladeleistung besser abschneidet. Da bleiben in der Realität von den 150kW im Prospekt, wenig übrig. Wenn dann noch der EQA hier besser ist, dann ist das ein Armutszeugnis. 200km und gut 30 Minuten, leider drei Beispiele, die Wasser auf die Mühlen der Elektrogegner sind. Es wird Zeit, dass die 800V Systeme Einzug in diese Klasse halten um den Kritikern die Luft aus den Segeln zu nehmen.

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