Die Entwicklung der Elektromobilität ist eine wichtige Säule bei der Bekämpfung des Klimawandels. Das sehen weltweit auch die Verbraucher so. Nach den Ergebnissen des Automobilbarometers 2019 von Consors Finanz ist mit 89 Prozent eine deutliche Mehrheit der Meinung, dass das Elektroauto umweltfreundlich ist. Die alternative Antriebstechnik könne insbesondere die Luftverschmutzung in dicht besiedelten Städten signifikant reduzieren.
Zugleich schränken aber 36 Prozent ein: Die allgemeine Umweltbilanz des Elektroautos hänge entscheidend von der Art der Stromerzeugung ab und davon, wie die Batterien gesammelt und recycelt werden. Besonders skeptisch zeigen sich die Deutschen. Über die Hälfte (52 Prozent) meinen, dass die Gesamtökobilanz von E-Autos in Bezug auf Treibhausgasemissionen nicht besser sei als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor. Dabei gibt es etliche Studien, die beweisen, dass Elektroautos schon ab einigen 10.000 Kilometern sauberer unterwegs sind als Benziner und Diesel – vorausgesetzt, sie werden mit Ökostrom geladen.
Die Batterie ist der Knackpunkt
„Vor allem die Batterie erweist sich als neuralgischer Punkt, wenn es um die Ökobilanz des Elektroautos geht“, konstatiert Bernd Brauer, Head of Automotive Financial Services von Consors Finanz. Bei ihrer Herstellung und beim Recycling wird eine große Menge an Kohlendioxid erzeugt, sofern hier kein Ökostrom verwendet wird.
Zudem werden seltene Rohstoffe eingesetzt, deren Förderbedingungen sowohl aus ökologischen als auch aus sozialen Gründen umstritten sind. Die Befragten sind sich dessen bewusst. So stellt für 88 Prozent (90 Prozent in Deutschland) die Herstellung von Batterien und deren Verwertung ein ernstes Umweltproblem dar. 82 Prozent empfinden das auch für die Verwendung seltener Materialien.
Erstaunlich: Damit befindet sich das E-Auto in diesem Punkt in der Einschätzung der Konsumenten auf gleicher Ebene wie Autos mit Verbrennungsmotor. Denn ebenfalls 87 Prozent sehen in der Nutzung fossiler Brennstoffe (Erdöl oder Gas) ein Problem für die Ökobilanz.
Die Deutschen zeigen sich besonders kritisch
„Insbesondere in Deutschland sehen die Verbraucher Innovationen stärker im Gesamtkontext“, weiß Professor Dr. Claus-Christian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Aus diesem Grund werde die Gesamtökobilanz von Elektroautos hierzulande noch sehr kritisch gesehen. „Der Erfolg der Elektromobilität ist ohne die Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Herstellung und Verwertung der Batterien nicht denkbar“, ergänzt Brauer.
Knackpunkt Preis und Betriebskosten
So drängend die ökologischen Zwänge inzwischen auch sein mögen – wenn es um die Kaufentscheidung zwischen Elektroauto und einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor geht, spielen bei vielen Verbrauchern noch immer die Kosten die größte Rolle. Für 60 Prozent der Konsumenten weltweit ist der Preis der Hauptgrund, sich gegen die alternative Antriebstechnik zu entscheiden. In Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Lediglich 24 Prozent (Deutschland 26 Prozent) wären bereit, zwischen zehn und 30 Prozent mehr zu zahlen als für einen herkömmlichen Wagen.
Verbraucher empfinden Elektroautos in der Anschaffung teurer als Benziner und Diesel: 85 Prozent weltweit; 92 Prozent in Deutschland. 68 Prozent der Befragten bestätigen die Aussage, dass ein Elektroauto weniger Instandhaltung braucht als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor (Deutschland: 56 Prozent). 76 Prozent schätzen die geringen Betriebskosten von Elektroautos (Deutschland: 66 Prozent).
Interessanterweise sieht die Situation in Norwegen, wo die Elektroautos ihren Durchbruch bereits geschafft haben und jeder zweite Neuwagen ein Stromer ist, ganz anders aus. Dort sind nur 40 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das E-Auto unter Berücksichtigung sämtlicher Kosten (Erwerb und Nutzung) und des Wiederverkaufswerts teurer als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist. 99 Prozent der Norweger, die bereits ein Elektroauto besitzen, würden sich laut einer Studie des Institute of Transport Economics wieder dafür entscheiden.
Knackpunkt Reichweite
Als eines der größten Kaufhindernisse entlarvt die Studie die Sorge, mit einem Elektroauto nicht weit genug fahren zu können. Für 42 Prozent der Befragten kommt ein Erwerb aus diesem Grund nicht infrage. In Deutschland sagen das sogar 69 Prozent. 25 Prozent weltweit beziehungsweise 38 Prozent der deutschen Befragten würden sich erst dann für ein Elektroauto entscheiden, wenn die Batterie mindestens 500 Kilometer durchhält.
Dabei legen die wenigsten Autofahrer solche Strecken pro Tag wirklich zurück, und die Sorgen der Verbraucher stimmen nicht mit den tatsächlichen Bedürfnissen überein, so Consors Finanz: Im Durchschnitt fahren sie gerade einmal 51 Kilometer an einem Wochentag. In Deutschland sind es sogar nur 43 Kilometer. Lediglich zehn Autofahrten im Jahr sind weltweit durchschnittlich länger als 400 Kilometer – in Deutschland nur acht.
75 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die öffentlichen Ladestationen entlang des Straßennetzes bislang nicht in ausreichender Menge vorhanden sind (Deutschland 81 Prozent). 74 Prozent (in Deutschland 85 Prozent) halten zudem die Ladezeit des Akkus für deutlich zu lang. Für 52 Prozent könnte das Interesse an einem Elektroauto erst geweckt werden, wenn die Ladegeschwindigkeit maximal 30 Minuten dauert.
Quelle: Consors Finanz – Pressemitteilung vom 10.09.2019