Ladeinfrastruktur in ganz Europa, Ökostrom im Ladenetz, Umweltbonus verlängern. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die entscheidenden Punkte für den Ausbau der Elektromobilität in einem 15-Punkte-Plan zusammengefasst und mit politischen Forderungen versehen. „Der Plan zeigt den Weg, wie die Elektromobilität in Deutschland und Europa weiter ausgebaut werden kann. Die Automobilindustrie bringt die neuen Fahrzeuge und Technologien auf den Markt, nun müssen die Kommunen, der Bund und Brüssel die richtigen Rahmenbedingungen für den Erfolg schaffen“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Im folgenden die 15 Forderungen im Detail.
- Rekord-Investitionen: Die Automobilindustrie verpflichtet sich zu den Pariser Klimaschutzzielen und investiert rund 150 Milliarden Euro bis 2025 in die E-Mobilität, neue Antriebe und die Digitalisierung. Das entspricht in etwa der Summe, die der Bundeshalt im gleichen Zeitraum für Bildung, Forschung einschließlich Raumfahrt investiert. Im Unterschied zum Staat müssen die Unternehmen die Investitionen auch wieder erwirtschaften. Deshalb sei die Schaffung der richtigen Standort- und Rahmenbedingungen eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Transformation und damit auch notwendige Voraussetzung zum Erreichen der Klimaschutzziele.
- Ladesäulen-Ausbau beschleunigen: Bis 2030 braucht Deutschland mehr als 1 Million Ladepunkte für E-Autos und E-Transporter (elektrische leichte Nutzfahrzeuge). Dafür müssen pro Woche mehr als 2000 neue Ladepunkte errichtet werden. Auf öffentlichen Flächen werden pro Woche derzeit aber nur etwa 300 gebaut. Es brauche ein bundesweites Highspeed-Programm mit konkreten Zielvorgaben für die Bundesländer und Kommunen, um den Rückstand aufzuholen. Gleiches sei für die EU insgesamt notwendig.
- Laden bei der Arbeit fördern: Der Ausbau der Ladepunkte beim Arbeitgeber müsse beschleunigt werden mit einem eigenen Programm zur Förderung der Errichtung von Ladesäulen bei Unternehmen. Dies erfordere ein gut ausgestattetes Förderprogramm der Bundesregierung. Das geplante Förderprogramm der Bundesregierung sollte rasch realisiert werden.
- Laden am Wohnort fördern: E-Autos müssen am Wohnort geladen werden können. Dabei helfe ein weiterer Ausbau des Wallboxen-Programms und ein zusätzliches Förderprogramm für den bereits gesetzlich vorgeschriebenen Einbau von Ladepunkten in Tiefgaragen und Parkhäuser, nachträglich und bei allen Neubauten.
- Laden beim Einkaufen: Der Ausbau der Ladepunkte im Handel müsse ebenfalls beschleunigt werden. Dazu brauche es ein noch größeres Programm zur Förderung und laut VDA auch den Verzicht auf die Auflage, dass Ladepunkte auf den Parkplätzen im Handel 24/7 nutzbar sein müssen.
- Ökostrom und Preis-Garantie: Der Ladestrom müsse stets 100 Prozent Ökostrom und dauerhaft günstig sein. Dazu sollte Ladestrom z.B. von der EEG-Umlage und den Stromsteuern ausgenommen werden.
- Europa-Garantie: Die Bürger möchten mit dem E-Auto auch in das europäische Ausland z.B. in den Urlaub fahren, Waren und Güter mit dem E-Lkw sind ebenso selbstverständlich europäisch unterwegs. Die Bundesregierung müsse auch auf Europäischer Ebene dazu beitragen, dass die Geschwindigkeit des Aufbaus der Ladeinfrastrukturaufbaus massiv erhöht wird und alle Staaten Europas eine verlässliche Ladeinfrastruktur haben, findet der VDA. Die Europäische Kommission dürfe die Verantwortung für diese Aufgabe nicht ablehnen.
- Käufer von E-Autos unterstützen: Die Anschaffung von CO2 armen Fahrzeugen (PKW und leichte Nutzfahrzeuge) müsse auch weiterhin unterstützt werden. Der Umweltbonus sollte daher von der Bundesregierung über das Jahr 2022 hinaus mit ausreichend finanziellen Mitteln hinterlegt werden.
- Smartes Bezahlen an der Ladesäule: Der VDA will, dass die Bürger ihren Vertrag an jeder Ladesäule anwenden können (vertragsbasiertes Laden). Der Verband lehne zudem die von der Bundesregierung geplante Ausrüstung aller neuen Ladesäulen mit veralteten und nicht mehr notwendigen Technologien wie Kartenlesegeräten ab. Dazu brauche es eine Veränderung der Ladesäulenverordnung noch in dieser Legislaturperiode.
- Schnell-Lade-Quote: Um die Zahl der notwendigen Ladepunkte zu verringern, empfiehlt der VDA, den Anteil an Schnellladepunkten weiter zu erhöhen. Das spare Fläche, sei in der Regel wirtschaftlicher und erhöhe den Kundennutzen. Das Stromnetz müsse für diesen Zweck entsprechend ertüchtigt werden, um die notwendige Leistung zur Verfügung stellen zu können.
- LKW-Verkehr fossil frei machen: Die Umstellung auf E-LKW müsse stärker gefördert und die Infrastruktur dafür schnell aufgebaut werden, mit Ladepunkten entlang der Hauptverkehrsachsen und im Depot. Dazu brauche es einen ambitionierten Ausbauplan von Bund, Ländern und Kommunen sowie erweiterte Förderprogramme der Bundesregierung. Aber auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen sei die Anpassung des Elektromobilitätsgesetzes ein wichtiger Meilenstein: Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen müssen ins Elektromobilitätsgesetz aufgenommen werden, so der VDA.
- Elektromobilität nachhaltig machen: Wir brauchen einen neuen Second Life-Markt für Antriebsbatterien, die nach ihrem Einsatz in Fahrzeugen zur Speicherung von Energien verwendet werden können, so der VDA weiter. Hinzukommen müssen neue Rücknahme- und Recycling-Strukturen, um die Importabhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. Dazu brauche es einen Exportstopp von gebrauchten Antriebsbatterien und ein Programm für den Aufbau der Second-Life-Struktur in Deutschland und Europa.
- Forschung, Entwicklung und mehr Qualifizierung: Viele Unternehmen in der Automobilindustrie und besonders bei den Zulieferern müssen die Produktion umstellen und die Belegschaften neu qualifizieren. Dies geht mit erheblichen Konsequenzen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einher. Hier braucht es – neben den großen Anstrengungen der betroffenen Unternehmen – Förderprogramme der Bundesregierung für Entwicklung und Qualifizierung.
- E-Autos zu Stromspeichern machen: Die Antriebsbatterien von E-Autos können als Speicher für das Stromnetz dienen. Hierfür müssen rasch die entsprechenden rechtlichen Vorgaben und finanzielle Anreize für die E-Autobesitzer definiert werden, so der VDA. Damit können E-Autobesitzer sich netzdienlich verhalten und davon profitieren.
- Jahresbericht zur E-Mobilität: Die Aufgaben für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Förderprogramme sind verteilt auf mehrere Bundesministerien, die Länder und Kommunen und die Europäische Union. Die Bundesregierung sollte ab 2022 der Öffentlichkeit jährlich einen Bericht zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland, den Förderprogrammen und dem Stand der Zielerreichung in allen weiteren Handlungsfeldern vorlegen. Gleiches sollte die EU-Kommission für ganz Europa tun.
Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 07.06.2021