USA: Stellantis baut E-Antriebs-Fertigung in Indiana auf

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Stellantis

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Autokonzern Stellantis will insgesamt 155 Millionen US-Dollar in drei Werke in Kokomo, Indiana, investieren, um dort neue elektrische Antriebsmodule (Electric Drive Module; EDM) zu produzieren. Diese sollen künftig dafür sorgen, in Nordamerika hergestellte Elektroautos anzutreiben. Damit unterstützen sie das Ziel, wonach bis 2030 jedes zweite Fahrzeug in den USA verkaufte Fahrzeug von Stellantis batterieelektrisch sein soll.

Bis zum Jahr 2030 plant Stellantis in den USA mehr als 25 Markteinführungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV). Das in Kokomo hergestellte EDM werde in Fahrzeuge integriert, die auf den Plattformen STLA Large und STLA Frame entwickelt werden. Ein Großteil der Fahrzeuge dürfte von den US-amerikanischen Stellantis-Marken Jeep, Chrysler, Dodge und Ram kommen. Das EDM ist eine Komplettlösung für den Antriebsstrang von Elektroautos und besteht aus drei Hauptkomponenten – Elektromotor, Leistungselektronik und Getriebe –, die in einem einzigen Modul zusammengefasst sind, um eine bessere Leistung zu wettbewerbsfähigen Kosten zu erzielen. Die optimierte Effizienz des neuen EDM soll jeder Plattform zu einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern verhelfen.

Während wir in unseren europäischen Aktivitäten unseren erfolgreichen Übergang in eine dekarbonisierte Zukunft fortsetzen, setzen wir nun den selben grundlegenden Kurs für den nordamerikanischen Markt“, sagte Stellantis CEO Carlos Tavares. „Durch die Kombination der Vorteile des EDM mit unseren neuen BEV-zentrierten Plattformen und Batterietechnologien werden wir unseren Kundinnen und Kunden eine Vielzahl von Elektrofahrzeugen mit beispielloser Leistung und Reichweite zu erschwinglichen Preisen anbieten. Und mit unseren eigenen Fertigungskapazitäten und unserem Know-how werden wir dies mit größerer Flexibilität und Effizienz tun.“

Die Investitionen werden in den Werken Indiana Transmission, Kokomo Transmission und Kokomo Casting getätigt. Der Getriebedeckel wird bei Kokomo Casting gegossen und bei Kokomo Transmission bearbeitet. Die Bearbeitung des Getriebes und die Endmontage werden im Werk Indiana Transmission erfolgen. Die Produktion wird nach der Umrüstung voraussichtlich im dritten Quartal 2024 anlaufen. Dank der Investition werden in den drei Werken dem Hersteller zufolge mehr als 260 Arbeitsplätze gesichert.

Mit mehr als 7000 Beschäftigten in Indiana werden diese Investitionen die Kernkompetenzen der lokalen Arbeitskräfte in den Bereichen Gießen, maschinelle Bearbeitung und Montage nutzen, die auch dann noch benötigt werden, wenn der Markt in eine elektrifizierte Zukunft übergeht„, sagte Mark Stewart, Stellantis North America COO. „Die Stadt Kokomo und der Staat Indiana sind seit vielen Jahren großartige Partner. Diese Gemeinschaft wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle in unseren Bemühungen spielen, unseren Kundinnen und Kunden sichere, saubere und erschwingliche Mobilitätslösungen zu bieten.“

Seit 2020 hat Stellantis fast 3,3 Milliarden US-Dollar in Indiana investiert, um den Übergang zur Elektrifizierung zu unterstützen. Dazu gehören die jüngsten Ankündigungen von 643 Millionen US-Dollar für die Produktion eines neuen Motors für konventionelle und Plug-in-Hybrid-Anwendungen, eines Achtganggetriebes der nächsten Generation und ein Joint Venture für eine Gigafactory mit Samsung SDI. Insgesamt sollen diese Investitionen das Ziel von Stellantis unterstützen, bis zum Jahr 2038 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen – so wie im Strategieplan Dare Forward 2030 festgelegt.

Stellantis betreibt derzeit fünf Powertrain-Werke in Indiana – drei Getriebe- und ein Motorenwerk sowie eine Gießerei. Das Getriebeportfolio umfasst Sechs-, Acht- und Neungang-Getriebe sowie das SiEVT-Getriebe für den elektrischen Plug-in-Hybrid-Minivan Chrysler Pacifica, das im Montagewerk Windsor in Ontario, Kanada, produziert wird. In der Gießerei werden Aluminiumteile für Automobilkomponenten, Getriebe- und Transaxle-Gehäuse sowie Motorblock-Gussteile produziert. Das Motorenwerk produziert bislang den GMET4 – den 2,0-Liter-Reihenvierzylinder-Turbomotor des Unternehmens.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 28.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Roger Zamofing:

Die Strategie von Stellantis scheint mir sehr kostenintensiv zu sein, zumal die Teile dann noch logistisch zu den Montagewerken der Marken gebracht werden müssen. Vielleicht werden das ja TESLA Semis umweltfreundlich richten? Das ist für mich leider nur „old school“ und nicht mehr ökologisch und ökonomisch vertretbar, an jeder Ecke der Welt irgendein Teil zu produzieren und dann irgendwo zu montieren. Das sieht auch sehr nach Hinhaltetaktik für die Zulieferer aus und nicht einem wirklichen Schritt zu neuer Stärke mit klaren Visionen oder gar konkurrenzfähigen Produkten. Die Welt hat sich inzwischen doch sehr verändert und neue Player werden eindeutig dominieren bzw. der Schnellere, etwa die Koreaner, die Vietnamesen und klar auch die Chinesen. Auf Kundentreue kann man auch nicht mehr zählen, denn die Spielregeln sind nun andere und teure Werkstattrechnungen bei Vertretungen bleiben den Kunden erspart, was nach neuen Strukturen ruft. Zudem sind viele, alte Marken der Gruppe in der Krise und ein Fortbestand noch lange nicht gesichert. Auch Versprechungen von 800 km Reichweite (WLTP) sind eher PR denn real. Eine solche Batterie müsste etwa 120 kWh liefern und der Verbrauch müsste weit unter Tesla oder den Fahrzeugen der Hyundai Group liegen. Allerdings scheint der Konzern nun auch auf 800 Volt und die von Hyundai bereits länger verwendeten Inverter zu setzen. Zumindest könnte man so vielleicht noch den Anschluss finden, doch Tesla wird dann bereits wieder meilenweit in der Entwicklung und Produktion voran sein und die vertikale Integration in top modernen Werken noch weiter verstärken. Zudem ist da ja noch das Batterie und Rohstoffproblem, wo Stellantis wohl noch auf Wunder hofft. Stellantis ist zudem weder ein IT-Konzern noch ein Energieproduzent sondern eher ein Tante Emma-Laden ums Eck, der etwas von allem anbietet. Die werden es einfach schwer haben!

Dass Produktionen zunehmend aus Europa abgezogen werden, ist sehr traurig, doch die Rahmenbedingungen für Innovationen sind hier fast nicht mehr gegeben und sehr schwierig. Zudem mangelt es überall an arbeitswilligen und motivierten Fachkräften. Dafür sind aber nicht die Konzerne verantwortlich, sondern unser marodes und an sich selbst geschlossenes Bildungssystem, das dem reellen Menschen kaum einen Stellenwert einräumt und jeden ersetzbar macht. Leider werden auch die MINT-Fächer – weil mit ARBEIT verbunden – hier weniger oft belegt, als Geister- und Geisteswissenschaften. Die Idee von der Elektromobilität aber hängt eng mit den Rahmenbedingungen zusammen und kann nicht alleine durch Gesetze und Verbote geregelt werden. Tesla etwa denkt in Ökosystemen, die selbst in Südamerika und Afrika oder Indien Sinn machen und günstigere Energie versprechen, dabei spielen Autos gar nicht die wichtigste Rolle – etwas das auch vielen Analysten und Investoren nicht klar ist. Stellantis wird dort wohl weiterhin ICE verkaufen wollen und die Umwelt versauen, einfach weil es nicht anders geht und genauso geht man das Thema Elektromobilität an.

Thomas Heitmann:

Bisher macht Stellantis dies nur für die US Marken: Jeep , Dodge , RAM , Chrysler . Die Rahmenbedingungen in Europa sind aber auch “ unterirdisch “ für die Unternehmen , besonders für die Automobilhersteller und dann lässt die EU jetzt die Chinesischen Hersteller einfach in die EU rein , bitte gleiche Wettbewerbsregeln für Europäische Hersteller in China .

Ralf:

Immer mehr Hersteller wandern mit ihrer Produktion in die USA oder auch China aus. Das ist keine gute Nachricht.

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