Die ersten Verhandlungen zwischen der VW-Führung und den Arbeitnehmervertretern in Hannover haben keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Nach mehr als drei Stunden Gesprächen gingen beide Seiten ohne konkrete Fortschritte auseinander, wie die Automobilwoche, aber auch Volkswagen selbst berichtet. Der zentrale Konfliktpunkt bleibt die Frage, wie Volkswagen in Deutschland die Zukunft seiner Standorte und Arbeitsplätze sichern will.
Bereits im Vorfeld hatten Gewerkschaften und Betriebsrat auf eine klare Ansage des Unternehmens gehofft, doch VW hielt sich mit konkreten Informationen zurück. Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Marke VW, betonte während der Verhandlungen lediglich, dass die Lage ernst sei und das Unternehmen strukturelle Veränderungen benötige, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Uneinigkeit über Standort- und Beschäftigungssicherung
Während die Arbeitnehmerseite darauf drängt, zu erfahren, welche Werke und wie viele Arbeitsplätze möglicherweise betroffen sind, konzentrierte sich VW eher auf allgemeine Aussagen zur wirtschaftlichen Lage. Laut IG Metall wurden keine konkreten Werke oder Beschäftigtenzahlen genannt, was bei den Vertretern der Gewerkschaft und des Betriebsrats für Unzufriedenheit sorgte. Thorsten Gröger, IG Metall Bezirksleiter für Niedersachsen, betonte, dass ohne klare Aussagen von VW keine Kompromisse möglich seien.
Das Unternehmen fordert von den Arbeitnehmer:innen Einsparungen, darunter auch eine Nullrunde beim Haustarifvertrag, ohne jedoch konkret zu benennen, was andernfalls auf dem Spiel steht. Die Arbeitnehmerseite hingegen fordert eine siebenprozentige Lohnerhöhung sowie bessere Bedingungen für Auszubildende. Trotz dieser unterschiedlichen Standpunkte signalisieren beide Seiten die Bereitschaft, weiter miteinander zu verhandeln.
Der Verhandlungsort, das Schloss Herrenhausen, sorgte bei vielen Beobachtern für Verwunderung. Der prunkvolle Tagungsort schien im Kontrast zur wirtschaftlich angespannten Situation des Unternehmens zu stehen. Doch da die Verhandlungen früher als ursprünglich geplant stattfanden, war das Schloss eine der wenigen kurzfristig verfügbaren Optionen. Die Kosten für die Veranstaltung wurden zwischen VW und den Gewerkschaften aufgeteilt.
VW in der Krise: Führungsspitze abwesend
Erwähnenswert war, dass VW-Chef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer der Verhandlung fernblieben. Dies überraschte viele, die angesichts der tiefen Krise, in der VW steckt, ihre Anwesenheit erwartet hatten. Stattdessen übernahm Personalvorstand Arne Meiswinkel die Führung der Gespräche. Meiswinkel, der seit 2022 im Amt ist, verteidigte die Position des Unternehmens, wonach Einsparungen und eine erhöhte Effizienz notwendig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit von VW langfristig zu sichern.
Auf der Arbeitnehmerseite war die Delegation stärker besetzt: Rund 40 Vertreter von IG Metall und Betriebsrat nahmen an den Gesprächen teil, während auf Unternehmensseite etwa 20 Delegierte vertreten waren. Ob Blume und Schäfer bei zukünftigen Verhandlungsrunden anwesend sein werden, bleibt unklar. Die Beschäftigten, die sich vor dem Schloss zu einer Kundgebung versammelt hatten, äußerten ihre Kritik hauptsächlich an den beiden Führungskräften, die als zentrale Figuren des Sparprogramms gelten.
Obwohl das Treffen in Hannover ohne Ergebnisse endete, möchten beide Seiten die Gespräche fortsetzen. Ein neuer Termin wurde bisher nicht festgelegt, doch die IG Metall hat das Weihnachtsfest als inoffizielle Frist für eine Einigung gesetzt. Ministerpräsident Stephan Weil hofft, dass bis Ende November Klarheit über die Zukunft der deutschen VW-Standorte herrscht.
VW: Ohne Sparmaßnahmen geht es nicht
Das Unternehmen betonte, dass es sich weiterhin zum Standort Deutschland bekenne, jedoch seien drastische Maßnahmen nötig, um den internationalen Wettbewerb zu bestehen. Dazu gehört nicht nur die Neuverhandlung des Haustarifvertrags, sondern auch eine Überprüfung des Einsatzes von Zeitarbeit sowie eine Anpassung der Bedingungen für Auszubildende und Dual Studierende.
Arne Meiswinkel machte deutlich, dass ohne Einsparungen keine langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen möglich sei. “Wir können Volkswagen nur zukunftssicher aufstellen, wenn wir wettbewerbsfähig sind. Dafür benötigen wir eine nachhaltige Kostenentlastung und eine zukunftsfeste Struktur unserer kollektiven Arbeitsbedingungen im Haustarifvertrag”, so Meiswinkel.
Quelle: Automobilwoche – Warum fehlte Blume, warum im Schloss? Fünf Fragen zur ersten Tarifrunde bei VW / Volkswagen – Pressemitteilung vom 25.09.2024