VW hat mit dem ID.4 GTX eine sportlichere Variante des ID.4 vorgestellt, von dem sich die Marke viel verspricht. Und obwohl der Verkauf erst im Sommer so richtig losgeht, lohnt sich schon jetzt ein Vergleich mit dem direkten Konkurrenten aus dem Hause Tesla: dem Model Y.
Wir beginnen dort, wo ein Elektroauto in der Regel am meisten für sich werben kann: bei der Technologie. Bisher lag US-Autobauer Tesla hier stets weit voraus, doch so langsam holen die etablierten Hersteller auf. Auch Traditionshersteller VW? Ein Blick auf die Reichweite offenbart nur einen geringen Unterschied zwischen ID.4 GTX (480 km) und Model Y (505 km). Dafür bringt dieses mit 345 PS spürbar mehr Leistung als der Volkswagen (299 PS) auf die Strecke. Daraus resultieren auch die zügigere Beschleunigung:
• Tesla Model Y: 5,1 s von 0 auf 100
• VW ID.4 GTX: 6,2 s von 0 auf 100
sowie die höhere Maximalgeschwindigkeit:
• Tesla Model Y: 217 km/h
• VW ID.4 GTX: 180 km/h
Beide Fahrzeuge arbeiten mit dem Dualmotor-Prinzip, dass heißt sie verfügen über zwei Elektromotoren und Allradantrieb. Wenn man von Technologie spricht, darf man heutzutage aber nicht nur auf die Hardware schauen, sondern muss auch die Software betrachten. Diese ist vor allem bei Elektroautos ein entscheidender Punkt, denn über die Software wird zum Beispiel das Batteriemanagementsystem gesteuert und Daten über die Batterienutzung gesammelt und den Akkuzustand gesammelt.
Die Software ersetzt auch mechanische Funktionen, die es in konventionellen Verbrennern gibt, wie das Sperrdifferenzial. Die Software ist also ein essenzieller Aspekt aller Elektroautos und hat Einfluss auf Reichweite, Effizienz und Funktionalität. Genau hier wird die Dominanz von Tesla wohl am deutlichsten: Die Software des kalifornischen Autoherstellers, – der sich auch als Software-Unternehmen sieht, – ist der deutschen in sämtlichen Punkten klar überlegen und wird es wohl auch noch einige Jahre bleiben.
In Sachen Technik konnte VW seinem Konkurrenten also nicht gefährlich werden. Doch wie sieht es mit dem Platzangebot aus? Auch hier überzeugt das Model Y: Mit umgeklappten Sitzen kommt der GTX auf 1575 Liter Gepäckvolumen, der Kofferraum des Model Y schafft trotz flacherem Heck 1900 Liter.
Beim Thema Innenraum folgt sogleich der nächste Punktsieg für das Model Y: Obwohl das Interieur des ID.4 GTX etwas länger ist, wirkt es insbesondere im Cockpit verbauter und weniger geräumig. Außerdem erweckt das viele Plastik einen billigen, nicht zeitgemäßen Eindruck. Das schlichte, aber hochwertige Design des Tesla, das wie alle Modelle der Marke im Wesentlichen aus einem einzigen 15-Zoll-Display besteht, kommt ihm hier zugute. Dazu kommt, dass die Amerikaner eine optionale 3. Sitzreihe anbieten, die das Fahrzeug zum 7-Sitzer macht. Zwar leidet darunter die Kofferraum-Kapazität des Model Y, da man die Sitze aber ganz einfach umklappen kann, hält sich das Problem in Grenzen.
Das Tesla Model Y ist als Kompakt-SUV im Prinzip ein höher gelegtes Model 3 – und genau so sieht es auch aus. Es ist unverwechselbar ein Tesla, der visuell irgendwo zwischen Model 3 und dem großen Bruder Model X anzusiedeln ist. Im Kontrast dazu steht der ID.4 GTX, der zwar auch erkennbar ein VW ist, aber kein direktes „Vorbild” hat. Demzufolge handelt es sich bei dem Wolfsburger um ein Neudesign mit bulliger, dominanter Front und ansonsten eher unaufgeregter, klassischer Kompakt-SUV Ästhetik.
Bei so viel Überlegenheit erwartet man einen deutlich höheren Preis für das Model Y, – doch den findet man nur bedingt. 58.620 Euro will Tesla für das E-Auto haben, etwa 8.000 Euro mehr als VW, deren ID.4 GTX bei 50.415 Euro startet.
Der Angriff auf Tesla ist VW mit dem ID.4 GTX nur mäßig gelungen. Da der ID.4 schon jetzt bestellbar ist, wird sich bis zum Verkaufsstart am Auto voraussichtlich auch nichts mehr signifikant ändern. Das Model Y ist in sämtlichen Aspekten überlegen, hat dafür aber auch einen höheren Preis. Die Empfehlung geht hier dennoch Richtung Tesla.
Über den Autor: Verfasst wurde der Artikel von Moritz Kopp, Herausgeber von insideTesla.de