Seit dem Sommer 2019 können Tesla-Kunden in Kalifornien ihre Elektroautos über den Hersteller selbst versichern. Seit einigen Monaten mehren sich Gerüchte, dass Tesla dies auch seinen Kunden in Deutschland ermöglichen will. Dafür suchte der E-Auto-Primus zuletzt für seinen Standort Berlin zwei Experten für Versicherungsprodukte. Auch Elon Musk deutete schon mehrmals an, das Angebot nach Kalifornien auf weitere US-Bundesstaaten und internationale Märkte ausweiten zu wollen.
Tesla zufolge sind die eigenen Versicherungen um 20 bis 30 Prozent günstiger als die der herkömmlichen Anbieter. Unter anderem deshalb, da es für die Nutzung des Autopiloten – der als deutlich sicherer gilt als menschliche Fahrer – Rabatte gibt. Wie ernst der Vorstoß von Tesla zu nehmen ist und welche Hürden zu beachten sind, erläutert Versicherungsexperte Torsten Kusmanow in einem Interview mit der Automobilwoche.
„Das Problem für die etablierten Versicherer ist, dass es noch wenig Erfahrungswerte für E-Autos gibt“, erklärt Kusmanow. Mit einer eigenen Versicherung profitiere der Hersteller von einer „sauberen Kundeninteraktion“ und habe „keine weiteren Schnittstellen“. Dies bringe einen „riesigen Informationsvorsprung“, etwa wenn es darum geht, Daten zum Fahrverhalten wie etwa die Nutzung des Autopiloten auszuwerten.
Als neuer Versicherer sei es allerdings „immer sehr schwer, in den deutschen Markt einzutreten, weil die Auflagen hier höher sind, etwa die BaFin-Zulassung“. Zudem müsse der Geschäftsbetrieb in Deutschland angesiedelt sein und alle Verträge müssen den deutschen Richtlinien entsprechen. Es sei „für ausländische Unternehmen nicht so einfach, als Versicherer Fuß zu fassen“, sagt Kusmanow. Aber für Tesla-Chef Elon Musk sei es „mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit, bis alle Hürden überwunden sind.“
Die Bereitschaft, für maßgeschneiderte Versicherungsprämien ihre Daten preiszugeben, schätzt Kusmanow bei Tesla-Kunden für überdurchschnittlich hoch ein. Denn Tesla „als ein geschlossenes System kann die Bereitschaft erhöhen, Daten preiszugeben“, zumal damit ein echter Mehrwert geschaffen werden kann, „beispielsweise in Form einer günstigen Prämie oder zusätzlicher, individualisierter Versicherungsleistungen.“
Auch in China bereitet Tesla die Einführung einer eigenen Versicherung vor: Dafür hat der Elektroauto-Hersteller in China vor kurzem einen Versicherungsmakler gegründet mit einem eingetragenen Grundkapital von 50 Millionen Yuan, gut sechs Millionen Euro. Für China wie auch für Europa und Deutschland ist bislang allerdings unklar, wann und zu welchen Tarifen und Konditionen Tesla die ersten Versicherungs-Produkte anbieten will. Aber wer Tesla kennt, weiß, dass dies unter Umständen auch mal unerwartet schnell gehen kann.
Quelle: Automobilwoche – Tesla bald auch mit Kfz-Policen in Europa: „Nur eine Frage der Zeit“ // Gasgoo – Tesla strengthens China business by setting up insurance brokerage // Teslamag – „Versicherung für das 21. Jahrhundert“: Tesla bereitet eigenes Angebot in Europa vor