Noch Anfang des Jahres wir darüber aufgeklärt, warum es den Sion mit fast 10.000 Vorbestellungen nach Schweden zieht. Kurz darauf wurde bekannt, dass mittlerweile bereits 10.000 angezahlte Reservierungen für deren erstes Solar-Elektro-Fahrzeug vorliegen. Doch all dies scheint nicht auszureichen, um Sono Motors und damit den SION am Leben zu halten. Mittlerweile werden die Geldreserven beim Münchner Start-Up knapp und man greift zu ungewohnten Mittel der Finanzierung.
Sono Motors: Weg von Investoren hin zum Crowdfunding
Nachdem Anfang März bekannt wurde, dass das Serien-Design des Sion von Sono Motors steht, teilte das Unternehmen mit, dass das erste Serien-Solar Electric Vehicle (SEV) in Schweden gefertigt. So soll die erste Generation des Sion von National Electric Vehicle Sweden (NEVS) am Standort Trollhättan produziert werden. Gestemmt werden sollte dies unter anderem durch Geld von strategischen Investoren. Doch darauf kann und will man sich nicht mehr verlassen.
Stattdessen kommt Sono Motors zu seinen Wurzeln zurück. Zum Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting. Doch der Einsatz ist gestiegen. 50 Millionen Euro möchte man bis zum 30. Dezember 2019 einnehmen. Dies entspricht einem Gegenwert von 2.000 komplett bezahlten SION. Fällig wird die Zahlung erst dann, wenn die fünfzig Millionen Euro in Summe zusammenkommen.
(K)ein Ende in Sicht
Selbst wenn man sich heute entscheidet die komplette Summe für den SION zu entrichten wird man noch über zwei Jahre warten müssen, bis dieser vor der eigenen Tür steht. Im Idealfall ist frühstens im September 2021 mit ersten Fahrzeugen zu rechnen. Fahrzeuge, welche für die Typgenehmigung und Prozesssicherung in der Produktion zum Einsatz kommen sollen.
Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge beginnt laut dem bayrischen Start-Up dann am Anfang des Jahres 2022. Nach dem Hochlauf der Produktion, die das Unternehmen noch im selben Jahr erreichen will, habe man im Werk eine Kapazität von 43.000 Fahrzeugen jährlich im 2-Schicht Betrieb. Insgesamt sei ein Produktionsvolumen von 260.000 Fahrzeugen innerhalb von acht Jahren geplant.
Wir halten fest, wenn alles klappt sieht man den SION frühstens im ersten Quartal 2022 vor der eigenen Haustür. Klappt es nicht mit der Kampagne ist fraglich, ob man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Denn wenn das Finanzierungsziel nicht erreicht wird, wird der Sion in der geplanten Form nicht auf die Straße kommen, so das Unternehmen.
Sono Motors gibt seine Zukunft aus den eigenen Händen
„Wenn auch du etwas verändern willst und daran glaubst, dass wir diese Veränderung gemeinsam vorantreiben können, gibt es Möglichkeiten, uns zu unterstützen. Es liegt jetzt in euren Händen, ob der Sion auf die Straße kommt. Für eine Welt, in der die Menschen die Dinge in die eigene Hand nehmen, anstatt zu warten. Dafür werden wir weiterhin kämpfen.“
Man kann darüber streiten, ob der Schritt eines solch massiven Crowdinvestings der beste Weg ist. Zumindest scheint es der beste Weg zu sein, welchen man bei Sono Motors derzeit sieht. Das Gründerteam um Laurin Hahn, Jona Christians und Navina Pernsteiner hat sich daher auch zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Sie bringen ihre noch verfügbaren Gewinnbeteiligungen (64 Prozent der Gewinnbezugsrechte) in einen Community Pool ein. Dies bedeutet, sie übertragen ihre angepeilten Gewinne auf die heutigen Reservierungsinhaber eines Sion. Sie verzichten auf persönliche Gewinne, wollen aber ihre Stimmrechte behalten. Aktuell hält das Gründerteam 74 Prozent der Unternehmensanteile.
Die Vision eines SION und der Zukunft Sono Motors scheint daher mehr denn je für Hahn, Christians und Pernsteiner an Relevanz zu gewinnen. Man kann nur hoffen, dass die Veränderung nicht zu spät kommt.
Welche Rolle spielt der Rückgang in der Automobilindustrie für Sono Motors
Mittlerweile munkelt man, dass Sono Motors zu schnell zu viel wollte und nun die Kosten dafür tragen muss. Zugutehalten kann man ihnen, dass dies offen kommuniziert wird. Aber derzeit steht noch nicht fest, ob die fünfzig Millionen Euro tatsächlich ausreichen, um den SION auf die Straße zu bringen, oder ob damit nur die Prototypen gefertigt werden. Ist es daher fair die Verantwortung für das Projekt auf den Schultern der Community abzuladen?
Sicherlich spielt auch die allgegenwärtige Situation der Automobilindustrie eine entscheidende Rolle. Hier wurde unter anderem festgestellt, dass eventuell doch BMW bei Sono Motors die Finger mit im Spiel hatte. Wurden im ersten Prototypen einige Teile des BMW i3 gesichtet. Auch scheint es zwischen den Sono Motors Gründern und BMW enge Kontakte zu geben. Es würde daher nicht verwundern, dass Umstrukturierungen bei BMW auch ein wenig auf Sono Motors abfärben. Mehr werden wir in den nächsten Wochen erfahren.
Quelle: Sono Motors – Per Mail