Sono Motors steht vor der Pleite, wenn der Börsengang des MĂĽnchener Start-Ups an der US-Technologiebörse Nasdaq nicht klappt. Dies gibt Sono Motors selbst auf Seite 88 des gut 200-seitigen Dokuments klipp und klar zu verstehen: Ohne Erlöse aus dem noch nicht offiziell gestarteten Börsengang „wĂĽrde die Gruppe diesen Dezember oder kurz danach insolvent werden“. Auf Nachfrage per Mail kam folgende Antwort: “Aufgrund der aktuellen Quiet Period können wir keinen Kommentar abgeben”.
Man wolle sich im Nachgang an die Quiet Period mit einem Update melden. Alles andere als gute Vorzeichen für das Münchner Unternehmen. Man fühlt sich ein wenig zurückversetzt an die Zeit vor zwei Jahren, als eine Crowdfunding-Kampagne beim überleben geholfen hat. Über den Berg ist das Unternehmen seitdem aber nicht. Sondern versucht sich Schritt für Schritt nach vorne zu entwickeln. Vermutungen kamen auch bei Elektroauto-News.net bereits auf, dass es nicht so gut läuft.
National Electric Vehicle Sweden (NEVS), die schwedische Elektroauto-Tochter von Evergrande Auto, befindet sich auf der Suche nach neuen Eigentümern und Investoren. Wie uns Sono Motors zu verstehen gab hätte dies keine Auswirkung auf die Fertigungspläne des Münchner Start-Ups rund um das Solar-Elektrofahrzeug SION. Kurz darauf enthüllte NEVS-Chef Stefan Tilk im Gespräch mit Dagens Nyheter, dass es bisher keine verbindliche Produktionsvereinbarung mit den Münchner gibt. Dies ließ bereits bei Bekanntgabe den angestrebten Börsengang in einem anderen Licht erscheinen.
Sono Motors könnte gezwungen sein, sich einen anderen Produktionspartner zu suchen, räumt das Unternehmen im Börsenprospekt ein. Man stehe dazu bereits in Gesprächen mit zwei alternativen Auftragsfertigern aus Europa. Das könne eine neue mehrmonatige Verzögerung des Produktionsanlaufs bedeuten oder auch alles scheitern lassen. Doch selbst, wenn diese Hürde genommen werden kann fehlen weiterhin finanzielle Mittel wie Sono Motors einräumt.
Geplant sei bis zu 11,5 Millionen Aktien zu Preisen zwischen 14 und 16 Dollar pro Stück über die Börse zu verkaufen. Hieraus würde sich ein maximales Emissionsvolumen von 184 Millionen Dollar ergeben. Abzüglich Gebühren kalkuliert das Start-Up selbst mit einem Mittelzufluss von höchstens 156 Millionen Dollar, also umgerechnet maximal 135 Millionen Euro. Bis zum Produktionsstart würden aber insgesamt mindestens noch 354 Millionen Euro benötigt, heißt es im US-Börsenprospekt. Diese 220 Millionen Euro wären somit zu stopfen, um den SION doch endlich auf die Straße zu bringen. Auf 109 Millionen Euro beziffert Sono die seit Gründung bisher aufgelaufenen Verluste. Allein die Hälfte davon ist im Vorjahr angefallen.
Den Kostenvorteil, welche Sono Motors zu Beginn hatte, verläuft sich immer mehr. Denn auch andere etablierte Hersteller drängen mit günstigeren E-Autos auf den Markt. Daher ist die Frage durchaus berechtigt, ob das Start-Up nur noch auf Zeit überlebt oder eben doch zum Aufgeben gezwungen wird. Denn selbst die knapp 41 Millionen Euro aus Vorbestellungen des SION sind noch nicht sicher.
Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland – Sono Motors: Ohne Börsengang droht dem Elektroautopionier die Pleite