Patrick Morgan, Vice President Automotive bei Analog Devices, einem der weltweit größten Halbleiterhersteller, sprach mit dem Fachblatt Automobil-Elektronik ausführlich über die aktuell enorme Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens und welche Rolle Halbleiter in automobilen Kernbereichen wie der Elektrifizierung des Antriebsstrangs spielen.
„Das Automotive-Geschäft bei Analog Devices läuft wirklich gut“, sagt Morgan zu Beginn des Interviews. Er sieht sein Unternehmen als führend an in wichtigen Bereichen wie „zum Beispiel bei der Elektrifizierung der Antriebsstränge für Elektro- und Hybridfahrzeuge, beim autonomen Fahren, in der Innenraum-Elektronik, aber auch bei der Sicherheit“. Zum Unternehmensumsatz von gut 6 Milliarden US-Dollar (etwa 5 Milliarden Euro) trage das Automotive-Business etwa 15 bis 20 Prozent bei, wobei in der Elektromobilität das schnellste Wachstum zu verzeichnen sei. Analog Devices sehe die Automobilindustrie auch „als Schlüsseltreiber im Bereich Nachhaltigkeit“, da sie zunehmend auf die Elektrifizierung aller Fahrzeugantriebe umschwenke.
„Wir haben momentan in der gesamten Halbleiterbranche schon eine ziemlich nervenaufreibende Zeit mit hoher Nachfrage und knappem Angebot“, sagt Morgan über die aktuelle Liefersituation. Analog Devices habe – wie viele andere seiner Konkurrenten auch – „substanzielle Investitionen getätigt, um für eine sichere und robuste Versorgungskette zu sorgen“. Generell sei zuletzt vor allem die Nachfrage im Pkw-Bereich deutlich gestiegen: Da die Hersteller zunehmend in Richtung Elektroautos umschwenken, erhöhe sich die Nachfrage in diesem Bereich jährlich um 35 bis 40 Prozent.
Die Zusammenarbeit zwischen Auto- und Halbleiterherstellern habe sich in den letzten Jahren verändert, wie Morgan erklärt. Heutzutage sei Geschwindigkeit „essenziell, und Plattformen sind im Aufwind“. Autos werden immer mehr „zum Datenzentrum auf Rädern, das mit der Cloud verbunden ist“. Innovationen werden aktuell „noch stärker wertgeschätzt als jemals zuvor“, so der Manager. Die Automobilbranche sei aktuell „superdynamisch“ und giere geradezu nach innovativen Lösungen, etwa für das Batteriemanagement (BMS).
„Das BMS ist ein äußert interessantes System“, sagt Morgan. Zum einen ist die Batterie das teuerste Teil eines E-Autos und macht gut ein Drittel der gesamten Fahrzeugkosten aus. Zum anderen ist sie Herr über Leistung und Reichweite. Beim BMS sei es deshalb zum Beispiel wichtig, so genau wie möglich die Zellenspannung zu messen, damit sich umso genauer die restliche Reichweite ermitteln lässt. Letztere hänge „aber auch von der Chemie, der Temperatur und vielen weiteren Faktoren ab“, erklärt Morgan, der von seinem Unternehmen behauptet, das „weltweit genaueste Batteriemanagement-System“ entwickelt zu haben.
„Aber Genauigkeit ist nicht alles“, so Morgan weiter. „Es kommen noch viel mehr Aspekte und dadurch Technologien hinzu, beispielsweise das Thema drahtlose Kommunikation“, welche enorme Vorteile bei der Skalierung der Batterietechnologie ermögliche, da sich mit einem Wireless-BMS eine aufwändige Verkabelung innerhalb der Batterie erübrigt. Außerdem können die Autohersteller so „den Batterien eine andere Form geben und sie auf Basis der Module skalieren“. Bei Second-Life-Anwendungen der Batterien nach der Nutzung im Fahrzeug sei die drahtlose Kommunikation ebenfalls hilfreich, da die Leistungsdaten der Stromspeicher auf diese Weise leichter abgegriffen werden können.
Quelle: Automobil-Elektronik – Viel mehr als Elektromobilität: Patrick Morgan, ADI, im Interview