Rivian: Großbritannien und Niederlande feilschen um E-Auto-Werk

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Rivian Motors

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Das Elektroauto-Startup Rivian gilt als eines der besten finanzierten Start-Ups in der E-Mobilitätsszene. Und dennoch scheint Geld nicht alle Herausforderungen zu lösen, wie Rivian zuletzt erfahren musste. Derzeit versucht das Unternehmen die Markteinführung des R1S und R1T zu beschleunigen. Auch die Pläne für Europa scheinen voranzuschreiten. Aktuell buhlen Großbritannien und die Niederlande, um die Aufmerksamkeit von Rivian.

In Europa befindet sich das E-Start-Up gerade auf der Suche nach einem passenden Standort für ein Werk, in welchem unter anderem die Elektro-Transporter für den Online-Riesen Amazon vom Band laufen können. Gerüchten zufolge soll Rivian Deutschland als Fertigungsstandort für die E-Transporter in Betracht gezogen haben. Andere Standorte außerhalb der Europäischen Union werden ebenfalls in Betracht gezogen. Es zeichnet sich aktuell ab, dass vor allem Großbritannien, als auch die Niederlande konkret Interesse an einer Rivian-Fabrik im eigenen Land haben.

Für die Niederlande steht die Übernahme des Fertigungswerk VDL Nedcar im Raum. Dort werden derzeit noch einige Baureihen von BMW/ Mini gefertigt, wobei diese ab 2023 bei BMW im Werk Leipzig vom Band laufen werden. Dann gilt es für Eigentümer des Werks, die VDL Groep, die vorhandenen Kapazitäten zu nutzen. 4.500 Mitarbeiter wollen beschäftigt werden. Genügend Personal, um sowohl E-Transporter, als auch Elektro-Pick-Up und E-SUV von Rivian zu fertigen. Laut verschiedenen Berichten will eine Rivian-Delegation bereits im Dezember das Werk in Born besichtigen, um eine Entscheidungsgrundlage vorzubereiten.

Von Seiten VDL Nedcar heißt es, dass man mit zwei Parteien konkrete Verhandlungen führe. Neben Rivian dürfte dies das eMobility-Startup Canoo sein, dessen Erstlingsstromer ab 2022 in deren Werk vom Band laufen sollte. Von deren Seite heißt es allerdings im Moment: „aufgrund der Entwicklungen bei VDL Nedcar derzeit nicht davon ausgeht, mit VDL Nedcar eine endgültige Rahmenvereinbarung bzw. Vereinbarung für die Auftragsfertigung abzuschließen.“ Wo Canoo seine Produktion alternativ ansiedeln könnte, ist noch nicht bekannt.

Rivian seinerseits hätte eine Alternative wohl bereits in der Hinterhand, seit Sommer 2021 laufen Verhandlungen mit dem Unternehmenscampus „Gravity“ nahe Bristol. Hier müsste Rivian jedoch die Fertigung als auch die Schulung der dafür angedachten Mitarbeiter von Null starten. Aus Sicht von Großbritannien wäre es dennoch wünschenswert einen E-Autohersteller im eigenen Land zu wissen. Wie „Sky News“ schreibt, soll der britische Premierminister Boris Johnson einen Brief an Rivian-CEO RJ Scaringe geschickt haben.

In diesem versprach der Premierminister dem Start-Up wohl, dass Regierungsbeamte angewiesen worden seien, ein „maßgeschneidertes Anreizpaket“ auszuarbeiten. Johnson will dabei auf eine „Special Development Order“ (SDO) zurückgreifen, ein sehr selten genutztes Rechtsinstrument, um schnelle Planungsentscheidungen zu ermöglichen. Aus Sicht von Sky News spreche die Bereitschaft, die SDO zu nutzen, für „die Bedeutung des Projekts für Großbritannien“. Welche Umfänge und Maßnahmen das Förderpaket für das US-Startup enthalten könnte, geht aus dem Bericht aber nicht hervor.

Quelle: Electrive.net – Niederlande will Rivians Europa-Werk

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Silverbeard:

Rivian hätte den Vorteil gegenüber Tesla, dass die in Bayern angesiedelte Autoindustrie schonmal keine Transporter oder Pickups baut. Dadurch dürften ‚Umweltvereine‘ auch nicht so grosszügig unterstützt werden.

David:

Man darf ja durchaus schlauer sein als Tesla. Indem man zum Beispiel nicht mittendrin die Pläne ändert beziehungsweise erweitert, das ist nämlich der Hauptgrund für gescheiterte bzw. aus dem Ruder gelaufene Bauprojekte in Deutschland. Indem man Profis machen lässt, nämlich das Projekt Büro, dass man beauftragt hatte und das eigentlich die sog. Umweltschützer ganz gut im Griff hatte: Schlaue Salamitaktik bei Teilgenehmigungen, nie öffentlich aufgetreten, wenn sie nicht mussten. Unterlagen zur Einsicht brutal aufgebläht und verkompliziert, damit die Querulanten überfordert waren. Das lief eigentlich gut, bis der Prophet nervös wurde und Schwarzbauten angeordnet hat. Das kann man vielleicht in Texas machen, in Deutschland wird das ne Katastrophe. Wollte er nicht hören.

neumes:

da ist doch gerade das Werk in Luckenwalde frei geworden ;-)

und Personal wäre auch vorhanden

Wolfbrecht Gösebert:

DANKE! Edit-Funktion geht wieder :)

Tobi:

Eigentlich schade, dass Rivian nicht auch nach Deutschland kommt. Dann wären mit Tesla zwei Top-Autos made in Germany. Bin gespannt wann eine Europavariante des SUV präsentiert wird. Ich mag nun mal innovative Newcomer.

Wolfbrecht Gösebert:

Interessant, ob der Mini – trotz der Zollabgabe von 10 % bei EU-Import – in GB gebaut wird oder ein Erwerb (ggf. eines Anteils von) VDL-Nedcar stattfindet. Aber schon bei den Stückzahlen der künftigen Transporter

https://wp.elektroauto-news.net/news/rivian-abhaengigkeit-amazon-eine-betrachtung

für Amazon könnte zudem der einfachere Transport aus den Niederlanden in die übrige EU die Entscheidung stark beeinflussen.
Und so eine Theater-Aufführung wie bei Tesla wird sich Rivian ja auch eher ersparen wollen …

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