Entgegen den Befürchtungen negativer Arbeitsplatzwirkung in Deutschland soll die Umstellung der Mobilität auf Elektroautos zahlreiche neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Erhebung des Bundesverbands eMobilität e.V. (BEM). Wie der Verband ermittelt hat, erfordert allein der Aufbau der Ladeinfrastruktur, um Elektroautos mit Strom versorgen zu können, in den kommenden zehn Jahren ein Personalvolumen von 255.000 Fachkräften. Dabei sind neue Arbeitsplätze im Automotive-Bereich oder bei der Batterieherstellung noch nicht erfasst.
Die Untersuchung bezieht sich auf die von der Bundesregierung angestrebte Emissions-Minderung im Straßenverkehr bis zum Jahr 2030. Demnach sehen Experten einen Bedarf von etwa 300.000 Ladesäulen im öffentlichen und halböffentlichen Bereich. Hinzu kommt durch die Umsetzung der EU-Gebäude-Energieeffizienz-Richtlinie die Notwendigkeit zur Errichtung von etwa zehn Millionen Ladepunkten im privaten Wohn- und Mieteigentum sowie an Arbeitsplätzen.
Die Installation dieser Infrastruktur, deren Wartung und Monitoring, mitsamt der Integration stationärer Speicher zur Lastspitzenkompensation, der Installation zusätzlicher erneuerbarer Energieerzeugungs-Anlagen sowie die Vorgänge zur Prüfung der Mess- und Eichrechtskonformität bilden neue Tätigkeitsfelder, für die schon heute zu wenig Fachkräfte zur Verfügung stehen. Das betrifft insbesondere die Berufsfelder Elektriker, Elektrotechniker, Service, IT und Montage, die maßgeblich bei der Installation und Projektierung der Ladeinfrastruktur benötigt werden.
„Ja, es wird Veränderungen am Arbeitsmarkt durch den Umstieg auf Elektromobilität geben. Der Umbau der Fahrzeugindustrie und der Energiebereitstellung erfordern über Jahre enormen Aufwand und neue Jobs. Allein der Bereich Ladeinfrastruktur schafft Arbeitsplätze, die bislang niemand auf dem Schirm hat – insbesondere weil sich hier die Bereiche Energie und Mobilität verbinden. Die ersten Personal-Engpässe zeigen uns bereits schon heute, dass erheblicher Arbeitskräfte-Bedarf besteht, dem wir jetzt entgegenwirken sollten.“ – Markus Emmert, Wissenschaftlicher Beirat und Leiter der Arbeitsgruppen im BEM
Die Untersuchung beziffert das Gesamt-Investitionsvolumen zum Aufbau der Ladeinfrastruktur auf 111 Milliarden Euro und den erwarteten Stromverbrauch Erneuerbarer Energie auf 54.020 GWh. Das sind zehn Prozent des heutigen Energiebedarfs. Bei dieser Angabe muss berücksichtigt werden, dass mit zunehmender Elektrifizierung der Mobilität auf der Seite der Herstellung und Bereitstellung fossiler Antriebsenergie (Benzin, Diesel) enorme Mengen der sogenannten Grauen Energie eingespart werden, die den tatsächlichen Strombedarf entsprechend reduzieren.
„Die Berechnungen des Strombedarfs, der inzwischen über 40 Prozent erneuerbar aus Photovoltaik und Windkraft gedeckt wird, zeigen, dass der Aufbau der Infrastruktur für Elektromobilität insbesondere bei netzdienlichem Laden in der Praxis ohne Versorgungsprobleme möglich ist und zudem der Integration der Erneuerbaren dient. Der Umbau zu einer nachhaltigen Mobilität kann faktisch beginnen.“ – Thomic Ruschmeyer, Präsident des Bundesverbands Solare Mobilität
Die Untersuchung zur Arbeitsplatzentwicklung im Bereich Ladeinfrastruktur wurde gemeinsam mit den BEM-Arbeitsgruppen „Ladeinfrastruktur“ und „Netzdienlichkeit“ erstellt, denen 100 Mitgliedsunternehmen angehören, die die Berechnungsgrundlage, die Annahmen und das Ergebnis bestätigen und mittragen.
Der Bundesverband Solare Mobilität (BSM) setzt sich seit 1989 für nachhaltige Mobilität ein. Gegründet wurde der BSM von Pionieren, die in der Elektromobilität bereits in seinen Anfängen eine überlegene Technologie sahen. Der elektrische Antrieb ist effizient und umweltfreundlich, betrieben mit Strom aus erneuerbaren Energien sogar nahezu komplett frei von schädlichen Emissionen. Bis heute sieht sich der BSM dem Ziel verpflichtet, Lösungen für eine zukunftsfähige Mobilität anzubieten. Dazu gehören neben umweltfreundlichen Antriebstechnologien auch intelligente Verkehrskonzepte mit multimodalen Angeboten.
Quelle: BEM – Pressemitteilung vom 11.10.2019