Während Daimler und Audi ankündigen, Tausende Arbeitsplätze abzubauen, blickt Porsche-Chef Oliver Blume optimistisch die Zukunft. „Porsche erlebt gerade eine Sonderkonjunktur“, sagte der Chef des kleinsten deutschen Autoherstellers in einem Interview mit dem Handelsblatt und erklärte, wie es dazu kam. Und auch zum Taycan, dem ersten Elektro-Sportwagen der Zuffenhausener, hat Blume einige neue Details verraten.
„Im Zuge der Elektromobilität haben wir für den Taycan rund 2000 neue Leute eingestellt“, sagt Blume über Porsches Situation in Sachen Arbeitsplätze. Der Taycan sei also ein gutes Beispiel dafür, dass Elektroautos nicht unbedingt einen Jobabbau mit sich bringen müssen. Zwar habe ein Elektromotor tatsächlich „nur gut ein Drittel der Fertigungstiefe eines Verbrenners“. Allerdings mache der Antrieb „auch nur ein Sechstel der Fertigungszeit eines gesamten Fahrzeugs aus“, relativiert der Porsche-Chef.
„Zuversichtlich für die Zukunft“
Als Automobilhersteller gelte es nun, sich auf die Veränderungen in der Branche einzustellen, „neue Wertschöpfungsfelder zu erschließen oder mit neuen Produkten Marktwachstum zu generieren“. Er blicke „zuversichtlich für die Zukunft“, sagte Blume dem Handelsblatt. Ein Grund dafür mag der sich anbahnende Erfolg des Taycan sein: Porsche hat bereits 30.000 Interessenten, die in Europa jeweils 2500 Euro angezahlt haben. Etwa 10.000 davon hätten bereits feste Verträge abgeschlossen. „Diese Zahl liegt deutlich über unseren Erwartungen. Jetzt fahren wir die Produktion hoch“, so Blume.
Zwar gab es einige Anlaufschwierigkeiten, oder „Herausforderungen“, wie Blume sie nannte, weshalb Porsche „die Anlaufkurve qualitätsorientiert in den ersten Monaten um etwa 1000 Fahrzeuge abgesenkt“ habe. Der Hersteller werde dennoch planmäßig noch in diesem Jahr die ersten Händler in den USA mit dem Taycan beliefern können und auch in Europa „termingerecht“ ausrollen. Für 2020 geht Blume bereits von einer Produktion von mehr als 20.000 Fahrzeugen aus. „Mehr, als wir ursprünglich geplant hatten“, so der Porsche-Chef.
Damit Porsche sein Renditeziel von 15 Prozent bis zum Jahr 2025 schafft, hat Blume mehrere Maßnahmen in Planung: Dabei gehe es „um intelligente Ideen, die das Ergebnis unterstützen. Wir setzen mehr digitale Techniken ein, reduzieren unsere Variantenvielfalt, verwenden mehr Gleichteile und entwickeln neue Geschäftsideen“, so der Manager. Damit Porsche nachhaltig und CO2-neutral werden kann, brauche es zwar auch Anschubfinanzierungen. Dann aber könne „Nachhaltigkeit mittel- und langfristig wirtschaftlich sein“, sagte Blume. Wichtig sei hier die „Grundeinstellung. Unsere Verantwortung in der Gesellschaft. Nachhaltig gesamtheitlich gedacht. Wirtschaftlich, ökologisch und sozial.“
Im Jahr 2025 will Porsche 50 Prozent seiner Fahrzeuge „rein elektrisch oder mit Hybridantrieb ausliefern. Die Zahl wird stetig steigen, bis 2030 erwarten wir einen weiteren Rückgang der Verbrenner.“ Es gebe aber auch „Technologien, die den Verbrenner im Spiel halten, synthetische Kraftstoffe zum Beispiel. Die testen wir gerade.“
„Finde es gut, dass Tesla auf dem Markt ist“
Auf den US-Elektroautopionier Tesla als harten Porsche-Konkurrenten angesprochen sagte Blume, er finde es „gut, dass Tesla auf dem Markt ist. Wettbewerb befeuert den Markt und spornt an, selbst besser zu werden.“ Blume habe „großen Respekt vor jedem Tesla-Kunden. So, wie es Porsche-Fans gibt, so gibt es auch Tesla-Fans – oder Leute, die gerne BMW oder Mercedes fahren.“
Die geplante Tesla-Fabrik bei Berlin empfindet der Porsche-Chef nicht als Kampfansage an die deutsche Autoindustrie, sondern als „hervorragende Idee. Es ist toll für den Arbeitsmarkt in Deutschland, wenn wir ausländische Investoren gewinnen. Jeder Wettbewerb macht uns selbst noch besser.“ Mit der Investition von Tesla in Deutschland entstünden neue Arbeitsplätze und „auch eine zusätzliche Lieferantenstruktur. Jeder Zulieferer bringt Innovationen mit, und dadurch entwickeln sich Technologien“, so Blume über die Chancen einer Tesla-Ansiedlung hierzulande.
Damit sich die Elektromobilität, die „erst seit fünf Jahren richtig in Gang“ komme, entwickeln kann, fordert Blume mehr Unterstützung der Politik: Zwar müsse die Industrie zeigen, „was technologisch notwendig und möglich ist – vor allem bei der Infrastruktur“, wo die Hersteller „in der Bringschuld“ seien, „die Politik zu unterstützen“. Die Politik wiederum müsse „attraktive Rahmenbedingungen schaffen“, wie etwa „klare Verantwortlichkeiten bei Bund, Ländern und Kommunen – mit klarem Projektmanagement mit festen Terminen, Budgetbedarf und Fahrplan für die nächsten Jahre.“ Deutschland müsse „aus dem derzeitigen Flickenteppich ein ganzheitliches Konzept über alle beteiligten Industrien hinweg entwickeln – und da sind Industrie und Politik bereits gemeinsam in der Spur.“
Quelle: Handelsblatt – Oliver Blume: „Porsche erlebt gerade eine Sonderkonjunktur“