Volkswagen-Chef Herbert Diess sprach in einem gemeinsamen Interview mit Betriebsratschef Bernd Osterloh im VW-Mitarbeitermagazin Inside unter anderem darüber, wie sich die Autoproduktion ändern muss, um effizienter zu werden. Vor allem die schier unendlichen Ausstattungsvarianten der Volkswagen-Fahrzeuge stehen zur Disposition. „Wir haben in den vergangenen Jahren allein in Wolfsburg tausende Golf gebaut, die in ihrer Kombination von Motor, Farbe und Innenausstattung einmalig sind“, so Osterloh.
„Das zeigt einerseits, wie flexibel unsere Produktion ist“, freut sich Diess. Andererseits sei „das aber eine große Belastung und ein hoher logistischer Aufwand“, zu Lasten der Produktivität. VWs Ziel sei es deshalb, die Varianten zu reduzieren. Zumal dem Autohersteller mehrere Großbaustellen bevorstehen, wie etwa die Digitalisierung der Automobilbranche, Elektromobilität, autonomes Fahren. „Die Bedeutung von Software im Auto wird weiter deutlich zunehmen und damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor“, weiß Diess. Dafür habe VW allerdings „noch zu wenig eigene Kompetenz im Haus“.
Osterloh kritisiert, dass es die Unternehmensführung in Sachen Software „seit Jahren schlicht und ergreifend verschlafen“ habe, „die richtigen Weichen zu stellen“. Das Thema Digitalisierung habe „bei Volkswagen keine ausreichende Rolle gespielt. Das muss sich ändern“, fordert der Betriebsratschef.
Dass ausgerechnet Zwickau das VW-Zentrum der Elektromobilität werden soll, sei für viele Mitarbeiter überraschend gekommen, heißt es in dem Interview. Diess sagte aber, dass es wichtig sei, sich „zu Beginn auf einen Standort für die Elektromobilität zu konzentrieren. Nur so sind wir wettbewerbsfähig, nur so werden wir die Anläufe für unsere Marken vernünftig hinbekommen.“ Erst wenn sich die Elektromobilität „richtig durchsetzt, stellen wir auch andere Standorte um“, so der Vorstandschef.
„In der E-Mobilität liegt nach jetzigem Stand die Zukunft der Mobilität“, erwidert Osterloh. Um diese Zukunft nicht zu verschlafen müsse VW noch mehr tun, so Diess: „Denn die Belastungen für das Unternehmen, etwa die Kosten für die Einführung der Elektrofahrzeuge, werden höher als erwartet sein“. Zumal man bei VW festgestellt habe, „dass einige unserer Wettbewerber noch größere Fortschritte gemacht haben“. Diess baut deshalb auf höhere Gewinne, um die Zukunft des Autoherstellers finanzieren zu können.
Quelle: Inside – Diess und Osterloh: Das große Doppelinterview