Er war der Erste, der tatsächlich den Blitz in Opels neue Zeit mit PSA brachte. Noch vor dem vollelektrischen Corsa konnte man im Grandland X – zumindest zeitweise – mit Stromes Stärke unterwegs sein. Nach vier Jahren nun haben sie das Rüsselsheimer Flaggschiff an die Box beordert. Zum Re-Start fehlt zwar das ohnehin sperrige X im Namen – dafür trägt der Grandland nun außen „Vizor“ und innen „Pure Panel“. Optisch rückt Opels Großer damit näher an den Mokka. Geblieben sind neben zwei traditionellen Verbrennern auch die beiden Doppelherzen.
Die deutsch-französische Achse erweist sich da im Wortsinn als starker Antrieb. Zum 200 PS starken Benziner in der Allrad-Version „Hybrid4“ (ab 51 190 Euro) gesellen sich vorne ein E-Motor mit 110 PS und hinten einer mit 113. Macht in der Summe zwar bloß 300, schnickt den Grandland X aber schick nach vorne. Bei Bedarf in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 und rauf bis 235. Für rein elektrischen Vortrieb indes liegt die Marke bei 135. Gepflegtes Rollen mit Richtgeschwindigkeit ist da prima drin.
Disziplinierter bewegt werden mit der 13,2-kWh-Batterie bis zu 65 Elektro-Kilometer (WLTP) offeriert, wobei um die 45 der Realität des fahrerischen Alltags näher kommen. Wie immer gilt: Dynamik kostet Distanz. Kleines Manko: Die Rekuperation fällt in Stellung D ein wenig zu schwach aus, in Stellung B fast schon zu stark. Drei oder vier Abstufungen täten der Sache gut. So oder so: Ein blaues Licht über dem Rückspiegel signalisiert die abgasfreie Fahrt nach außen – falls die Polizei mal eine Umweltzone kontrollieren sollte.
Das Ganze gibt es auch als Version „Hybrid“ (ab 45 040 Euro) mit 224 PS Systemleistung und nur einem E-Motor für vorne. Weil der aber – anders als die Heck-Wicklung – nicht ohne kräftezehrendes Getriebe drehen kann, kommt die Front-Version nur auf 64 offizielle Strom-Kilometer. Zudem leistet der Benziner hier nur 180 PS. Weiterer Vorteil des Allradlers: Rein elektrisch kann man die Kraft der zwei Achsen bis Tempo 80 nutzen. Und keine Sorge: So leer lässt der Grandland den Akku nicht werden, dass zum Losfahren oder zur Stabilisierung des Hecks hinten kein Saft mehr zur Verfügung stünde.
Apropos: Während der Fahrt lässt sich der Stromhaushalt über vier Fahr-Modi regeln. Inklusive programmierbarer Rest-Reichweite. An der heimischen Steckdose dauert eine Komplett-Füllung gute sieben Stunden, mit Kraftstrom geht’s in vier und an einer Wallbox sogar in zwei. Serienmäßig ist allerdings nur der Onboard-Charger für 3,7 kW, die Verdoppelung kostet 500 Euro Aufpreis – einen Universal-Charger (18 bis 22 kW, dreiphasig, mit drei Adaptern) gibt’s für 720 Euro. Sorgen um die Batterie muss man sich erst mal keine machen. Acht Jahre (bis 160 000 Kilometer) gibt Opel Garantie.
Vor allem aber ist der Grandland nicht einfach nur ein Peugeot 3008 mit Blitz, sondern eher so etwas wie ein Opel mit ordentlich Löwe und etwas Doppelwinkel. Mit auf Wunsch schwarz lackierter Motorhaube und einem Dach, das zu schweben scheint. Wobei die verkleidete C-Säule natürlich ein nicht ganz billiger Trick ist – aber ein schicker eben auch.
Ansonsten punktet Opels Jüngster mit erhöhter Sitzposition und bei 4,47 Metern Länge mit viel Luftigkeit auch in zweiter Reihe. Umso mehr, wenn man die Überkopf-Verglasung wählt. Die beiden Bildschirme verschmelzen schick zu einem Breitband-Monitor, und zum Glück gibt’s für die wichtigen Dinge auch noch Tasten und Regler. Einzig der USB-Anschluss in der Mittelkonsole ist ziemlich fummelig geraten. Ins Gepäckfach passen 390 Liter, bei umgeklappten Rücklehnen sind es gut 1,5 Kubikmeter – und an den Haken dürfen gebremst 1250 Kilo.
Beide Modelle sind ab Werk mit der bekannten Acht-Stufen-Automatik gekoppelt, die wunderbar sanft sortiert und nur im Sport-Modus zu etwas Sprunghaftigkeit neigt. Das Fahrwerk gibt sich eher komfortabel, kommt aber mit den 1,9 Tonnen auch in flotten Kurven ordentlich zurecht. Die Lenkung allerdings dürfte deutlich früher und auch stärker spüren lassen, dass Volant und Vorderräder miteinander zu tun haben.
Gebaut wird der neue Grandland in Eisenach, ab 16. Oktober steht er beim Händler. Und vieles spricht dafür, dass die Hybrid-Quote von bisher 36 Prozent noch ein wenig steigen dürfte. Die Vier vorne dürfte wohl ins Visier geraten.