Wie Numbat und TenneT mit Ladesäulen das Stromnetz stabilisieren wollen

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Numbat

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und das Kemptener Clean-Tech-Unternehmen Numbat wollen gemeinsam das Flexibilitätspotenzial von dezentral verteilten Numbat-Ladesystemen nutzen, um Engpässe im Stromnetz durch eine Anpassung des Lade- und Einspeiseverhaltens der Numbat-Systeme zu verringern. Hierfür starten beide Unternehmen ein Pilotprojekt. In dem Pilotprojekt werden die Ladesäulen, die einen stationären Batteriespeicher integriert haben, im Engpassmanagement von TenneT zur Anpassung des Stromverbrauchs oder zur Rückspeisung von Energie in das Stromnetz eingesetzt.

Die Numbat-Systeme seien so optimiert, dass Kunden, die ihre Elektroautos am Numbat-System laden, keine Komforteinbußen haben, wie das Unternehmen mitteilt. Zudem sollen sich durch die Kombination von Ladesäule und Batteriespeicher in den Numbat-Systemen große Flexibilitätspotentiale ergeben, die potenziell über bisher untersuchte Piloten hinausgehen.

Anlass für die Kooperation sei die zunehmende Anzahl von Engpässen im deutschen Stromnetz. Diese Engpässe entstehen, weil immer mehr erneuerbarer Strom aus dem windreichen Norden in die großen Industriezentren im Süden und Westen Deutschlands transportiert werden muss. Schon heute müssen die Netzbetreiber Netzengpässen entgegenwirken – also Situationen, in denen die Kapazität des Stromnetzes für den Transport des nachgefragten Stroms nicht ausreicht. Bisher springen in solchen Situationen konventionelle Kraftwerke ein, die kurzfristig hochgefahren werden müssen, beispielsweise Gaskraftwerke. Vor dem Hintergrund ambitionierter Dekarbonisierungsziele und gestiegener Energiepreise (z.B. für Erdgas) werden Alternativen für das Engpassmanagement benötigt.

Wenn es zu Engpässen im Übertragungsnetz kommt, können geografisch verteilte Systeme wie unsere Numbats mit ihren Batteriespeichern helfen, diese Engpässe auszugleichen“, sagt Martin Schall, Gründer und einer der Geschäftsführer von Numbat. Die Numbat-Systeme werden über die Equigy – Crowd Balancing Platform verbunden. Dies ist eine von mehreren europäischen Übertragungsnetzbetreibern gemeinsam entwickelte Plattform, die es ermöglicht, mit kleinen Flexibilitätsanlagen wie batterieelektrischen Fahrzeugen, Wärmepumpen oder anderen Batteriespeicherformen europaweit an den verschiedenen Flexibilitätsmärkten teilzunehmen. An diese Plattform angeschlossen, lassen sich auch die Batteriespeicher von Numbat-Ladestationen automatisch steuern.

TenneT forscht in zahlreichen Projekten, wie sich dezentrale kleinteilige Flexibilitäten wie batterieelektrische Fahrzeuge und deren Ladeinfrastruktur netzdienlich in das Übertragungsnetz integrieren lassen. Diese Projekte verdeutlichen eindrücklich, dass diese Kleinstflexibilitäten den Netzausbau ergänzen und das Übertragungsnetz entlasten können“, erklärt Tim Meyerjürgens COO von TenneT. Um das Potenzial dieser Flexibilitäten nutzbar zu machen, seien jedoch Anpassungen bei den derzeit bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie dem Marktdesign erforderlich. „Auch das Projekt mit Numbat dient dazu, die notwendigen Anpassungen zu identifizieren und zu konkretisieren.

Quelle: Numbat – Pressemitteilung

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Holger:

Diese stationen haben normalerweise genug Speicher für 3-4 Autos – also wenn sie voll sind, kann man damit 3-4 autos Schnelladen bevor sie leer sind. Meine Vermutung nach regelt man nur die obersten 20-30% dieser Batterie, was bedeutet, dass die meisten Nutzer das nie mitkriegen werden.

Jörg:

Da das Schnellladesäulen sind, interpretiere ich „keine Komforteinbußen“ als volle Ladeleistung bzw. gleiche Ladezeit. Was genau wird dann geregelt? Oder geht’s nur um den Speicher? Wenn die Speicher nur ans Niederspannungsnetz angeschlossen sind, braucht man eine ganze Menge um da irgendwas im Netz zu regeln.

Marc:

Das wird noch richtig lustig. Tennet ist zwar beim Stromkunden gar nicht bekannt, ist aber der bei weitem größte deutsche Netzbetreiber. Jeder zweite hier mitlesende ist statistisch im Versorgungsgebiet, also indirekt Tennet-Kunde. Ein Netzbetreiber hat nur die Aufgabe, das Netz stets verfügbar zu halten, es ergo stabil zu machen. Da sind dezentrale Speicher eine gute Möglichkeit. Die Netzbetreiber sind also dafür. Nur sind sie nicht unbedingt schnell, da nicht vollständig marktwirtschaftlich geführt, haben ja auch hoheitliche Aufgaben.

Wenn aber jetzt Pilotversuche starten, ist es so weit, dass die Software, um solche dezentralen Speicher einzubinden, steht. Jetzt muss also nur noch das Regulatorische geklärt werden, also wie die Marktzugänge gestaltet werden, die es womöglich Jedermann ermöglichen, Stromanbieter zu werden. Und sie machen den Piloten mit einem Startup, nicht mit einem der klassischen Stromversorger. Bei denen wird daher sicher bald die Burg brennen…

Djebasch:

Dazu ist ein solcher Batteriespeicher je nach Größe auch eine zusätzliche Einnahmequelle.
Wenn man in so einer Box irgendwann 500KWH einbaut könnte man damit Energie Speichern wenn er günstig ist , und wenn gebraucht teuer verkaufen und hätte immer noch genug Puffer für Laden von EAutos.
Die Realität ist aktuell eher kleine Akkus bis 100KW und daher ist die Abnutzung noch festzustellen

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