Weltweit beginnt langsam ein Kampf um Lithium-Ionen-Batteriezellen. Das betrifft aber nicht nur die Hersteller von Elektroautos. Auch Herstellern von anderen Elektrofahrzeugen wie Pedelecs und E-Bikes oder Elektrogeräten wie Smartphones und Laptops oder auch Handstaubsaugern und Akkuschraubern drohen Engpässe bei der Beschaffung.
Ruf nach deutscher Batteriezellfertigung wird laut
Bedingt hierdurch werden die Rufe nach einer deutschen Batteriezellen-Fabrik in Bayern werden vonseiten IG Metall laut. Gefordert wird dies, da BMW und Audi nicht völlig abhängig von asiatischen Zulieferern werden sollen. Geht es nach einem Bericht aus dem Handelsblatt werden entsprechende Pläne konkreter. Allerdings könnte laut dem Magazin die erste deutsche Zellfabrik in Nordrhein-Westfalen und nicht in Bayern das Licht der Welt erblicken.
Günther Schuh macht sich für Zusammenschluss von Unternehmen stark
Günther Schuh, Aachener Professor und Gründer von StreetScooter und derzeitiger Geschäftsführer von e.GO mobile, habe entsprechende Gedanken ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Batteriehersteller BMZ-Group und das Start-up TerraE, das seit vergangenem Jahr zur BMZ-Gruppe gehört, plant man schon länger für eine Zellfertigung in Nordrhein-Westfalen.
Laut Schuh seien dort mehrere Standorte in der Auswahl. So führe man unter anderem Gespräche mit dem Autohersteller Ford, dort könnte die Zellfabrik beispielsweise auf dem Werksgelände in Köln-Niehl entstehen. Aus Sicht von Schuh ideal, da “die benötigte Infrastruktur schon da ist und man die Fertigung natürlich auch gegebenenfalls erweitern kann”. Aber auch Flächen ehemaliger Braunkohle-Tagebauten wären denkbar.
Förderung durch den Staat in Nordrhein-Westfalen durch endlichen Kohlebau vorstellbar
Nordrhein-Westfalen wäre auch insofern interessant, da der Kohlebau dort endlich ist. Und die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission kam erst vor kurzem der Vorschlag das Rheinische Revier zu einer Energieregion der Zukunft zu entwickeln. So sei in dem Abschlussbericht der Kommission auch der Punkt „Ansiedlung einer Batteriezellproduktion“ im Rheinischen Revier enthalten. Man sei sich auch im Klaren, dass entsprechende Förderungen für ein solches Vorhaben vonnöten sind.
Derzeit stehen 250 Millionen Euro im Raum, die man braucht um die Produktion aufzubauen. Hierbei möchte man in einem ersten Schritt zunächst mit einem Volumen von einem Gigawatt (GW) starten soll. In drei Schritten soll dann das Produktionsvolumen über mehrere Jahre auf acht GW gesteigert werden – mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 1,2 Milliarden Euro.
Die BMZ wird einen größeren Betrag in das Vorhaben einbringen, gut dreißig Prozent der Investitionssumme soll idealerweise über Fördergelder reinkommen. Das nötige Know-How soll ebenfalls von BMZ kommen. Der Batteriehersteller mit Sitz im unterfränkischen Karlstein arbeitet schon seit Jahren mit Größen wie Samsung SDI und LG Chem zusammen.
VW, Ford und Bosch ebenfalls im Gespräch für deutsche Batteriezellfertigung
Interessant ist sicherlich aber auch die Tatsache, dass Schuh mit anderen Partner spreche. Darunter eben auch Volkswagen. Wobei diese Gespräche allerdings noch in den Kinderschuhen stecken, wie VW verlauten lies.
Bernd Althusmann, Wirtschaftsminister in Niedersachsen und VW-Aufsichtsrat, lies im vergangenen Jahr gegenüber der WirtschaftsWoche verlauten: „Der Zugang zu Batteriezellen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Industrie in Deutschland. Wir sollten in Niedersachsen nicht nur Forschungsstandort, sondern auch Fertigungsstandort werden.“ Die Chance für eine solche Batteriezellenproduktion wird nun quasi auf dem Silbertablett serviert.
Und wer weiß, vielleicht ist auch VWs neuer Allianz-Partner mit von der Partie, denn auch mit Ford sei man im Gespräch. Eventuell kommt auch noch der Vorschlag von Manfred Schoch, Betriebsratschef und stellvertretender Aufsichtsratschef von BMW, zum Tragen. Dieser schlägt eine konzertierte Aktion mehrerer deutscher Konzerne vor. „BMW könnte sich mit Daimler, VW, Siemens, Conti und Bosch auf eine standardisierte Zelle einigen“, schlägt er vor. „Wenn wir dieses Thema genauso intensiv diskutieren würden wie die Diesel-Nachrüstung, kämen wir auf den richtigen Weg.“
Des Weiteren gibt es auch mit verschiedenen Zulieferern Gespräche. Auch der Technologiekonzern Bosch soll mit von der Partie sein. Allerdings nicht als Produzent von Batteriezellen, sondern als Lieferant für Fertigungstechnik. Den Einstieg in die Zellfertigung für Elektroauto-Batterien würde Bosch 20 Milliarden Euro kosten – „finanziell kein Problem“. Und dennoch hat man sich dagegen entschieden. Warten wir ab, wie es weitergeht mit der deutschen Batteriezellenfabrik in Nordrhein-Westfalen.
Quelle: Handelsblatt – Erste deutsche Batteriezellenfabrik könnte nach NRW kommen