In einem Interview mit Vision Mobility erklärte Sieghart Michielsen, bei Elektro-Zweiradhersteller Niu für Vertrieb und Marketing in Europa verantwortlich, wie Autohersteller den E-Zweiradmarkt beeinflussen und was Niu mit Microcars und Quads vorhat.
Michielsen spricht auch für den Markt von Elektro-Zweirädern in Deutschland von einem „temporären Schwungverlust“, ausgelöst durch die Situation auf dem Elektroautomarkt, wo der plötzliche Wegfall des Umweltbonus und laute Stimmen aus dem konservativen Spektrum den Absatz von E-Autos im vergangenen Jahr um knapp ein Viertel hat einbrechen lassen.
Dieser Rückgang werde „durch anhaltende Zweifel verstärkt, die größtenteils von den heimischen Automobilherstellern kommen“, kritisiert Michielsen: „Sie liegen hinter dem Zeitplan und haben allen Grund, ihre eigenen Elektrifizierungsbemühungen zu verzögern.“
Michielsen findet, man sollte auf die internationalen Märkte blicken, wo Elektroautos anders als in Deutschland weiterhin steigende Verkaufszahlen verzeichnen. Dort seien „die Argumente für die Elektrifizierung glasklar“, und dies treffe auch auf leichte Elektrofahrzeuge auf zwei Rädern zu. Der Niu-Manager nennt sie „ein absolutes Muss: Sie haben niedrige Wartungs- und Betriebskosten, fahren emissionsfrei, benötigen keine spezielle Ladeinfrastruktur und lösen das Parkplatzproblem mühelos.“ Er geht von einer nur „vorübergehenden Verzögerung“ aus und dass „die Vernunft und die Marktkräfte die Dinge bald wieder ins Lot bringen“ werden.
“Wir können nicht einfach jedes Verbrenner-Auto durch ein Elektroauto ersetzen”
„Wir können nicht einfach jedes Verbrenner-Auto durch ein Elektroauto ersetzen und erwarten, dass die Staus über Nacht verschwinden“, so Michielsen weiter. Stadtzentren mit begrenztem Platzangebot seien „nicht dafür ausgelegt, Unmengen von auf den Gehwegen geparktem Stahl zu beherbergen.“ Um dem zu begegnen, seien neben e-motorisierten Zweirädern auch Elektro-Quads und Elektro-Microcars geeignet, wo Niu nun ebenfalls aktiv werden wolle.
„Microcars entwickeln sich in ganz Europa zu einem eindeutigen Trend, der durch eine zunehmende Konzentration auf kleinere, abgasfreie Fahrzeuge angetrieben wird, die sich perfekt in unser Stadtbild einfügen“, sagt Michielsen im Interview mit Vision Mobility. Sie seien „eine praktische Lösung für Städte, in denen der Platz knapp ist“ und wo „herkömmliche Verbrenner-Fahrzeuge einfach nicht hingehören.“
Mit seinem Einstieg bei elektrischen Quads wolle Niu nicht nur sein Fahrzeugangebot ausbauen, „sondern ein sehr traditionelles Verbrenner-Segment aufmischen, so wie wir es mit unseren ersten intelligenten E-Mopeds getan haben.“ Niu wolle „seit langem bestehende Normen infrage stellen“ und so schlussendlich „einen bedeutenden Wandel herbeiführen, wie urbane Mobilität konzipiert wird.“
Quelle: Vision Mobility – Elektrische Zweiräder sind ein Muss für die Mobilitätswende