Kann Musk Trump in Sachen Nachhaltigkeit umstimmen?

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Elon Musk glaubt an die globale Erwärmung. Donald Trump tut es nicht. Wird sich das ändern?“ Mit dieser Frage leitet die New York Times (NYT) einen Artikel ein, der sich mit einem in manchen Themen sehr gegensätzlichen und künftig wohl sehr mächtigen Duo beschäftigt: Tesla-Chef Elon Musk, seines Zeichen reichster Mensch der Welt, und Donald Trump, ab Januar für eine zweite Amtszeit einer der mächtigsten Politiker der Welt, dürften in den kommenden Jahren für viele Schlagzeilen sorgen. Und weitreichende Entscheidungen treffen, die auch auf Musk zurückgehen könnten.

Der Tesla-Milliardär gilt als eine Schlüsselfigur in der Umlaufbahn des neuen und alten US-Präsidenten. Doch wie passt Musk in seinen Ansichten zur Klimakrise, zu erneuerbaren Energien und zu Elektroautos zu Donald Trump, der von all diesen Dingen wenig bis gar nichts hält? Und kann Musk Trump in diesen Dingen womöglich zu einem Umdenken bewegen. Die NYT formuliert ein zaghaftes Ja und hat festgestellt, dass Trump während des Wahlkampfes seine Rhetorik gegenüber Elektroautos bereits stark abgemildert habe.

Hatte Trump zuvor noch auf E-Autos regelrecht eingedroschen und angekündigt, Förderungen für die E-Mobilität zu stoppen, hat er im Sommer seine Meinung wie es scheint geändert. „Ich spreche ständig von Elektroautos, aber ich meine nicht, dass ich gegen sie bin. Ich bin total für sie“, sagte er Mitte Juli bei einer Veranstaltung in Michigan. „Ich habe sie gefahren und sie sind unglaublich, aber sie sind nicht für jeden geeignet.“

Musk wiederum beansprucht die Anerkennung für die augenscheinliche Verschiebung von Trumps Ansichten für sich und sagte bereits im Juni gegenüber Tesla-Aktionären, dass er „überzeugend sein“ könne und dass viele Freunde von Trump jetzt Teslas führen, „und sie alle lieben es“. Trump selbst soll „ein großer Fan des Cybertruck“ sein, so Musk.

Beobachter gehen stark davon aus, dass Musk enge Verbindungen zum Weißen Haus pflegen wird und sich dadurch Vorteile für seine Unternehmen erhofft, darunter Tesla und das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX. Musk hat sich zudem bereits als Kandidat für die Leitung einer Effizienzkommission ins Spiel gebracht, die den Politikbetrieb in Washington optimieren soll. Trump ist dieser Idee gegenüber nicht abgeneigt.

Zurück zur Eingangsfrage sagt Paul Bledsoe, Dozent am American University Center for Environmental Policy, der NYT, dass er sich nicht sicher sei, ob sich Musk als „selbstgesinnter Lobbyist […] nur für die Interessen von Tesla und SpaceX“ einsetzt, oder ob er versucht, „Trump zu beeinflussen, um zu erkennen, dass erneuerbare Energie als wirtschaftliche Angelegenheit eine große Chance für die Vereinigten Staaten ist, China zu übertrumpfen?“ Musk und Trump wollten eine dahingehend zielende Frage der NYT bislang nicht beantworten.

Was Trump aber bereits angekündigt hat: Er will die USA, wie schon 2017, erneut aus dem Pariser Klimaabkommen abziehen, er will Naturschutzgebiete verkleinern, um dort nach Erdöl zu bohren und Bodenschätze abzubauen und er will die unabhängige US-Umweltschutzbehörde EPA entmachten, indem er sie aus Washington abzieht und ihre Fördermittel kürzt.

„Der Klimawandel ist real“

Musk hingegen hat immer wieder schon seit seinen Studentenzeiten betont, dass er den Klimawandel für ein großes Problem hält und ist seit langem ein wichtiger Befürworter der Umstellung auf emissionsarme Technologien wie Solarstrom, Batterien und Elektroautos. In all diese Bereiche hat er sehr viel Geld und sehr viel Energie gesteckt.

Bereits im August während eines live auf Musks Plattform X ausgestrahlten Gespräch sagte Musk zu Trump, die Menschheit sollte sich „im Allgemeinen in Richtung Nachhaltigkeit bewegen“, und dass er der Ansicht sei, dass Solarenergie in Zukunft einen Großteil der Energieerzeugung der Erde ausmachen wird. Allerdings hat Musk es nicht so eilig, wie viele fordern, der rasant fortschreitenden globalen Erwärmung Einhalt zu gebieten: „Wir haben noch ziemlich viel Zeit, wir müssen uns nicht beeilen“, sagte Musk. Er geht davon aus, dass es „wahrscheinlich in Ordnung sein wird“, wenn die Weltgemeinschaft „in, ich weiß nicht, 50 bis 100 Jahren größtenteils nachhaltig“ ist.

Das bringt ihn in Konflikt mit den Ansichten vieler anderer Politiker, Umweltschützer und Wissenschaftler, die der Meinung sind, man müsse die weltweiten Emissionen bis spätestens Mitte des Jahrhunderts so weit es geht Richtung einer Null bringen, um die globale Erwärmung auf einem relativ niedrigen Niveau halten zu können. Wissenschaftler sind sich einig, dass je länger die Menschheit braucht um aufzuhören, Treibhausgase in die Luft zu blasen, desto größer sei das Risiko von tödlichen Hitzewellen, Waldbränden, Dürren, Stürmen und Artensterben.

Interessant wird das Verhältnis der beiden Männer, wenn man zurück ins Jahr 2017 blickt. Als Trump damals ankündigte, dass die Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen austreten werden, trat Musk aus Protest aus zwei Beratergremien des US-Präsidenten zurück. „Der Klimawandel ist real“, empörte er sich damals noch auf Twitter, jetzt X. „Paris zu verlassen ist nicht gut für Amerika oder die Welt.“ So mancher wird mit Spannung erwarten, wer von den beiden sich im Jahr 2025 selbst noch treu bleibt.

Quelle: New York Times – Musk Believes in Global Warming. Trump Doesn’t. Will That Change?

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Pilot:

Ja, DAS WIRD ER. Er hat damit bereits die ersten Erfolge erwirtschaftet! Große Männer können alles – mit Geld geht alles!

gnal:

Bestätigt durch die roten Daumen!

Pedro G.:

Wäre gespannt wieviel CO² ein Raketenstart verursacht ?

Kirk:

Dazu fällt mir ein Zitat von Albert Einstein ein:
„Die Weiten des Universums sowie die Dummheit der Menschen sind unendlich – wobei ich mir beim Universum nicht sicher bin.“

Ulrich Sancken:

Wenn ich richtig verstanden habe, gehören zu diesen Menschen die meisten Politiker der Partei, die die nächste Bundestagswahl gewinnen wird, sowie deren Chef, unser nächster Bundeskanzler. Und das wiederum ist nur möglich, weil eine Mehrheit unserer Bevölkerung eben so tickt, jedenfalls zurzeit. Und bei der (sinnlosen) Wiederbelebung des Verbrenners wird es sicherlich nicht bleiben, da werden dann sicherlich noch ganz andere Dinge wiederbelebt werden, die man sich nicht ausdenken mag. Spätere Regierungen werden das dann mühsam wieder ausbaden dürfen, um dafür dann vom deutschen Qualitätjournalismus und einer wütenden Bürgerschar erneut zur Hölle geschickt zu werden.
Solche Endlosschleifen erleben wir aber offenbar nicht allein, wenn man einmal über den großen Teich blickt….

Peter:

Nein, nein die kommende AFD Regierung wird den Verbrenner wieder pushen, die Strafzahlungen umgehen durch EU Austritt und Deutschland wieder an die Weltspitze der Automobileindustrie katapultieren *Ironie off“

Aber ernsthaft es gibt noch immer Menschen die denken die „Wiederbelebung“ des Verbrenners wird die deutsche Automobilindustrie retten.

Floofman:

Klar, ein Faschist stimmt den anderen um. Und als nächstes erkennt man in Deutschland, dass man von toten Pferden mitunter auch mal absteigen sollte oder was?

Peter:

„die zwei leiden unter dem Kapitalismus“
Zum Glück gibts bei VW kein Kapitalismus und es drohen keine Massenentlassung und keine Werksschließungen trotz Milliarden Gewinnen und positiver Marge.

Mik:

Sorry, die zwei leiden unter dem Kapitalismus……das ist doch krank

Jakob Sperling:

Der Artikel zeigt viel über den Charakter der beiden Protagonisten auf.
Man hat immer die Überzeugung, die einem gerade am meisten nützt.

Es wird auch das Paradebeispiel einer Bananenrepublik geschildert.
Die Politik wird in wichtigen Themen dadurch gesteuert, wer gerade der Liebling des Präsidenten ist.

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