Wer sein E-Auto nicht laden kann, wird sich keins kaufen. Deshalb sollen in Deutschland bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte entstehen. Diese These zum Anlass hat vor gut einem Jahr dazu geführt, dass der Masterplan Ladeinfrastruktur verabschiedet wurde und nun Stück für Stück in die Tat umgesetzt wird. Dabei ist der heutige Tag von großer Bedeutung, denn erstmalig werden private Ladestationen für Elektroautos an Wohngebäuden gefördert. Mit einem Zuschuss in Höhe von 900 Euro werden der Kauf und die Installationen der sogenannten Wallboxen unterstützt.
“Laden muss überall und jederzeit möglich sein. Eine flächendeckende und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur ist Voraussetzung dafür, dass mehr Menschen auf klimafreundliche E-Autos umsteigen. Da ein Großteil aller Ladevorgänge daheim stattfinden wird, fördern wir Mietern, Eigenheimbesitzern und Vermietern den Einbau privater Ladestationen mit 900 Euro Zuschuss vom Bund”, so Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in einer entsprechenden Meldung des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Masterplan Ladeinfrastruktur: Aktiver Ladestationen-Aufbau schreitet voran
In dem Masterplan Ladeinfrastruktur enthalten sind Maßnahmen für den zügigen Aufbau einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur für bis zu zehn Millionen E-Fahrzeuge bis 2030. Potenzielle Käufer müssen darauf vertrauen können, immer und überall die passende Ladesäule zu finden. Konkret geht es um gezielte Förderungen, verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen und eine aktive Koordination zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Industrie.
“Wir haben einen Masterplan Ladeinfrastruktur vorgelegt, der definiert, wie wir den flächendeckenden Aufbau gezielt und koordiniert erreichen können. Wir setzen unseren Masterplan konsequent um und werden bis Ende 2021 50.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte errichten. Die Automobilwirtschaft wird bis dahin mit 15.000 zugesagten öffentlichen Ladepunkten einen weiteren Beitrag leisten. Die Energiewirtschaft hat ebenfalls weitere Anstrengungen angekündigt. Gemeinsam gehen wir die Aufgabe für eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur an.” – Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister
Nach einem Jahr Masterplan Ladeinfrastruktur wird es Zeit einen kurzen Rückblick auf das bereits Erreichte zu wagen. Begonnen hat es damit, dass die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur ihre Arbeit aufgenommen hat. Im Auftrag der BMVI koordiniert und steuert sie unter dem Dach der bundeseigenen NOW GmbH die Aktivitäten zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Dabei ist eine der wichtigsten Aufgaben die Erfassung von Daten am Markt, um den Bedarf an Ladesäulen besser zu verstehen.
Des Weiteren ist es so, dass im Rahmen des Bundesförderprogramm Ladeinfrastruktur (2017-2020) bereits Fördermittel in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro für den Aufbau von Ladepunkten im öffentlichen Raum, beispielsweise auf Kundenparkplätzen und an Tankstellen, für 19.517 Normalladepunkte und 8.026 Schnellladepunkte (Stand 30.10.2020) bereitgestellt wurden. Weitere 12.406 Ladepunkte hat man durch die Förderrichtlinie Elektromobilität gefördert, welche ebenfalls Teil des “Sofortprogramms Saubere Luft” ist.
Mit weiterem Wachstum im Bereich der privaten Ladeinfrastruktur ist durch die Anpassung des Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz WEMoG ab 01.12.2020 zu rechnen. Zudem verbessert seit Anfang März 2020 das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz GEIG den Aufbau von Lade- und Leitungsinfrastruktur für E-Autos in Gebäuden. Durch verschiedenste Software-Lösungen und den Zugriff auf entsprechende Datenbanken ist es zudem möglich, dass unterschiedliche Zielgruppen, wie bspw.: Kommunen, Investoren, Flächeninhaber, usw… auf die gleichen Daten für ihre Planungen zurückgreifen können.
Masterplan Ladeinfrastruktur: So soll es künftig weitergehen
Der Blick zurück zeigt, dass bereits einiges geschafft wurde. Nun gilt es jedoch nach vorne zu schauen und hier stehen einige Herausforderungen im Raum, welche angegangen werden wollen. Bereits im kommenden Jahr werde die Ausschreibung von 1.000 Standorten starten, die zusammen ein Schnellladenetz für ganz Deutschland bilden werden. Dieses Schnellladenetz soll pro Standort mehrere Ladepunkte umfassen, die jeweils eine Mindestleistung von 150 Kilowatt liefern. Die Politik verspricht sich hierdurch, dass Langstreckenfahrten und das schnelle Laden in dicht besiedelten Gebieten problemlos möglich sein wird. Ein entsprechendes Schnelllade-Gesetz wird hier die erforderliche Rechtsgrundlage bilden und befindet sich derzeit in der Vorbereitung.
Auch finanziell wolle man den Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter fördern. Hierzu sei die Neuauflage des Förderprogramms Ladeinfrastruktur in Höhe von 500 Millionen Euro für Anfang 2021 geplant. Entsprechend dem Masterplan werden auch alle Rastanlagen entlang der Bundesautobahnen mit zusätzlichen und leistungsstärkeren Ladepunkten ausgestattet werden. Mitte 2021 sei dann noch ein weiteres Ladeinfrastruktur-Förderprogramm für im nicht öffentlich zugänglichen Bereich zur gewerblichen Nutzung in Höhe von 350 Mio. Euro vorgesehen.
Ebenfalls arbeitet die Politik daran eine der größeren Hürden zu minimieren, gar aus der Welt zu schaffen: die Technik, die beim Laden und Bezahlen zum Einsatz kommt. Hier arbeitet man derzeit auf eine Vereinheitlichung hin, um den Komfort beim Laden für die Nutzerinnen und Nutzer zu steigern (Roaming und Eichrecht). Darüber hinaus entwickelt die Leitstelle ein Schulungs- und Weiterbildungsangebot in Form einer Lernplattform. Diese soll in den Kommunen Mitarbeiter als “Elektromobilitätsmanager:innen für Ladeinfrastruktur” mit Lernangeboten weiterbilden.
In 2021 wird der Masterplan evaluiert und fortgeschrieben werden. Denn auch weiterhin ist ein starkes Engagement aller beteiligten Akteure notwendig, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen, so das BMVI in seiner aktuellen Meldung.
Quelle: bmvi – Startschuss für Wallbox-Förderung / Masterplan Ladeinfrastruktur wird konsequent umgesetzt