Fehlende Unterstützung: Lilium erwägt wohl Abwanderung ins Ausland

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Lilium

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Das Start-Up Lilium, das derzeit in München seinen Hauptsitz hat und ein elektrisches Flugtaxi (eVTOL) entwickelt hat, erwägt offenbar eine Abkehr von Deutschland. Wie das Handelsblatt berichtet, seien fehlende Staatshilfen sowie die mangelnde politische Unterstützung des Projekts wohl dafür ausschlaggebend. Im Raum steht dem Bericht zufolge ein Verkauf an Investoren aus dem Ausland und eine damit einhergehende Verlagerung des Firmensitzes.

Geschäftsführer Klaus Roewe habe bereits Berater damit beauftragt, potentielle Investoren ausfindig zu machen, berichtet das Handelsblatt weiter. Auch Gespräche mit Unternehmen in den USA und China dürften unmittelbar bevorstehen. Eine offizielle Bestätigung des Unternehmens gebe es dafür jedoch nicht. Der Grund für die Abkehr von Deutschland: “Die vom Land Bayern und vom Bund vor mehreren Monaten in Aussicht gestellten Staatshilfen in Höhe von 150 Millionen Euro lassen auf sich warten.” Das erhoffte positive Signal dazu vor der Sommerpause blieb jedoch offenbar aus.

Das Geld wird von Lilium benötigt, die Serienproduktion des eVTOL zu starten, einem elektrischen Flugtaxi, das senkrecht starten und landen kann. Wobei das Unternehmen das Gefährt nicht nur als Flugtaxi sieht, sondern als Einstieg in das elektrische Fliegen generell. Auch in Saudi Arabien sorgt dieses Projekt bereits für Aufsehen, was Lilium jüngst einen Großauftrag einbrachte. So ist auch nicht ausgeschlossen, dass es dort ebenfalls ein Interesse an einer Übernahme Liliums geben könnte. Der Münchner Merkur merkte kritisch an, dass bei der für Lilium so wichtigen Vertragsunterzeichnung mit der Fluggesellschaft Saudia kein ranghoher Politiker zugegen war.

Bald 1000 Mitarbeiter vorgesehen

Das Handelsblatt bringt das Dilemma für Lilium auf den Punkt: “Auf der einen Seite wähnen sich die Entwickler des Lilium-Jets so nah an der Zulassung und Markteinführung ihres elektrischen Senkrechtstarters wie niemals zuvor. Auf der anderen Seite steigt die Sorge, dass auf den letzten Metern das Geld ausgeht.” Um seine großen Ziele zu erreichen, sollen bald gut 1000 Mitarbeiter in Oberpfaffenhofen bei München beschäftigt sein. Nach dem eVTOL mit sechs Sitzen sollen die Flugzeuge perspektivisch immer größer werden und irgendwann auch mal dreistellige Passagierzahlen über viele Hundert Kilometer hinweg vollelektrisch durch die Luft transportieren. Stattdessen wird politisch aber offenbar für die Luftfahrt vor allem auf synthetischen Kraftstoff gesetzt, für den sich die bisherigen Projekte aber sehr schwer tun oder gar frühzeitig scheitern.

Bund und Bayern spielen aktuell Pingpong. Jeder bleibt in der Deckung. So läuft man Gefahr, eine ganze Branche aufs Spiel zu setzen“, kritisierte Lilium-Chef Roewe bereits im Frühjahr. Vor allem Bayern tue sich mit Bürgschaften sehr schwer, während der Bund sich dem Handelsblatt zufolge bereitwilliger für eine Unterstützung zeige. Wenn das Geldproblem aber nicht schnell gelöst wird, könnte Deutschland eine weitere Zukunftstechnologie ans Ausland verlieren – und damit vielleicht ein weiteres Stück Anschluss. „Arbeitsplätze, Zulieferer – große Teile der gesamten Wertschöpfungskette – werden sonst erneut China und den USA überlassen“, wird im Artikel Gerald Wissel zitiert, Chef des deutschen Drohnenverbands UAV DACH.

Quelle: Handelsblatt – Lilium prüft Verkauf und Umzug ins Ausland

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Pedro G.:

Wieviel Staats Förderungen hat TESLA bekommen bis die erste Fabrik produziert ?

Manfred:

Leider weiß ich zu wenig über die Technologie der geplanten Flugtaxis. Rein von der Physik her bin ich jedoch skeptisch, obwohl ich grundsätzlich offen und sogar Fan für Neues bin. Es muss jedoch plausibel sein.

Für Flugtaxis spricht der Elektroantrieb. Er ist allemal effizienter als Verbrennungsantriebe.

Dagegen spricht der Energiespeicher. Er ist schwer und muss mitgeführt werden. Leider weiß ich nicht, ob das Flugtaxi, beim Sinkflug rekuperieren kann und wenn ja, wie effizient dies geht.

Sollte es nicht rekuperieren wird der Energieverbrauch sehr hoch sein.

Auch mit rekuperieren wird der Energiebedarf hoch bleiben. Schließlich muss die Gesamtlast auf die Reiseflughöhe gehoben werden. Für das halten der Höhe wird zusätzlich Energie benötigt und für das beschleunigen, abbremsen und für Richtungsänderungen ebenfalls. Bestenfalls kann beim Sinkflug etwas Energie zurück gewonnen werden.

Auch ohne jetzt zu rechnen zeigen mir die Erfahrungen mit elektrischen Flugdrohnen das es enge Grenzen gibt. Sie könnten vielleicht durch neue Batterietechnologien verschoben werden. Ein Flugtaxi, das Passagiere von einem Stadtende zum anderen Ende Transportiert ist für mich zur Zeit Science Fiction.

Was wollen wir mit dem Hirngespinst Flugtaxi, wenn wir nicht mal in der Lage sind E-Autos und Wärmepumpen Erfolgreich einzuführen?

Der Staat sollte nicht jedem Hype hinterher laufen sondern seine Ressourcen auf das Wesentliche bündeln. Das sind vor allem Speichertechnologien, intelligente Stromnetze und effiziente Wärmepumpen sowie Wasserstofftechnologien für die Industrie. Der Bereich KI wird auch immer wichtiger.

Tom H.:

Es geht um 150.000.000€ Steuergeld.
Was ein Wahnsinn, so unfassbar viel Geld auszugeben – und dann auch noch für solchen Klamauk den keiner braucht.
So zumindest die erzkonservative Erziehungsmaßnahme für den Michel, der ohnehin nicht experimentierfreudig ist und von Digitalisierung bis Dekarbonisierung lieber alles aussitzen mag.
Dass die genannten 150 Mio.€ nach aktuellem Stand des EZB Leitzins auf der anderen Seite nicht einmal genügen, um für eine Michel-Arbeitswoche allein die Zinsen des Bundes für die Staatsverschuldung zu bedienen, hilft diese Zahl vom Volumen her einzuordnen – Es sind Peanuts!
Hat der Michel natürlich nicht auf dem Schirm, ist ihm aber auch egal.

Ralf:

Ich verstehe nicht wie man so technologiefeindliche Äußerungen los lassen kann. Jede neue Technologie bedsarf Investitionen, die sich auch über einen längeren Zeitraum ziehen können. Und ja, es gibt auch Investitionen, die nicht erfolgreich sind. Aber das kann man ja im Vorhinein nicht unbedingt wissen. Deutschland wird mit diesem risikoscheuen Denken seine technologischen Spitzenplätze nach und nach verlieren. Eine Firma Tesla war lange Zeit defizitär und hat sehr erfolgreich den Turnaround geschafft. Ich möchte auch anmerken, Tesla würde überhaupt nicht existieren, wenn sich unsere Autohersteller ein wenig früher für Elektromobilität interessiert hätten. Moderne Akkutechnologie könnte auch in deutschen Händen liegen, wenn nicht deutsche Autohersteller Akkutechnologie bei chinesische Herstellern hätten entwickeln lassen, weil man meinte so Geld zu sparen. Ich möchte auch erwähnen wie erfolgreich Deutschland seine eigene Solarhersteller torpediert hat bis sie insolvent waren. Varta ist ebenfalls ein Beispiel dafür, wie Deutschland seine hochtechnologien pflegt. Und es gibt viele weitere Beispiele, die belegen, wei wenig weitsichtig in Deutschland die Wirtschaft entwickelt wird.

Smartino:

Wer junge, innovative Firmen in die Wüste schickt oder den Chinesen verscherbelt, muss sich nicht wundern und darf nicht jammern, wenn D den Anschluss an die Spitzentechnologie verliert.

heinr:

Der ganze Laden läuft nur mit Geld von gutgläubigen Investoren und Steuergelden. Auf absehbare Zeit wird es wohl keine Akkus geben mit denen sich das Dingen betreiben ließe. Geht, am besten gleich.

Niklas Maurus:

Lilium und Vexcopter und wie alle die Flugtaxi Startups heißen können gerne ins Ausland gehen und sich Investoren suchen, aber nicht den deutschen Steuerzahler für eine Investitionsruine um 150 Millionen Euro anbetteln.

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