IG Metall warnt vor Jobverlusten bei Automobil-Zulieferern

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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In der deutschen Autozuliefererbranche wächst die Angst vor massiven Arbeitsplatzverlusten. Mehr als ein Drittel der 780.000 Beschäftigten in der Autoindustrie arbeitet bei Zulieferern, die in letzter Zeit häufig angekündigt haben, Kosten zu senken und Stellen abzubauen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, hohe Energiekosten und starker Wettbewerb haben laut Christiane Benner, der Ersten Vorsitzenden der IG Metall, eine angespannte Situation ausgelöst, wie die FAZ berichtet. Sie fordert Manager und Politiker auf, gemeinsam langfristige Lösungen für die Standorte zu erarbeiten, anstatt kurzfristig die Margen zu erhöhen oder die Produktion ins Ausland zu verlagern.

Aktueller Anlass für die erneute Debatte über Job-Verluste in der Automobilindustrie ist eine Meldung des Autozulieferers ZF. Der Konzern hat angekündigt, bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Vonseiten des dortigen Gesamtbetriebsrats sind große Protestaktionen im Spätsommer geplant, die alle 36 deutschen Produktionsstandorte von ZF einbeziehen sollen. „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, so ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats ZF gegenüber der FAZ. Man sehe die dortige Entwicklung als „eine Entscheidung gegen Deutschland“ und kündigen Widerstand an.

Achim Dietrich, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und Mitglied im Aufsichtsrat des Konzerns, äußerte, dass diese Ankündigung Ängste schüre. Er macht das Management für die Situation verantwortlich, da ZF in den vergangenen Jahren Aufträge für elektrische Komponenten im Wert von mehr als 30 Milliarden Euro angenommen habe, jedoch zu Bedingungen, die eine rentable Industrialisierung nicht ermöglichten. Statt einseitig die Lohnkosten zu senken, müsse das Management in neue Technologien investieren, um wettbewerbsfähiger zu werden und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.

Viele weitere Zulieferer stehen unter Druck

ZF ist derzeit jedoch nicht der einzige Automobilzulieferer, der vor Herausforderungen steht. So hat beispielsweise der baden-württembergische Autositzhersteller Recaro Automotive Insolvenz angemeldet, wodurch 215 Beschäftigte in Kirchheim unter Teck um ihre Stellen bangen. Auch Bosch baut Personal ab, während beim Dax-Konzern Continental ein Effizienzprogramm das nächste jagt. Die Arbeitnehmervertreter bei Continental haben einen „Rahmen-Interessenausgleich“ ausgehandelt, der die jüngsten Einsparungen abmildern soll. Continental plant, 7150 Stellen in den globalen Entwicklungsabteilungen und in der Verwaltung seiner Automotive-Sparte abzubauen, in Deutschland größtenteils über Modelle wie Altersteilzeit.

Vonseiten der IG Metall fordert Christiane Benner eine klare, aktive und strategische Industriepolitik für sichere Arbeit heute und morgen. Seit Monaten setzt sich die Gewerkschaft dafür ein, die E-Mobilität stärker zu fördern, etwa durch eine Kaufprämie für Elektro-Lkw. Steuern auf Ladestrom müssten sinken und einkommensschwache Haushalte Unterstützung für das Leasing von E-Autos bekommen. Viele Unternehmen haben erhebliche Mittel in die Elektromobilität investiert und stehen nun mit geringer Auslastung der neuen Anlagen da.

Unternehmensvertreter sehen die Situation anders. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Niedersachsen-Metall, sagt, dass die überstürzte EU-Regulierung und das geplante Aus für den Verbrennungsmotor im Jahr 2035 viele Zulieferer in Schwierigkeiten gebracht haben sollen. Er fordert die IG Metall auf, ihre einseitige Haltung zur E-Mobilität zu überdenken und sich für die Erhaltung der Verbrennertechnik einzusetzen, etwa mit klimaneutralen Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels.

Quelle: FAZ – Stellenabbau der Autozulieferer alarmiert Betriebsräte

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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G

Gregor

5.8.2024

„Corona-Pandemie, hohe Energiekosten und starker Wettbewerb“ sind das Problem. Und gleichzeitig sind die Listenpreise im Vergleich zu 2019 um 30% gestiegen. Also was denn jetzt? Die Autos kosten massiv mehr, aber die Leute müssen entlassen werden. Das erkläre mal den Leuten.
Und das E Autos am kommen sind, wurde auch noch jahrelang ignoriert. Ich würde sagen: Läuft!

M

Martin Huber

5.8.2024

Nachdem ich keine Schuld bei mir selbst sehen möchte schiebe ich es auf hohe Energiekosten und starker Wettbewerb.
Nur nicht vor der eigenen Türe kehren…

P

Peter

5.8.2024

Komisch das die Energiekosten vor Corona anscheinend niedrig waren, hat sich ja keiner beschwert, und jetzt da die Energiepreise auf vor Coronaniveau sind, ists auf einmal zu hoch.

b

brainDotExe

5.8.2024

Der Gaspreis ist meines Wissens nach immer noch deutlich höher als vor Corona.

P

Peter

6.8.2024

Da das Wort Energie nicht nur Stom ist, bleibt es nunmal dabei, die Energiepreise sind auf vor Coronaniveau.
Der Gaspreis an sich ist laut Energiecharts auch auf vor Coronaniveau.

S

Sven

5.8.2024

Hat die IG Metall schon mal vor Jobverlusten durch humanoide Roboter gewarnt? Von der UAW (United Auto Workers) in den USA war diesbezüglich auch noch nichts zu lesen. Gegen Betriebe zu streiken die diese Roboter einsetzen könnte interessant werden. Die würden sich dann bestätigt fühlen wegen der Streiks noch mehr Roboter einsetzen. Noch viel schlimmer für die Gewerkschaften dürfte sein, dass die erste Firma (Tesla), die humanoide Roboter einsetzt, relativ unabhängig von Gewerkschaften ist. Zumindest die schwedische Gewerkschaft war nicht sehr erfolgreich in Sachen Tesla.

D

Daniel W.

5.8.2024

Man kann die Sache auch positiv sehen, je weniger Arbeitsplätze bei uns in der Autoindustrie, desto günstiger die Autos, siehe Unterhaltungselektronik.

Ein großer Teil der 780.000 Beschäftigten in der Autoindustrie darf dann nach einer Umschulung auch mal bei Wind und Wetter auf dem Dach herumklettern und PV-Anlagen montieren oder in beengten Heizungskellern die Wärmepumpen, Pufferspeicher und Rohre installieren – eine Abwechslung im Berufsleben.

Aus den „Premium-Arbeitsplätzen“ in der Autoindustrie werden dann ganz normal bezahlte Arbeitsplätze, so wie bei Millionen in der Nicht-Autoindustrie.

P

Peter

6.8.2024

Komisch was du da erzählst, mir wurde von der RALUX nen Job als PV Monteur angeboten und die Konditionen sind fast die gleichen wie bei VW Sachsen nur ohne Schichten, 30 Tage Urlaub, gleiches Geld halt ohne Schichtzuschläge, Jobrad, Physio/Sportangebote usw.

b

brainDotExe

5.8.2024

Damit so ein Worst-Case nicht eintritt gibt es ja Gewerkschaften.

Ich glaube auch nicht dass ein Ingenieur auf PV- oder Warmepumpenmonteur umschulen wird.

D

Daniel W.

6.8.2024

Hier ein etwas älterer Artikel zur Geschichte einst großer deutscher Firmen und ihrem Untergang.

—–
Friedhof der Elektronikmarken

Globaler Wettbewerb und stures Beharren haben viele Traditionsnamen in der deutschen Branche der Unterhaltungselektronik weggespült. Nordmende und Saba kauften die Franzosen. Telefunken ist heute made in Turkey.

So wie Dual erging es in den 80er Jahren vielen deutschen Marken in der Unterhaltungselektronik. Die einstigen Stars der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin verschwanden nach und nach von der Bildfläche. Der scharfe Wind des globalisierten Wettbewerbs und teils sture Mittelständler-Mentalitäten brachten zahlreichen Herstellern das Aus. Die Konkurrenz aus Fernost produzierte billiger und unterbot die Preise für deutsche Wertarbeit, ohne dass sich die hiesigen Firmen darauf einstellen mochten. Von den mehr als 70 Hifi-Herstellern aus Wirtschaftswunderzeiten sind nur noch wenige übrig. Das Ergebnis: ein voller Friedhof deutscher Elektronikmarken.
(Quelle: welt.de – 02.09.2006)
—–

Den Absturz der deutschen Elektronikmarken konnten auch die Gewerkschaften nicht aufhalten.

b

brainDotExe

6.8.2024

Im Gegensatz zur Elektronikbranche ist die Automobilindustrie aber unsere Kernindustrie. Das ist das was uns ausmacht.

Da sind wir nicht nur sehr stolz drauf, die Politik wird die auch nicht sterben lassen. Siehe Rettung von Opel.

S

Smartino

7.8.2024

Firmen, die von der Politik in der Notfallstation künstlich am Leben erhalten werden, sind nicht lebensfähig.
Da wird mit viel Geld nur der Tod etwas hinausgezögert.

h

heinr

6.8.2024

Der wesentliche Anteil der Jobverluste entsteht wohl weil sich Mitglieder der IGM Chinakarren und anderen Chinaschrott kaufen statt heimischer Produkte.

M

Manfred

10.8.2024

Oh wo kommt denn nur diese Überheblichkeit her? Wenn sie denn wenigstens begründbar währe. Ich wollte es währe so, dass die Chinesen nur Schrott produzieren. Jedoch weit gefehlt. Sie wissen was sie können und wo es sich lohnt sich anzustrengen. Vielleicht auch eine Frage der Intelligenz. So machen sich die 6 IQ Punkte, die wir hinter China zurück liegen dann in der Wirtschaft doch bemerkbar. Auch wenn ich kein Fan der chinesischen Politik und Gesellschaft bin, so sollte man deren Potential ernst nehmen. Aber manchmal hat es auch einen Vorteil etwas kognitiv benachteiligter durchs Leben zu gehen. Es macht das Sterben leichter, welches unabwendbar auf jeden von uns zu kommt.

G

Groß

7.8.2024

Weisst Du eigentlich, dass Continental, Bosch, Bremo und viele mehr zu den Zuliefern der chinesischen E-Autos gehören?
Weisst Du dass VW, BMW und Mercedes bei den chinesischen Zulieferer einkauft?

Anstelle hier „Stammtisch“ – Parolen zu schreiben sollte man mal die Augen vr der Realität nicht verschliessen.

P

Peter

6.8.2024

Ich arbeite bei VW Sachsen und fahre Tesla, simpler Grund ist das Preis-/Leistungsverhältniss der ID. Fahrzeuge ist…im besten Fall mager und desweiteren weigert sich der Konzern weiterhin die ID. Modelle ins Mitarbeiterleasing zu geben.

H

HKO

7.8.2024

Warum wohl erwähnt die IGM das Hochlohnland Deutschland nicht als weitere Ursache? Ach so: Tarif“Partner“!

M

Matze

8.8.2024

Es kann nicht wahr sein, dass hier wieder der E- Fuel- Unsinn herhalten muss! Die „großen“ deutschen Autobauer sind nicht auf der Höhe der Zeit. Punkt. Und daran wird auch nichts geändert. Ich versteh es nicht. Nur am Jammern. Und am Fortschritt verweigern! Blöd.

G

Groß

14.8.2024

Genau so ist es Jammern und mit dem Finger auf die bösen anderen ziegen welche weiterentwikelte Produkte anbieten als die eigenen.
Jammern ist einfacher und billiger als auf den technischen Fortschritt zu achten und sich weiter zu entwickeln.

M

Manfred

10.8.2024

Da sieht man mal wieder, welche Gipsköpfe zum Teil in den Führungsetagen der Deutschen Wirtschaft sitzen

Auch wenn ich nicht immer hinter den Gewerkschaften stehe, so gebe ich ihnen in den genannten Punkten vollumfänglich Recht.

Wer den Knall immer noch nicht gehört hat und an Verbrennern und der ganzen E-Fuel und HVO100 Verarschung festhält ist wirklich für solche Jobs nicht geeignet.

Hier sind leider Teile der Wirtschaft und Politik, insbesondere die (A)FDP auf einem Weg der uns alle ins Verderben führen kann.

Natürlich haben es manche Zulieferer nicht leicht in dieser Situation. Aber warum kommt ein Unternehmen in Schwierigkeiten, das Autositze herstellt. Brauchen E-Autos keine Sitze?

Bosch mit seiner Kompetenz im Bereich Leistungselektronik sollte sich doch auch ein Stück vom E-Autokuchen abschneiden können.

Ja und die Zulieferer für Teile des klassischen Verbrennungsmotors brauchen wir nicht mehr, es sei denn sie erschließen sich neue Bereiche. Das aber macht doch Unternehmertum aus. Unternehmen kommt nicht von jammern und klagen sondern von etwas unternehmen.

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