IAA: VW stellt flexible E-Antriebe für Lkw und Busse vor

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Innovationen aus Brasilien auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover: Ein neuer Antriebsstrang und ein neuer Batteriesatz sorgen für mehr Leistung beim e-Delivery, dem elektrischen Lkw des Volkswagen Konzerns. Entwickelt wurden sie von der Traton Group, zu der auch Volkswagen Caminhões e Ônibus gehört. Außerdem konzipierten die brasilianischen Ingenieure eine modulare Konfiguration, die die meisten Plattformen von Volkswagen abdecken soll. Damit lassen sich Elektro-Nutzfahrzeuge flexibel an verschiedene Märkte anpassen. Das Modell befindet sich in der Testphase und soll bis 2020 in Serie gehen.

„Mit Abmessungen, die für den Betrieb in Ballungszentren geeignet sind, sowie Funktionen für Komfort, Konnektivität, Sicherheit, niedrigen Betriebskosten und Energieeffizienz tragen unsere e-Delivery dazu bei, das Konzept effizienter und intelligenter Städte mit rationalem und produktivem Güterverkehr realisierbar zu machen.“ – Roberto Cortes, Chief Executive Officer Volkswagen Caminhões e Ônibus

Die Brasilianer haben einen neuen Antriebsstrang und Batteriesatz für den elektrischen Lkw entwickelt. Dadurch erhöht sich unter anderem die Reichweite des e-Delivery auf mehr als 200 Kilometer. Für die starke Leistung sorgen neue Einstellungen der Batteriebanken, die sich Lithium-Ionen-Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen (NMC) teilen. Auch ist der Akku im Schnellmodus rasch wieder aufgeladen: In 15 Minuten erreicht er 30 Prozent Kapazität, in drei Stunden ist er zu 100 Prozent geladen. Durch den neuen Antriebsstrang erzielt der e-Delivery bis zu 260 Kilowatt Leistung bei einem maximalen Drehmoment von 2150 Newtonmeter.

Neu ist auch die modulare Konfiguration des Lkw, die eine flexible Montage und mehr Platz für Batterien ermöglicht. Das Fahrzeug ist dreigeteilt: ein Frontmodul mit Kabine und Zusatzfunktionen, ein mittleres Modul mit den Batterien sowie das Heckmodul mit dem Antriebsstrang. Die Module sind unabhängig voneinander, deshalb lassen sich die verschiedenen Komponenten und Konzepte einfach und unkompliziert auch für andere elektrische Fahrzeuge kombinieren.

Bild: VW

Bei den intelligenten Systemen macht das auf der IAA vorgestellte Modell ebenfalls Fortschritte. Eine Luftfederung und ein smartes Nutzlast-Lesesystem beispielsweise gleichen Zuladung und Stromverbrauch mit dem Eco-Drive-Modus ab. Die Bremse verfügt über drei Regenerationsstufen. Beim Bremsen lässt sich so bis zu 30 Prozent der Leistung zurückgewinnen. Diese Energie wird genutzt, um die Batterie während der Fahrt wieder aufzuladen. Die regenerative Bremse setzt vor der pneumatischen Bremse ein. Das gesamte System kann je nach Ladezustand oder Fahrerwunsch eingestellt werden.

Systeme wie Luftkompressoren, Klimaanlage, Lenkung und Wasserpumpe werden unabhängig voneinander gesteuert und optimieren so ihren Stromverbrauch. Achsen, Fahrwerke, Räder und Reifen behalten ihre traditionellen Merkmale und ihre Robustheit innerhalb der neuen Delivery-Linie. Sie teilen sich Plattformkomponenten mit der Diesel-Fahrzeugfamilie. Durch Synergien und Skalierungen lassen sich so die Kosten senken.

Volksbus e-Flex: Vielseitiger Antrieb

Der Volksbus e-Flex ist die zweite wichtige Neuheit von Volkswagen Caminhões e Ônibus auf der IAA. Dafür entwickelte der Automobilhersteller eine flexible Architektur für die Elektrifizierung. Das Konzept kann auf eigentlich jedes Fahrzeug der Marke angewendet werden. Das Besondere: In einem einzigen Modell lassen sich alle Varianten der Elektromobilität finden. Es funktioniert mit batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEV), Hybrid-Elektrofahrzeugen (HEV), Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeugen (PHEV) und Elektrofahrzeugen mit erweiterter Reichweite (REEV). Die Leistung bleibt erhalten, unabhängig davon, wie die Batterien gespeist werden.

Bild: VW

Die von der Traton Group selbst entwickelten Batterien können von externen Ladegeräten oder auch von einem Generator im Fahrzeug gespeist werden. Dieser ist eine der größten Innovationen der neuen e-Lösung: Angetrieben wird der Generator durch einen der leistungsstärksten Motoren in Brasilien, dem VW 1.4 TSI Flex, der momentan im Golf eingesetzt ist. Dieser Motor kann mit Benzin oder Ethanol betrieben werden, auch eine Version für Erdgas oder Biomethan (1.4 TGI) ist möglich.

Generator- und Motorsatz starten automatisch durch die intelligente Fahrzeugelektronik, sobald der zuvor programmierte Batterieladezustand erkannt wird. Die e-Flex-Technologie reduziert den Bedarf an Ladeinfrastruktur, was die Einführung von Elektrofahrzeugen beschleunigt.

Diese Flexibilität ermöglicht es, die Konfiguration des Volksbus e-Flex an die Gegebenheiten in verschiedenen Ländern anzupassen. In Brasilien beispielsweise wird durch die Verwendung von Ethanol im Motor-Generator-Satz die kontinuierliche Ausbreitung dieses nahezu CO2-neutralen Biokraftstoffs unterstützt. Die Emissionen von NOx und lokalen Partikelmaterialien werden so um mehr als 90 Prozent reduziert. In anderen lateinamerikanischen Ländern, von denen viele eher auf Erdgas setzen, ermöglicht der Volksbus e-Flex den Betrieb mit der 1.4 TGI-Version des Motors. Das erleichtert die schrittweise Einführung sauberer Technologien auch bei Nutzfahrzeugen.

Quelle: Volkswagen – Pressemeldung aus September 2018

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Uwe:

Damit kommt VW einen großen Schritt näher an die Marktakzeptanz! Schulbusse mit klarem Streckenprofil profitieren davon massiv. So kann ein Bus mit bergigem Streckenprofil mit Ladung vom Depot fahren, mit 1/4 bis 1/2-Restladung auf dem Berg ankommen und dann mit vielen Passagieren sehr viel rekuperieren – und im günstigesten Falle wieder mit voller Ladung im Depot ankommen. Das passt zu den meisten Streckenprofilen der Großstädte – jedenfalls am Morgen: Leer in die hügelige Periferie und vollbesetzt in die Stadt.
Und über Nacht wird im Depot wieder geladen.
200 km sind voll ausreichend.

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