“Wir haben genug Aufträge bis März”, so Marco Flach, Leiter der Verkaufs- und Marketingabteilung E-Mobility bei der Heidelberger Druckmaschinen AG (Heideldruck), gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Mit seiner Aussage bezieht sich Flach auf den Absatz der eigenen Heimladestationen für Elektroautos, welche man sei etwa drei Jahren im Portfolio des Heidelberg Unternehmens wiederfindet. Ursprünglich als Stütze neben dem schwächelnden Druckmaschinengeschäft gedacht konnte sich Heideldruck ein zweites Standbein aufbauen.
Mittlerweile blickt man auf fast 200 Mitarbeiter, welche in diesem Geschäftsbereich tätig sind. Für die Attraktivität der Sparte spricht auch sicherlich, dass die Fertigungstiefe bei rund 90 Prozent liegt. Sprich, fast alle Teile der Wallbox werden also von Heideldruck selbst produziert. Was dazu beiträgt, dass auch entsprechende Marge im eigenen Haus verbleibt und nicht an Zulieferer verloren geht. Pro Woche werden etwa 1.000 Ladestationen gefertigt. Um der steigenden Nachfrage zu begegnen investiere man bereits in weitere Montagelinien, die bereits in etwa zwei Wochen einsatzbereit sein sollen. Die eigene Kapazität könne man dadurch beinah verdoppeln, so Flach weiter.
“Das Thema Elektromobilität ist in der breiten Bevölkerung angekommen”, ist Flach sicher. “Wir erhalten etwa 1000 Anfragen zu unseren Produkten jede Woche – von Endverbrauchern genauso wie von Handwerksbetrieben”, gegenüber der RNZ. Heideldruck sei zudem ein klarer Gewinner der kürzlich gestarteten Förderung für Ladestationen. Denn erstmalig werden private Ladestationen für Elektroautos an Wohngebäuden gefördert. Mit einem Zuschuss in Höhe von 900 Euro werden der Kauf und die Installationen der sogenannten Wallboxen unterstützt.
Die Nachfrage sei dabei ein wenig unterschätzt worden. Laut Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer seien innerhalb von 24 Stunden über 16.000 Anträge für den Einbau von mehr als 20.500 privaten Ladepunkten gestellt worden. Selbst das hohe Besucheraufkommen, was schlußendlich zum Server-Crash bei der KfW geführt hat sieht Scheuer als positives Zeichen: „Das gab es so noch nie. Das zeigt: Wir liegen goldrichtig mit unserer Förderung. Mit den richtigen Anreizen schaffen wir es, dass die Menschen auf klimafreundliche E-Autos umsteigen.“
Mit den pauschal 900 Euro wird nicht nur die neue Ladestation selbst, sondern auch alles weitere, was mit ihrer Installation einhergeht bezuschusst. Im Fall von Heideldruck bedeutet dies, dass deren Kunden auf die 800 Euro teure, förderfähige “Wallbox Energy Control” zurückgreifen können. In Kombination mit den Kosten für einen Elektrofachbetrieb, der die Installation übernehmen muss, liegt man über entsprechender Fördergrenze. Vertrieben wird sie über Elektronikmärkte wie Media-Markt oder den Großhandel.
Dass die Heidelberger Druckmaschinen AG von der gestiegenen Nachfrage durch die Förderung profitiert zeigt sich nicht nur am Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten, sondern auch am Börsenkurs. “Seit dem Gelten der Förderung ist der zuletzt arg gebeutelte Aktienkurs des Druckmaschinenbauers um über 20 Prozent gestiegen”, so die RNZ.
Ein wenig Historie: Im Dezember 2017 konnten wir erstmals berichten, dass der Druckmaschinenbauer Heidelberg sich mittlerweile von seinem Hauptgeschäft dem Bau von speziellen Druckmaschinen abgewandt hat. Zumindest teilweise, neben dem Ausbau des eigenen Servicegeschäfts und der damit verbundenen Unterstützung der eigenen Kunden hat man sich nun einem weiteren Unternehmensfeld gewidmet: Ladeeinrichtung für die Elektromobilität. Und das mit Erfolg, wie Anfang Mai 2020 die europaweite Expansion des Wallbox-Geschäfts vermuten lässt.
Quelle: RNZ.de – Produktion der Ladestationen für E-Autos steigt und steigt