Griechenland: Fähren verweigern vollgeladene E-Autos

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 2 min

Wer diesen Sommer mit einem Elektroauto oder Plug-in-Hybrid nach Griechenland reisen möchte, sollte sich auf einige unerwartete Hindernisse einstellen. Viele Fähren nehmen aus Sicherheitsgründen keine voll aufgeladenen Elektrofahrzeugen mehr mit. Diese Regelung betrifft sowohl Fährverbindungen zwischen Griechenland und Italien als auch innergriechische Strecken.

Laut der neuen Vorschrift dürfen die Batterien von Elektroautos auf Fähren maximal zu 40 Prozent geladen sein. Beim Einschiffen überprüfen Mitglieder der Schiffsbesatzung den Ladezustand der Fahrzeuge. Dies könnte dazu führen, dass die Reise bereits in Häfen wie Venedig, Ancona oder Bari endet, wenn man von dort aus nach Patras oder Igoumenitsa übersetzen möchte. Fahrer:innen, die mit voll geladenen Batterien ankommen, haben zwar die Möglichkeit, den Akku herunterzufahren, riskieren jedoch, die Abfahrt des Schiffes zu verpassen.

Die Regelung ist seit dem 16. April in Kraft und betrifft sowohl die Fährverbindungen zwischen Griechenland und Italien als auch alle innergriechischen Routen, wie beispielsweise die Strecken zwischen Piräus und den Kykladen oder Kreta. Griechische Fährgesellschaften wie Superfast Ferries und Anek Lines informieren inzwischen über diese Vorschrift, ebenso wie Minoan Lines, die zur italienischen Reederei Grimaldi gehört.

„Bei rein elektrischen oder wiederaufladbaren Hybridfahrzeugen darf der Ladezustand der Batterien 40 Prozent der Gesamtkapazität nicht überschreiten“, heißt es beispielsweise in einem News-Artikel von Superfast Ferries. Trotz der neuen Vorschrift hat sich diese Information bisher nicht überall herumgesprochen. Sowohl Einheimische als auch ausländische Autotouristen sind oft nicht informiert. In den Häfen werden täglich Fahrer von Elektroautos und Hybriden abgewiesen, wenn ihre Batterien zu voll geladen sind.

Experten bezweifeln die Sinnhaftigkeit

Die Reedereien berufen sich auf eine Richtlinie des Ministeriums für die Handelsmarine, die auf einer Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit im Seeverkehr (EMSA) basiert. Diese warnt vor Brand- und Explosionsgefahren durch Elektrofahrzeuge. Die Richtlinie schränkt auch den Transport von Fahrzeugen mit Erdgas- oder Flüssiggasantrieb ein. Deren Tanks dürfen nur zu 50 Prozent gefüllt sein. Zusätzlich sollen Schiffsbesatzungen vor dem Einschiffen die Tanks auf Lecks untersuchen sowie die Batterietemperatur von Elektroautos messen.

Experten zweifeln jedoch am Sinn dieser neuen Bestimmungen. Fachleute des Automobilclubs ADAC sehen keine Hinweise darauf, dass von Elektroautos eine größere Brandgefahr ausgeht als von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Allerdings unterscheiden sich die Brandszenarien der beiden Fahrzeugtypen, weshalb es wichtig sei, die Schiffsbesatzungen im Umgang mit Bränden von Elektrofahrzeugen zu schulen.

Quelle: RedaktionNetzwerkDeutschland – Griechische Reedereien lassen Elektrofahrzeuge nicht mehr voll geladen auf die Fähre / ADAC – Griechenland: Ladegrenze für Akkus von E-Autos auf Fähren

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Klaus:

Am besten ist es,daß Land zu meiden!!!!

Wurzelsepp:

Naja, das würde Voraussetzten das dies ein großangelegter Plott zwischen Griechenland und den Fähranbietern ist. Und dierekt am hafen dann sehr viele ladestationen stehen umd ie Autos in Empfang zu nehmen. Wieviel Miliiarden von Euros hier wohl von uns fleissig sparenden Europäern abgezockt werden. Aber Stop. Gilt das nicht auch für den Rückweg? Die dürfen dann die Hundertschaften von Ladepunkten dann gar nicht nutzen. Hmmm. Dann muss ja auch Italien mit im Speil sein.Ein ganz großes Ding. Bitte gleich den Behörden melden! manchmal ist eine Entscheidung das was sie ist. Nur eine dumme Entscheidung der Unternehmen.

Smartino:

Ich meide vollgeladene Fähren.

Frank2:

Ganz einfache Lösung: Portugal statt Griechenland!

MMM:

Gute Analyse.
Ein Punkt noch: ein thermal event kann noch Stunden nach dem eigentlichen Auslöser starten.
Also, um das Beispiel „Nagel“ zu nehmen, das könnte (theoretisch) vor Abfahrt gemacht wrden, der Akkubrand startet aber erst nach Ablegen der Fähre.
Ähnlich natürlich ein Fehler im BMS mit Überhitzungsfolgen, o.ä.
Ist aber sehr unwahrscheinlich und auch wenig hilfreich, den SoC auf 40% zu begrenzen.
Ein 100 kWh Akku mit 40% hat mehr elektrische Ladung als ein 50 kWh Akku mit 75%. Das ist also kaum eine passende Zielgröße – nur eine bequeme.

Und: die meiste Brandlast kommt gar nicht aus der elektr. Ladung, sondern vom Material der Batterie. Da ist die zusätzliche elektr. Ladung nicht egal, aber überschätzen sollte man den Einfluss nicht.

Wenn das Ding anfängt zu brennen, muss man es eindämmen können.
Wenn man es nicht eindämmen kann, ist egal, ob 40 oder 95% SoC. Dann brennt die Kiste ab, und alles in der Nähe gleich mit.
Passiert aber sehr, sehr selten, wie man weiß. Viel seltener als bei Verbrennern. Gerade die mit vollem Tank…

Model 3 Fahrer:

Was ich nachvollziehen kann: Ja, wenn ein Lithium-Akku erstmal einen „Thermal Runaway“ hat, dann brennt er böse. Dann hilft meist nur, die Umgebung halbwegs zu sichern. Etwas Vorsicht ist also angebracht. Sowohl in der eigenen Garage als auch auf einer Fähre. Natürlich sind auch Verbrennungsautos nicht ungefährlich – hier scheint man sich an die Risiken und das etwas andere Brandverhalten gewöhnt zu haben.

Was ich nicht nachvollziehen kann: Es muss ja erstmal zu einem „Thermal Runaway“ kommen. Typischerweise gibt es dafür vier Gründe: Fehler in der Ladelektronik (tritt typischerweise dann beim Laden auf), Mechanische Beschädigung (Nagel durchdringt Akku), Thermische Beschädigung (Auto wird 80 Grad heiss) oder eine Beschädigung schon durch den Hersteller.

Wenn an Bord einer Fähre nicht geladen wird, niemand Nägel in Akkus haut und nebenan kein Verbrenner anfängt zu brennen (Termperatur wird zu hoch!), dann bleibt nur ein sehr kleines Restrisiko übrig: Dass ein Herstellungsfehler just in dem Moment auftritt, in dem das Auto auf der Fähre steht.

Der aktuelle Energiegehalt sollte als Faktor bei der Entzündung dabei keine wirklich wesentliche Rolle spielen. Natürlich ist theoretisch das Risiko bei 99% Akkuladung etwas größer als bei 40%. Aber auch bei 99% ist das Auto vorher mit 100% auf das Schiff gefahren und es ist nichts passiert – warum sollte es sich dann bei einem Prozent weniger Ladung spontan entzünden?

Einziger Punkt ist: Der absolute Energiegehalt ist bei 40% natürlich kleiner als bei 100%. Wenn ein 100% geladener Akku brennt, setzt er mehr Energie frei. Aber 40% sind nach meinem Ermessen auch schon eine Katastrophe – selbst ein brennender Smartphone-Akku hat im Zweifelsfall die Kraft, eine Fähre zu versenken (z.B. wenn er sich in einem Verbenner-Auto befindet und Benzin anzünden kann).

Deshalb sollte man sich lieber damit beschäftigen, wie man mit einem Brand umgeht und ihn so einhegt, dass keine Leben gefährdet werden. Vielleicht sollte man nicht unbedingt E-Autos auf Fähren laden (solche Angebote gibt es durchaus bei einigen Ostsee-Fähren!). Aber so eine 40%-Vorgabe finde ich willkürlich und wenig hilfreich – außer für den Umsatz der Schnelllader am Zielhafen…

Peter:

Dann müssten, logischerweise, aber auch Verbrenner nur mit fast leeren Tank auf die Fähre dürfen.

Archie:

Tja, so sorgt man effizient dafür, dass Touristen möglichst in Griechenland laden/tanken.
Sieht für mich auch aufgrund der jüngsten Vergangenheit so aus, als wären die Griechen Experten darin, sich bei anderen zu bedienen ;-)
Vermutlich gibt es bald einen Markt für „Unbedenklichkeitszertifikate“?

Peter:

Also darf ein BEV mit um die 32kWh Energiegehalt auf die Fähre und weil es natürlich auch andere Fahrzeuge gibt dürfen die auch nur max. 5l im Tank oder gibts nen logisch nachvollziebaren Grund warum Fahrzeuge mit brennbarer Flüßigkeit gelagert in einem 3mm dicken Plastiktank nicht davon betroffen ist.
btw. „Haben wir schon immer so gemacht!“ ist KEIN logisch nachvollziehbarer Grund.

Robert:

„Experten bezweifeln die Sinnhaftigkeit“ nicht nur Experten sondern jeder Mensch mit gesunden Menschenverstand, es stand jetzt aber nichts wie voll der Tanks der Verbrenner sein dürfen, die ja deutliche Brandgefährlicher sind deshalb ja auch der Name verbrenner

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