Volkswagen täuscht Greenpeace zufolge den Käufern der Elektromodelle ID.3 und ID.4 ein „klimaneutral“ produziertes Auto nur vor, wie eine Recherche der Umweltorganisation ergeben haben soll (hier als ausführliches PDF-Dokument). Weil die versprochene Kompensation der in der Produktion entstehenden CO2-Emissionen durch ein Waldprojekt in Indonesien unwirksam sei, verursache die Fertigung der neuen ID-Modelle weiterhin enorme Mengen CO2, so Greenpeace. VW bewirbt die E-Autos damit, klimaneutral produziert zu werden. Tatsächlich aber gelangen mit jedem Exemplar des neuen Elektro-SUVs ID.4 schon vor dem Verkauf etwa 14 Tonnen CO2 in die Atmosphäre, behauptet Greenpeace.
„VW gaukelt den ID-Kunden eine klimaschonende Produktion vor und ignoriert dabei die wirklich großen Schritte zu weniger CO2“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Volkswagen könnte einen enormen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn der Konzern schneller aus dem Verbrennungsmotor aussteigt und nicht länger auf umwelt- und klimaschädliche SUVs setzt.“ VW gibt an, dass der ursprüngliche CO2-Fußabdruck eines ID.3 Pro mit 62-kWh-Batterie 14 Tonnen CO2 beträgt. Durch die eingeführten Maßnahmen habe VW ihn um 1,3 Tonnen auf 12,7 Tonnen reduziert. Der Rest wird kompensiert.
Volkswagen gibt vor, „unvermeidbare“ CO2-Emissionen aus der Produktion seiner ID-Reihe über den Kauf von Zertifikaten auszugleichen. Das einzige bislang bekannte Kompensationsprojekt, Katingan Mentaya auf Borneo, erziele jedoch nach Greenpeace-Recherchen keinerlei zusätzliche CO2-Einsparung, durch die VW eigene Emissionen ausgleichen könnte. Die angenommenen Bedrohungen für das 150.000 Hektar große Waldgebiet durch die Papierindustrie, die das Projekt abzuwenden vorgibt, entpuppen sich bei näherer Betrachtung allesamt als extrem unwahrscheinlich oder sogar ausgeschlossen, so Greenpeace. So entstehen die als mögliche Nutzung beschriebenen Akazienplantagen in der Region ganz überwiegend auf Mineralböden, während das Projektgebiet aus schwierig zu nutzenden Torfmoorböden besteht. Seit 2011 gelte zudem ein Moratorium, das Plantagen auf dem gesamten Projektgebiet dauerhaft untersagt. Entsprechend würde dieser Wald ohne das Projekt gleichviel CO2 speichern.
„Klimaschäden lassen sich nicht kompensieren“
„Klimaschäden lassen sich nicht kompensieren, schon gar nicht durch vermeintlichen Waldschutz“, so Stephan. „Intakte Wälder sind wichtig für den Schutz des Klimas, doch das entbindet VW nicht der Verantwortung, seinen eigenen CO2-Ausstoß schnell zu senken.“
Volkswagen könnte weit mehr tun, um den CO2-Ausstoß der Produktion weiter zu senken. Allein durch den Bezug CO2-freien Stahls würde bei der Produktion jedes Autos gut eine Tonne CO2 weniger ausgestoßen. Doch die vermeintliche Kompensation komme Volkswagen günstiger. Für die vermeintliche Kompensation einer Tonne CO2 zahlt VW in Indonesien zwischen 5 und 10 US-Dollar (4,25 – 8,50 Euro). Zum Vergleich: Das Umweltbundesamt kalkuliert die gesellschaftlichen Kosten für jede Tonne mit 180 Euro.
Quelle: Greenpeace – Pressemitteilung vom 29.09.2020