Eben noch hatte Daimler-Chef Ola Källenius Spekulationen um einen vorzeitigen Ausstieg von Mercedes-Benz aus dem Verbrennungsmotor befeuert – nun sorgen Schwierigkeiten beim chinesischen Zell-Lieferanten Farasis offenbar für Ernüchterung bei der Elektro-Offensive. Daimler-Manager sprechen laut “manager-magazin” von “erheblichen Problemen”. Sogar ein komplettes Scheitern der Kooperation werde nicht ausgeschlossen.
Wie die meisten etablierten Autohersteller bezieht Mercedes-Benz für seine Akku-Pakete Batteriezellen von Zulieferern. Für den Heimatmarkt und die umliegenden Länder besteht dazu eine Kooperation mit Farasis. Daimler war im vergangenen Jahr mit mehr als 400 Millionen Euro bei dem bis dato eher unbekannten Unternehmen eingestiegen und erhielt im Gegenzug rund drei Prozent der Anteile. Auf mittlere Sicht soll Farasis etwa die Hälfte der von Mercedes in Europa benötigten Zellen produzieren. Für die Beschaffung sei dies ein “Eckpfeiler”, hieß es damals in Stuttgart.
Jetzt aber zeigen sich offenbar Risse. Die Chinesen hätten für ihr geplantes Werk in Bitterfeld noch keine Baugenehmigungnoch, heißt es. Vor allem aber seien die ersten Muster-Zellen „katastrophal“ gewesen. Dabei hätte die Serienfertigung bereits 2022 starten sollen. Üblicherweise vergehen zwischen Baumuster und Produktionsanlauf drei Jahre.
Könnte Farasis nicht wie geplant liefern, träfe das Mercedes-Benz zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Will doch der Konzern verstärkt E-Autos auf den Markt bringen. Nach dem großen SUV EQC, dem Kleinbus EQV und dem kürzlich eingeführten Kompakt-SUV EQA wirft mit dem EQS bereits eine mit der S-Klasse vergleichbare elektrische Luxuslimousine ihre Schatten voraus. Mit dem EQB soll in diesem Jahr zudem ein weiteres Akku-SUV kommen, dazu das E-Klasse-Pendant EQE – und die jeweiligen Hochbeiner.
Bei Daimler gibt man sich derweil entspannt. Der Start der nächsten E-Modelle in diesem Jahr sei nicht gefährdet, wird ein Sprecher im “manager-magazin” zitiert. Zu den Problemen mit Farasis gab es keine Stellungnahme. Im Notfall könnten die Schwaben wohl auf Batteriezellen von CATL zurückgreifen. Mit dem führenden Akku-Fertiger aus Asien besteht ebenfalls eine Kooperation.
Früher standen Daimler auch eigene Batteriezellen zur Verfügung, das Tochterunternehmen Li-Tec stellte die Produktion jedoch 2015 wegen zu hoher Kosten ein. Der anschließend aufgebaute „globale Batterie-Produktionsverbund“ von Mercedes-Benz beschränkt sich allerdings auf die Konfektionierung zugekaufter Produkte. Daran soll sich offenbar nichts ändern. Nach aktuellem Stand will der Konzern Akkus weiterhin ausschließlich von Zulieferern beziehen.
Quelle: ecomento.de / manager-magazin.de