Stickoxidwerte in urbanen Gebieten zu senken ist Ziel des Sofortprogramms der Bundesregierung Saubere Luft 2017–2020. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO ist mit dem Verbundprojekt LamA – Laden am Arbeitsplatz mit dabei und setzt auf einen signifikanten Ausbau von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Städten mit besonders hohen Stickoxidwerten, darunter Stuttgart, Freiburg und Dresden.
70 Städte in Deutschland überschritten 2017 den Grenzwert für Stickstoffdioxid zum Teil erheblich. Dem will nun das Verbundprojekt LamA mit dem Aufbau von Ladeinfrastruktur an ausgewählten Standorten entgegenwirken. In Summe sollen durch die LamA-Maßnahmen jährlich rund 100 Tonnen Stickoxide eingespart werden.
Die für den Aufbau der Ladeinfrastruktur avisierten Standorte liegen in Kommunen, welche den Stickstoffdioxidgrenzwert im Jahresmittel zum Teil erheblich überschreiten und in ihrer großen Mehrheit mit Vertragsverletzungsverfahren konfrontiert sind. Insgesamt werden 310 Wechselstrom-Ladepunkte (bis 22 Kilowatt) und 28 Gleichstrom-Ladepunkte (bis 150 Kilowatt) an18 Fraunhofer-Standorten etabliert.
„Mobilität ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Unsere Forscherinnen und Forscher haben sich zum Ziel gesetzt, Mobilität sicherer, effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger zu machen. Unser neues Verbundprojekt ist hier ein wichtiger Baustein. Das Ziel dieser ambitionierten Maßnahme ist es, durch den bundesweiten Aufbau von Ladeinfrastruktur an Standorten der Fraunhofer-Gesellschaft eine umweltverträgliche Weiterentwicklung betrieblicher Mobilitätsoptionen und der Mobilität der Mitarbeitenden zu fördern. Darüber hinaus möchten wir die neu entstehenden Lademöglichkeiten einem möglichst großen Nutzerkreis vor Ort zugänglich machen und so die Elektromobilität in den Kommunen unterstützen.“ – Prof. Reimund Neugebauer, Fraunhofer-Präsident
„Arbeitgeber können durch die Bereitstellung von Infrastruktur den Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität aktiv unterstützen“, erläutert Gabriele Scheffler, stellvertretende Leiterin des Fraunhofer-Anwendungszentrums KEIM, die das Projekt im Auftrag der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit Dr. Daniel Stetter, Leiter Team Smart Energy Systems am Fraunhofer IAO, steuert. Elektrofahrzeuge im betrieblichen Fuhrpark und Ladeinfrastruktur, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zum Laden ihrer privaten Fahrzeuge nutzen können, seien „wichtige Impulse für ein Umdenken, das letztlich auch den Kommunen zugutekommt“, so die Expertin.
Der Fokus auf Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz sei eine bewusste Entscheidung gewesen, so Scheffler, „denn Mitarbeiterfahrzeuge stehen während der Arbeitszeit mehrere Stunden täglich ungenutzt auf dem Parkplatz – das bietet Flexibilität und damit perfekte Bedingungen für das gesteuerte Laden.“ Die Ladeinfrastruktur wird netzdienlich aufgebaut, das heißt, dass die neuen Ladepunkte in die vorhandene Energieinfrastruktur integriert werden, ohne diese zu überlasten. Die Ladeinfrastruktur soll auch den Fraunhofer-Dienstwagenflotten sowie Dritten zur Verfügung stehen, sodass beispielsweise Anwohner ebenfalls von den Lademöglichkeiten profitieren.
Mehrwerte und Geschäftsmodelle für elektrische Dienstwagenflotten
Die Standorte Stuttgart, Freiburg und Dresden werden als Leuchtturmprojekte ausgebaut. Sieben Fraunhofer-Institute werden hier gemeinsam ihre Forschungsaktivitäten bündeln und die Ergebnisse für Interessierte zugänglich machen. Das Fraunhofer IAO untersucht dabei insbesondere die Mehrwerte und neue Geschäftsmodelle durch die Integration von Flotten- und Lademanagement für Dienstwagenflotten.
„Die existierende Buchungsplattform für Dienstfahrzeuge berücksichtigt implizit die Reichweiten der Fahrzeuge beziehungsweise kann Ladungen von Fahrzeugen in der Erstellung der Ladepläne priorisieren, um beispielsweise frühere Abfahrtszeitpunkte zu ermöglichen“, erläutert Stetter. Die Buchungsplattform wird um eine externe Nutzerschnittstelle via App, Reservierungsfunktionen wie auch um Corporate-Carsharing erweitert.
Quelle: Fraunhofer- Pressemeldung vom 31.10.2018