Anfang Juli haben wir erfahren, dass VW und Ford kurz davor stehen, ihre Partnerschaft für Elektrofahrzeuge und selbstfahrende Autos zu finalisieren. Ein entsprechender „Rahmenvertrag“ sei bereits ausgearbeitet, der sie weit mehr als nur im Bereich der Nutzfahrzeugen verbündet. Ende Mai folgten weitere Details zur globalen Allianz, bevor diese nun gemeinsam Mitte Juni Stellung zur Zusammenarbeit bekannt gegeben haben. Die wichtigsten Fakten haben wir nachfolgend zusammengetragen.
Feststeht, dass die Ford Motor Company und die Volkswagen AG weitere Verträge innerhalb ihrer bestehenden globalen Allianz unterzeichnet haben. Ziel ist es weiterhin die eigenen Produkte noch besser auf die Kundenbedürfnisse in Europa und anderen Regionen auszurichten. So werden die jeweiligen Stärken der Unternehmen bei mittelgroßen Pickups sowie Nutz- und Elektrofahrzeugen genutzt. Im Detail sind folgende Projekte angedacht:
- Der Modulare E-Antriebsbaukasten (MEB) von Volkswagen wird von Ford für ein E-Modell in Europa genutzt.
- Ford entwickelt einen mittelgroßen Pick-up, der von Volkswagen Nutzfahrzeuge in ausgewählten Märkten entsprechend adaptiert wird.
- In den beiden weiteren Fahrzeugprojekten ist Volkswagen Nutzfahrzeuge verantwortlich für die Entwicklung eines Stadtlieferwagens, während Ford die Planung für einen Transporter im Ein-Tonner-Segment übernimmt
Ford – VW Allianz startet bei Nutzfahrzeugen voll durch
Durch die Allianz wollen beide Unternehmen ihren Kunden unter anderem schneller neue Technologien und eine breitere Modellauswahl bieten. Ausgehend von einem anhaltenden Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Nutzfahrzeugen und nach leistungsstarken Elektrofahrzeugen erwarten beide Partner große Skaleneffekte für die jeweiligen Portfolios. In den drei Nutzfahrzeug-Projekten der Allianz sollen insgesamt rund acht Millionen Fahrzeuge entwickelt und produziert werden.
„Angesichts der Covid-19-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ist es mehr denn je von entscheidender Bedeutung, belastbare Allianzen zwischen starken Unternehmen zu bilden. Diese Zusammenarbeit wird die Entwicklungskosten effizient senken, eine stärkere weltweite Verbreitung von Elektro- und Nutzfahrzeugen ermöglichen und die Position beider Unternehmen entscheidend stärken.“ – Dr. Herbert Diess, Volkswagen Chef
Ford-CEO Jim Hackett stimmt mit Diess überein und gibt zu verstehen: „Diese Allianz kommt in einer Zeit großer Begeisterung für die Verzahnung von immer intelligenteren vernetzten Fahrzeugen in einer immer smarteren Welt. Hier entstehen einerseits enorme Chancen zur innovativen Lösung globaler Mobilitätsfragen und zur Schaffung herausragender Vorteile für unsere Kunden – gleichzeitig müssen Unternehmen sorgfältig entscheiden, wie sie ihr Geld investieren.“ Die Unternehmen profitieren hierbei von der Tatsache, dass sowohl Ford, als auch VW über ein starkes gewerbliches Transporter- und Pickup-Geschäft verfügen und nun gemeinsam davon profitieren können.
„Nutzfahrzeuge sind heute für Ford von grundlegender Bedeutung und ein Geschäftsbereich, den wir mit Nachdruck zu weiterem Wachstum bringen wollen. Die Zusammenarbeit mit Volkswagen an diesen Plattformen wird beiden Unternehmen signifikante finanzielle Vorteile bei der Entwicklung, sowie bei Fabriken und Anlagen verschaffen. Unabhängig davon wird Ford in den kommenden zwei Jahren sein Angebot um batterie-elektrische Varianten des Ford Transit und des Ford F-150 für Nutzfahrzeugkunden ergänzen, die zunehmend Wert auf null Emissionen legen und die Leistungsfähigkeit bei Konnektivität, Datenverarbeitung und künstlicher Intelligenz benötigen.“ – Jim Farley, Chief Operating Officer von Ford
Thomas Sedran, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen Nutzfahrzeuge, gibt seinerseits zu verstehen, dass diese langfristige Zusammenarbeit mit Ford die sehr gute Position im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge, insbesondere in europäischen Kernmärkten, stärken wird. Hinsichtlich des Einsatzes der MEB-Plattform für Ford wurde man konkreter.
MEB-Plattform für Ford weiterhin von hoher Bedeutung
Ab 2023 rechnet Ford innerhalb von mehreren Jahren mit der Auslieferung von mehr als 600.000 Elektrofahrzeugen auf Basis der MEB-Plattform. Das geplante Modell soll ein großzügiges Platzangebot mit den Vorzügen des Elektroantriebs kombinieren. Entworfen und konstruiert wird das Fahrzeug von Ford in Köln-Merkenich. Ford erweitert damit sein Angebot an E-Fahrzeugen neben dem vollelektrischen Mustang Mach-E, der 2021 vorgestellt wird.
Darüber hinaus können beide Hersteller künftig das Self-Driving System (SDS) von Argo AI unabhängig voneinander für eigene hochleistungsfähige, selbstfahrende Fahrzeuge nutzen. In der vergangenen Woche schloss Volkswagen seine angekündigte Investition in Argo AI ab. An dem in Pittsburgh ansässigen Unternehmen hält Ford bereits Eigentums- und Entwicklungsanteile. Die Volkswagen-Ford-Allianz beinhaltet keine wechselseitige Eigentümerschaft zwischen den Unternehmen, die weiterhin Wettbewerber bleiben werden.
Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 10. Juni 2020