Ford setzt in Sachen Elektromobilität auf die Sportwagenmarke Mustang. Der Mach E soll vor allem jüngere Käufer begeistern. In London konnte Elektroauto-News schon mal eine Proberunde im Mustang Mach-E drehen. Mach was? Ford nennt sein erstes batterie-elektrisches Auto Mustang Mach-E. Das überrascht gleich dreifach.
Zum einen besitzen die Amerikaner die Markenrechte an „Model E“ und haben Elon Musk damit extrem geärgert. Das Model 3 von Tesla sollte eigentlich ein Model E werden. Zum anderen ist die Mach´sche Zahl eher in der Luftfahrt zuhause, bezeichnet sie doch die Schallgeschwindigkeit. Und als Drittes fällt es mir beim Termin in London schwer, den rassigen Mustang in diesem Elektroauto zu erkennen.
Es steckt einfach zu wenig vom ikonischen Sportwagen aus dem Jahr 1964 in dem Crossover von heute. Doch meinen Einwand lässt Ted Cannis, Global Director Electrification bei Ford im Gespräch mit Elektroauto-News nicht gelten. Das sei ganz eindeutig ein Mustang, mit der markanten Motorhaube, den breiten Schultern und den dreigeteilten Rücklichtern. „Bei all den neuen Begriffen wie E-Tron, I-Pace und EQC haben wir uns für eine bekannte Marke und Modell entschieden“, begründet Cannis die Namenswahl. Mustang steht nun mal für Sportlichkeit und der Mach 1 war 1968 eine besonders sportliche Version. Doch daran werden sich nur reifere Menschen erinnern.
Preis startet bei 46.900 Euro
Darf man einen Sportwagen, der beim Namen auf die Schallgeschwindigkeit anspielt, bei 180 km/h limitieren? Das wird Ford wahrscheinlich mit den beiden Mach E-Versionen tun. Noch ist die endgültige Höchstgeschwindigkeit nicht offiziell bestätigt. Die Auslieferung startet in Deutschland Ende 2020. Im Angebot sind Heck- (ab 46.900 Euro) und Allrad-Antrieb (ab 54.000 Euro). Beide gibt es jeweils mit einer 76 kWh-Batterie für 450 km Reichweite und einer mit 99 kWh Speicherleistung für 600 km. Das sind optimistische WLTP-Werte, genau wie die Verbräuche von 16,5 und 18,1 kWh auf 100 Kilometer.
Die Motorenleistungen richten sich ebenfalls nach der Batteriegröße. Beim RWD sind es 190 und 210 kW sowie 415 Newtonmeter Drehmoment. Bei der AWD-Version bietet der Wagen 190 und 248 kW Motorleistung sowie 565 Newtonmeter Drehmoment. Für 2021 ist eine höher motorisierte GT-Version geplant. Die First Edition vom Mach-E sei bereits vergriffen, berichtet Cannis, ohne dabei Stückzahlen zu nennen. „Wir erreichen mit dem Modell jüngere Käufer als auch Menschen, die zuvor noch keinen Ford besessen haben„, sagt der US-Manager.
Hochkant-Monitor im Armaturenbrett
Beim Probesitzen im Ausstellungraum fällt auf, dass die Passagiere hinten extrem viel Kopffreiheit haben. Dazu trägt auch das gläserne Panoramadach bei. Die Tatsache überrascht weil, die steil nach hinten abfallende Coupé-Dachlinie von Außen etwas anderes vermuten lässt. Doch das farblich abgesetzte Dach erhöht das Fahrzeug (1,60 Meter), ohne dass er als SUV durchgehen würde. Der 4,71 Meter lange Mach-E ist eine Mischung aus Limousine, Sportwagen und SUV.
Vorn fällt der Blick zunächst auf den hochkant angebrachten Bildschirm (39 cm Diagonale) in der Mitte des Armaturenbretts. Neben Berührung kann man Inhalte auch über ein Drehrad am unteren Bildschirmrand steuern. Allerdings noch nicht in dieser Vorserienversion. Im Testfahrzeug für unsere Proberunde durch die britische Hauptstadt prangt auch noch ein dicker Not-Aus-Knopf hinter dem Fahrerbildschirm. So übersieht man fast die B&O-Soundbar über den Lüftungsschlitzen. Aber die bleibt heute stumm. Es geht um das Fahrgefühl.
Im morgendlichen Berufsverkehr geht es nur im Schritttempo voran. Die Federung ist wie es sich für einen Sportwagen gehört, straff und hart. Geräuschlos rollen wir am Marble Arch vorbei, an dem Ford mit einer Ausstellung seine „Go Electric“-Strategie präsentiert. Die Roadshow kommt im Sommer auch nach Deutschland. Wir fahren weiter, hinab in eine Tiefgarage unter dem Hyde Park. Hier hat Ford eine knapp 50 Meter lange Strecke für Beschleunigungsfahrten abgesperrt. Doch kaum auf Tempo, muss der Fahrer schon wieder bremsen und wenden. Zurück geht es in Schlangenlinien, um ein Gefühl für Lenkung und Lage des Fahrzeugs zu bekommen. Das macht alles schon einen guten Eindruck, aber ich sitze hier in einer Vorserienversion. Ein Urteil darf man da nicht fällen.
Einmal Mexiko und zurück
In der „Go Electric“-Strategie will Ford bis Ende 2021 insgesamt 18 elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen. Ein Jahr später soll die Hälfte aller verkaufen Auto einen alternativen Antrieb haben. Ford rechnet bis Ende 2022 mit dem Verkauf von einer Million elektrifizierten Pkw. Doch hierbei handelt es sich in erste Linie um Mild-, Voll- und Plug-In-Hybride der bekannten Ford-Modelle.
Neben dem Mach-E kommt in naher Zukunft nur der Transit als voll-elektrische Version auf den Markt. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Produktion des US-Konzerns noch eine untergeordnete Rolle. Anders kann man sich nicht erklären, dass die Batterie-Zellen von LG Chem zunächst aus deren polnischem Werk nach Mexiko verschifft werden. Dort wird der Mach-E im Ford-Werk montiert und dann wieder über den Ozean nach Europa gebracht. Dabei werden demnächst zwei Fertigungslinien im südspanischen Ford-Werk in Valencia auf die Batterie-Montage umgerüstet – allerdings nur für Hybrid-Modelle.