Europas Stadtbusse fahren immer öfter elektrisch

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 2 min

Die Elektromobilität boomt nicht nur im PKW-Sektor, sondern auch bei den Nahverkehrsbussen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden europaweit 27,6 Prozent mehr Elektrobusse zugelassen als im Vergleichszeitraum 2021. Und das, obwohl der Markt für Stadtbusse insgesamt im selben Zeitraum um 5,9 Prozent zurückging. 1.768 Elektrobusse wurden heuer europaweit schon neu zugelassen.

Wim Chatrou von Chatrou CME Solutions bringt jedes Jahr ein Nachschlagewerk zu den Zulassungszahlen von Omnibussen heraus. Darin vergleicht er die Zahlen der EU-27-Staaten sowie Großbritanniens, Islands, Norwegens und der Schweiz. Für das erste Halbjahr 2022 liest man dort, dass bereits 64,5 Prozent der neu zugelassenen Stadtbusse über einen alternativen Antrieb verfügen. Batterielektrische und Brennstoffzellen-Busse machen davon 29,9 Prozent aus. In den Jahren zuvor waren es nur 22,8 Prozent (2021) bzw. 15,1 Prozent (2020). Elektromobilität ist also bei den Stadtbussen angekommen, wohl auch wegen der steigenden Verfügbarkeit entsprechender Fahrzeuge.

Hybridbusse werden hingegen weniger gekauft: der Rückgang im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vergleichzeitraum 2021 beträgt satte 44 Prozent. Vor allem der Umstieg auf Elektrobusse (vorwiegend in Deutschland) oder CNG-Busse (vor allem in Italien sowie Spanien) lässt die Nachfrage nach Hybridbussen nur so dahinschmelzen. Die Brennstoffzelle hat hingegen offenbar ihren Platz auf schwer zu elektrifizierenden Strecken gefunden, der Markt blieb mit insgesamt 52 neu zugelassenen Bussen im ersten Halbjahr auf gleichem Niveau wie die Jahre zuvor. Brennstoffzellenbusse von Caetano, Solaris, Van Hool oder Wrightbus werden vorwiegend dort eingesetzt, wo man mit einem wirtschaftlich vorteilhafteren Elektrobus nicht das Auslangen findet.

Überraschend ist der Blick auf die einzelnen Länder: Großbritannien hat mit 350 Elektrobussen im ersten Halbjahr 2022 die meisten Zulassungen zu verzeichnen, gefolgt von Deutschland mit 246 und Frankreich mit 236 neuen Elektrobussen. Großbritannien ist mit über 10.000 Elektrobussen inzwischen Europameister, ebenfalls gefolgt von Deutschland, allerdings nur mit knapp 1.500 zugelassenen Elektrobussen. Deutschland setzt auf heimische Produktion: der Mercedes-Benz eCitaro liegt mit 141 Stück an der Spitze der Zulassungen, gefolgt von VDL und MAN.

Quelle: electrive.net – Zahlen im Vergleich: Elektrobusse mit Plus von fast 28 Prozent

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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David:

Den Ausredenkalender kenne ich. Den können die Verwalter der öffentlichen Betriebe im Schlaf herunter beten. Dass man dagegen erst mit kurzen Linien anfangen kann, ggf. an Knotenpunkten Ladestationen baut und die Fahrpläne umstrickt, nein, das wäre natürlich nicht möglich. Das wäre ja Arbeit! Leider muss man aber jetzt. Damit sind die Ausreden weggefallen. 45% bei den Bussen. Bei Müllfahrzeugen könnte man übrigens erhöhte Beschaffungskosten für die Fahrzeuge ausgezeichnet auf die Entsorgungsgebühren umlegen. Denn die darf jede Gemeinde individuell festsetzen und an gestiegenen Kosten festmachen. Wird ja auch gemacht. Zudem wäre ein Müllfahrzeug gar nicht so viel teurer, weil der Akku klein ausfallen kann und der Aufbau eh einen hohen Anteil der Kosten frisst.

Jakob Sperling:

@ David

Es gibt eine ganz einfache Erklärung der Welt und der Probleme da draussen: Ausser ein Teil der Foren-Teilnehmern hier sind alle Menschen auf der Welt nur dumm, ignorant, träge und böswillig.

Vielleicht ist das aber auch nicht die richtige Antwort.
Vielleicht ist es wirklich ein Problem, wenn ein kommunal Zuständiger mit gegebenem Budget BEV-Busse beschaffen will, die doppelt so viel kosten und 1/3 der Reichweite der zu ersetzenden Busse haben. Vielleicht ist es nicht einmal so trivial, bei einem öffentlichen Dienst Gelder von Betriebs-Budget-Posten zu Investitions-Budget-Posten zu verschieben. Vielleicht ist es gar nicht so einfach, wenn man auf einmal deutlich mehr Busse haben muss, um den Fahrplan einzuhalten, diese auch unterbringen und neu auch noch alle stundenlang laden muss.
Einfach seinen BEV zu kaufen, ist trivial; einen ganzen öffentlichen Dienst unter zahlreichen schwer veränderbaren Rahmenbedingungen zu verändern, ist meist sehr komplex.

Bei vielen der Kommentatoren hier merkt man deutlich, dass sie noch nie für etwas Grösseres zuständig waren. Sie könnten ruhig das Maul etwas weniger aufreissen.

p.s.: Auch in der Schweiz gibt es schon viele elektrische Busse, obwohl bei uns keine Direktive der EU gilt. Gerade hier in der Nähe lädt z.B. ein elektrischer Stadtbus seit vielen Jahren an der Endstation die Batterie mit einem speziellen Pantographen-System von ABB nach.

David:

Wenn die Quote durch die Clean Vehicles Directive der EU nicht auf 45% der Neuanschaffungen festgeschrieben wäre, würde niemand einen elektrischen Stadtbus kaufen. Aber die trägen Kommunalchefs müssen jetzt zwangsweise aufwachen. Das ist für sie natürlich bitter. Dabei ist es ein no-brainer, zumindest alle Busse und Müllfahrzeuge elektrisch zu machen. Aber, nein, bei den Müllfahrzeugen ist die Quote nur 10%. Ein Skandal. Und natürlich werden die Zuständigen die Quoten nicht freiwillig übererfüllen. Sondern eher Fristverlängerungen beantragen, weil es angeblich keine elektrischen Fahrzeuge gibt.

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