Matthias Schmidt, Automobil-Analyst, gab in seinem letzten Report bereits zu verstehen, dass die Elektroauto-Zulassungszahlen in Europa in 2020 eher rückläufig sein werden. Aber zumindest die ersten drei Monate des Jahres lassen positives vermuten. Denn im Vergleich zum Weltmarkt entwickelt sich insbesondere der europäische Elektroautomarkt positiv. Auch, wenn nicht mehr die 700.000 E-Autozulassungen als Zielmarke im Raum stehen, sondern die um 144.000 Einheiten auf 556.000 reduziert Marke.
Europas E-Automarkt wächst im ersten Quartal gegen den Trend
Der europäische Elektroautomarkt profitierte im ersten Quartal 2020 vor allem davon, dass die Hersteller gegen Jahresende E-Auto-Auslieferungen zurückgehalten haben, um die E-Autozulassungen nach 2020 zu überführen. Denn hierdurch wirken sich die E-Auto-Zulassungen im ersten entscheidenden Jahr der CO2-Emissionsziele für Flotten positiv aus. So verzeichnete der europäische E-Auto-Markt alleine im März einen Anstieg der Zulassungen um 23,1 Prozent im März, während sich der gesamte regionale Pkw-Markt auf einem negativen Wachstumskurs (- 53 Prozent) befand. Dies führte dazu, dass E-Auto-Zulassungen im März einen Rekordanteil von 6,4 Prozent des Gesamtmarktes ausmachten, oder über 10 Prozent, wenn man Plug-In-Hybride bei der Auswertung berücksichtigt.
Im ersten Quartal sah das Bild ähnlich aus, mit einem Anstieg der E-Auto-Zulassungen um 55,9% gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, in einem Markt, der um über 25% schrumpfte, wussten die rein elektrischen Fahrzeuge zu dominieren. Dank des Rückstands an Bestellungen aus dem Jahr 2019, die jetzt nach und nach ausgeliefert werden, bleiben die E-Auto-Volumina gegenüber einem rückläufigen Gesamtmarkt teilweise überhöht. In der Zwischenzeit haben die Hersteller zwar betont, dass sie keine Änderung dieser CO2-Ziele fordern werden, aber sie könnten die Corona-Pandemie nutzen, um eine Pseudo-Verschiebung durch andere Mittel zu fordern, wie z.B. eine Anhebung der Obergrenze für Superkredite (begrenzt auf 7,5g/km über drei Jahre).
Subventionen, Förderungen, usw… lassen Absatzsteigerung erwarten
Des Weiteren stehen Diskussionen im Raum den Absatz von umweltfreundlichen Fahrzeugen weiter voranzutreiben. Insbesondere Deutschland wartet hier mit unterschiedlichsten Ansätzen: Erhöhung des Umweltbonus, Streichen der Mehrwertsteuer, sowie dreistufigen Anreizprogrammen auf. Auch von seiten der EU-Kommission sei eine dreistellige Milliardenhilfen für die Autoindustrie geplant. Hinsichtlich einer etwaigen Abwrackprämie deuten die Kommentare von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier darauf hin, dass dieses Mal ein CO2-gebundenes System eingeführt werden könnte. Andere „Autonationen“ könnten die Maßnahmen Deutschlands kopieren, wie dies beim letzten Mal der Fall war.
Europa dominiert den Elektroauto-Weltmarkt deutlich
Zieht man nun noch den Vergleich zwischen Europa und China, zeigt sich deutlich, wie stark die Rolle Europas am Weltmarkt mittlerweile ist. Nach Januar und Februar blieb Westeuropa auch im März und während des ersten Quartals vor dem sich erholenden China der weltweit größte Markt für rein elektrische Personenkraftwagen. Laut CAAM-Daten halbierten sich Chinas BEV-Zulassungen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 103.000 Einheiten und markierten damit den dritten aufeinanderfolgenden Quartalsrückgang im Jahresvergleich. Im gleichen Zeitraum stiegen die westeuropäischen Zulassungen um 55,9 Prozent, was dem Volumen des Eröffnungsquartals entspricht, das 126.432 Einheiten erreichte und im Jahresvergleich das dreizehnte Wachstumsquartal in Folge war.
Betrachtet man Europa auf Länderebene zeigt sich, dass Deutschland das erste Quartal als stärkster Markt dank einer Wachstumsrate von 61,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal beendete. Der Markt wurde durch eine Erhöhung der staatlichen Subventionen sowie durch Aufträge aus dem Jahr 2019, die im Jahr 2020 ausgeliefert werden, angekurbelt. Frankreich beendete das Quartal mit weniger als 100 Einheiten Rückstand auf den ersten Platz. Während der erwartete fiskalische Schub in Großbritannien mengenmäßig nicht so groß war wie prognostiziert, stiegen die Volumina in Großbritannien dennoch über die Norwegens. Dies wurde dadurch beeinflusst, dass Tesla seinen begrenzten europäischen Angebotsschwerpunkt von Norwegen nach Großbritannien verlagert, um von der fiskalischen Änderung zu profitieren.
Quelle: Matthias Schmidt – West European Electric Car Market Intelligence Monthly Report Edition 03.2020 – Q1 2020