LeasePlan-Geschäftsführer Roland Meyer sprach in einem aktuellen Interview mit Edison über die Antriebswende in Flotten und Fuhrparks. Meyer selbst fährt seit gut drei Jahren rein elektrisch und hat seitdem mit seinem Audi e-tron gut 70.000 Kilometer zurückgelegt. Das zeige, „dass man Elektroautos ganz normal fahren kann, es keine Verzichtsfahrzeuge sind“, so der Manager. Und hätte es die Lockdowns während Corona nicht gegeben, so sagt er, hätte er sicherlich „weit über 100.000 Kilometer“ abgespult.
Seiner Beobachtung nach hat die Ladeinfrastruktur allein in der vergangenen drei Jahren große Fortschritte gemacht, etwa was die Supercharger von Tesla oder das Ionity-Netzwerk betreffe. Außerdem sei „alles wesentlich entspannter, wenn man sich ein wenig mit der Thematik und der Ladeinfrastruktur auskennt“, so der langjährige E-Fahrer. Auch die Evolution der Technik schreite „unglaublich schnell voran“, E-Autos haben immer mehr Reichweite im Unterboden. „Es gibt immer weniger Gründe, nicht elektrisch zu fahren“, sagt Meyer.
Auf die aktuell recht hohen Strompreise und die deutlich gestiegenen Anschaffungskosten von Elektroautos angesprochen sagt Meyer, dass bei LeasePlank kein Unterschied bei der Beschaffung von Dienst- und Geschäftswagen festzustellen sei. „Auch weil der Liter Diesel inzwischen wieder über zwei Euro kostet“, so der Manager. Zudem sei bei der Kostenrechnung „entscheidend, wie oft man unterwegs das Elektroauto an öffentlichen Schnellladestationen lädt und wie oft in preisgünstigen Strukturen, also daheim oder auf dem Betriebshof“. Zwar dauert das Laden bei letzteren beiden deutlich länger, dafür sei es aber auch deutlich günstiger. „Da bin ich dann eher im Bereich von 30 Cent pro Kilowattstunde als bei knapp 80 Cent“, so Meyer.
Außerdem sei zu beobachten, dass auch die Preise für Verbrenner „in gleichem Maße“ steigen. „Die preiswerten Autos, die wir 2020 noch bestellen konnten, gibt es heute nicht mehr“, sagt Meyer. Inzwischen aber gebe es „durchaus schon wieder Lockangebote der Hersteller beim Fahrzeugleasing“. Aber nicht mehr zu den attraktiven Konditionen von früher, „sondern jenseits von 200 Euro im Monat – übrigens unabhängig von der Antriebsart“.
„Mit dem E-Auto bin ich auf der Kostenseite immer noch weit im Vorteil“
Kurz: „Mit dem E-Auto bin ich auf der Kostenseite nach unseren Berechnungen immer noch weit im Vorteil gegenüber einem Verbrenner“, sagt Meyer. Und die Antriebswende sei „nicht mehr aufzuhalten“. Auch die Bestellungen von Plug-in Hybriden seien „deutlich“ zurückgegangen, „ja regelrecht eingebrochen“, während „gleichzeitig aber bei den vollelektrischen Fahrzeugen die Kurve steil nach oben“ gegangen sei. Der LeasePlan-Chef geht davon aus, dass bis 2030 „75 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos entfallen“ dürften. Was auch damit zusammenhänge, dass die Hersteller immer weniger in Autos mit Verbrennungsmotor investieren: „Da kommt nicht mehr viel in den kommenden Jahren“, sagt Meyer.
Fuhrparkmanager:innen rät Meyer in der aktuellen Situation, „flexibler zu werden“, etwa was die teils recht hohen Lieferzeiten und die bevorzugten Hersteller betrifft. „Man sollte sich nicht mehr auf einen Konzern versteifen, sondern auch Produkte anderer Autohersteller ins Kalkül ziehen, wenn diese schneller liefern können“, so der Manager. Wer beispielsweise heute einen i4 von BMW bestellt, müsse mit einer Lieferzeit von bis zu 24 Monaten rechnen. „Wer also bisher einen reinen BMW-Fuhrpark hatte und nun auf Elektromobilität umstellen möchte, kommt nicht umhin, die Car Policy für andere Hersteller zu öffnen“, sagt Meyer.
Das Festhalten an bestimmten Marken habe zwar „über Jahrzehnte hinweg sehr gut funktioniert“. Nun allerdings sei eine Zeit gekommen, in der man „flexibler sein und auch neue Hersteller im Angebot“ haben müsse. LeasePlan etwa ist vor kurzem in Europa eine Kooperation mit NIO aus China eingegangen, „unter anderem auch, weil uns das Gesamtkonzept überzeugt“. Explizit erwähnt Meyer hierbei die Möglichkeit des Batteriewechsels innerhalb weniger Minuten, was lange Ladestopps obsolet macht.
Quelle: Edison – „Autos mit E-Kennzeichen würde ich immer leasen“