Noch im November 2018 hat das Europäische Parlament die Vorgabe 32 % erneuerbare Energien als verbindliches Ziel für 2030 verabschiedet. Zum Ende der ersten Jahreshälfte 2019 haben vorläufige Berechnungen des ZSW und des BDEW ergeben, dass in Deutschland Erneuerbare Energien über vierzig Prozent des Stromverbrauchs abdecken.
Um genau zu sein, lag der Anteil von Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen an der Deckung des Stromverbrauchs in Deutschland erstmals bei 44 Prozent. Ende 2018 lag er ziemlich genau bei 40 %.
Die Windkraft gilt hierbei in der ersten Jahreshälfte mit 55,8 Milliarden Kilowattstunden erneut als der größte Erzeuger von Ökostrom. Gegenüber 2018 war ein Zuwachs von gut 18 Prozent zu verzeichnen. Photovoltaikanlagen lieferten 24 Mrd. kWh. Die höchste Zuwachsrate erzielte mit 30 Prozent auf 12 Mrd. kWh erneut die Windkraft offshore. Aus sonstigen Erneuerbaren Energien, dazu zählen vor allem Biomasse und Wasserkraft, stammten 36,7 Mrd. kWh – hier ist der Anteil gegenüber dem 1. Halbjahr 2018 von damals 37,2 Mrd. kWh gesunken.
Zurückführen lässt sich der hohe Anteil der Erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr 2019 unter anderem auf außergewöhnliche Witterungsverhältnisse. So verzeichnete der März einen Windrekord, was sich dementsprechend positiv auf den erzeugten Strom aus Windkraft auswirkte. Aber auch in den übrigen Monaten lagen die Winderträge durchgängig über den langjährigen Durchschnittswerten.
„Der Ökostrom-Rekord ist eine erfreuliche Momentaufnahme, darf aber nicht über die tieferliegenden strukturellen Probleme hinwegtäuschen: Bei einem ‚Weiter-so’ landen wir 2030 bei lediglich 54 Prozent Erneuerbare Energien. Um das für den Klimaschutz notwendige 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssen wir bestehende Hemmnisse aus dem Weg räumen.” – Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW
Kapferer zählt zu den angesprochenen Hemmnissen, welche aus dem Weg geräumt werden müssen, unter anderem die Flächenbeschränkungen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land sowie die Ausbau-Deckel für Wind offshore und Photovoltaik außerhalb des Ausschreibungsregimes. Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, gibt seinerseits zu verstehen, dass man “dringend einen stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz in allen Sektoren benötigt, um das Klimaschutzziel 2030 zu erreichen.”
Hierzu sollte man aus seiner Sicht die politischen Rahmenbedingungen anpassen. “Infrage kommt dafür ein CO2-bezogener Zuschlag auf die Preise für fossile Energien, der den Verbrauchern auf anderen Wegen zurückgegeben wird. Wenn soziale Härten abgefedert werden, ist davon auszugehen, dass entsprechende Maßnahmen für mehr Klimaschutz von der Bevölkerung mitgetragen werden”, so Prof. Dr. Frithjof Staiß weiter.
Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V – per Mail