Studie: Die Energiewende klappt auch ohne Grundlastkraftwerke

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Ein Grundlastkraftwerk kann kontinuierlich Strom liefern, muss wegen seiner hohen Investitionskosten allerdings auch fast durchgehend in Betrieb sein, um sich zu rentieren. Wird diese Art Kraftwerk im zukünftigen Energiesystem noch nötig sein, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten? Diese Frage ist umso relevanter, da der Strombedarf voraussichtlich steigen wird, wenn beispielsweise vermehrt Wärmepumpen genutzt und Elektroautos gefahren und geladen werden.

Fachleute von „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) – einer gemeinsamen Initiative von Acatech, Leopoldina und Akademienunion – haben diese Frage anhand von Modellierungen untersucht. Der Impuls „Kernspaltung, Erdgas, Geothermie, Kernfusion: Welche Rolle spielen Grundlastkraftwerke in Zukunft?“ (verlinkt als PDF) zeigt: Für eine sichere Stromversorgung braucht es Grundlastkraftwerke nicht unbedingt. Sie könnten aber auch zukünftig eine Rolle spielen, falls sie wettbewerbsfähig sind.

Für eine klimafreundliche und zuverlässige Stromversorgung wird demnach in jedem Fall eine Kombination aus Solar- und Windenergieanlagen mit Speichern, darunter auch V2G-fähige Elektroautos, einem flexiblen Wasserstoffsystem, einer flexiblen Stromnutzung und Residuallastkraftwerken nötig sein. Letztere sind Kraftwerke, die nur bei Bedarf zeitweise laufen, zum Beispiel mit Wasserstoff betriebene Gasturbinenkraftwerke. In dieses System könnten Grundlastkraftwerke integriert werden. Ihre größte Auswirkung auf das Gesamtsystem: Sie könnten mit ihren Stromüberschüssen Elektrolyseure mit Strom versorgen und so Wasserstoffimporte verringern. Aber auch ohne Grundlastkraftwerke wäre die Versorgungssicherheit gewährleistet, so die Studie.

Bei ihren Untersuchungen haben sich die ESYS-Fachleute auf vier Technologien konzentriert: Kernkraftwerke, Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke für Erdgas mit anschließender Kohlendioxid-Abscheidung, Geothermie zur Stromerzeugung und Kernfusionskraftwerke. In den kommenden 20 Jahren in großem Umfang realisierbar sind wahrscheinlich am ehesten die Gaskraftwerke. Die Herausforderungen dabei: Die Infrastruktur für das abgeschiedene Kohlendioxid muss erst noch aufgebaut, eine parallele Gas- und Wasserstoffinfrastruktur muss betrieben und Restemissionen aus der Gasförderung und dem Kraftwerksbetrieb müssen zusätzlich ausgeglichen werden.

Die Kosten der Energieversorgung werden Grundlastkraftwerke wohl nicht senken

Ausgehend von den bisherigen Kostenentwicklungen der verschiedenen Technologien erwarten die ESYS-Fachleute nicht, dass Grundlastkraftwerke die Gesamtkosten der Energieversorgung senken würden. „Damit Grundlastkraftwerke zu einer substanziellen Kostensenkung führen, müssten ihre Kosten erheblich unter das heute prognostizierte Niveau fallen“, betont Karen Pittel, Leiterin des Ifo-Instituts und stellvertretende Vorsitzende des ESYS-Direktoriums. „Tatsächlich schätzen wir Risiken für Kostensteigerungen und Verzögerungen bei Grundlasttechnologien tendenziell sogar höher ein als beim weiteren Ausbau der Solar- und Windenergie.“

Quelle: Leopoldina – Pressemitteilung vom 03.12.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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egon_meier:

Ihr Genörgel ist OT

Walter Gutmann:

Sie sollten an Ihrer Grammatik arbeiten !

Ich:

Was ist das denn für ein Quatsch? Die Grundlast bezeichnet die ca. 40Gw die immer vom Stromnetz abgenommen werden. Nachts wie auch Sonntags. Die konventionellen Kraftwerke liefen alle, aber nicht mit voller Last. Die wurden so geregelt, daß die Stromerzeugung genau zum Verbrauch passte. Heute müssen die großen Kraftwerke sehr schnell rauf und runter geregelt werden, weil die Sch*** erneuerbaren immer so viel Strom erzeugen, wie sie grade wollen und nicht wie der Bedarf ist.
Bevor man solch alternative Fakten verbreitet, sollte man erstmal wissen, was die Grundlast ist und wie die Kraftwerke bis vor 15 Jahren geregelt wurden

Hiker:

Gute Analyse mit einigen Mängeln. Die Aussagen über Erneuerbare Energie und deren Produktion sind für mich allzu allgemein. Überhaupt lässt der Artikel mehr Fragen offen als er beantwortet. Die Richtung jedoch stimmt.

Philipp:

Und wenn man auch noch zwischen Grundlast und Residuallast unterscheiden würde, dann wäre man auch fast schon richtig gut.
So ist es wieder nur ein: Wir reden in der alten Sprache von Atomkraftwerken, auch wenn die Details schon besser sind.

Robert:

Danke für diesen Bericht der endlich mal mit dem Märchen aufräumt man bräuchte Grundlastfähige Stromerzeuger die braucht man nicht hat man noch nie gebraucht war nur eine Ausrede früher warum die Kraftwerke tag und Nacht laufen auch kein oder nur wenig Strom gebraucht wird deshalb ga es früher auch die Idee mit den Nachtspeicherheizungen um den überschüssigen Strom irgendwie zu verbrauchen und wie im Artikel auch steht damit sich die teuren Investitionen sich rentieren mussten diese Kraftwerke auch 24/7 laufen genauso wie Atomkratfwerke die sind nur schlecht regelbar können nur auf um max 50% gedrosselt werden mehr ist technisch nicht möglich

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