Jana Höffner ist Deutschlands wohl bekannteste Elektroauto-Fahrerin. Manchen ist sie als Zoepionierin ein Begriff, andere kennen sie vielleicht vom Electrify-BW-Podcast oder als Autorin von Emobly. Sie fährt seit dem Jahr 2013 ausschließlich elektrisch und hat dabei schon mehr als 200.000 Kilometer zurückgelegt. In einem Interview mit Techtag sprach Jana Höffner unter anderem über ihr Engagement bei Electrify-BW, das Thema Reichweitenangst und darüber, was Handys mit Autos gemeinsam haben.
Das erste Ziel des Vereins Electrify-BW ist es demnach, über Elektromobilität und neue Verkehrskonzepte zu informieren, so Höffner. Vor allem in den Sommermonaten sei der Terminkalender der Beteiligten „prall gefüllt“ und sie seien „nahezu jedes Wochenende im Land unterwegs“.
Das stetig steigende Interesse an Elektroautos sieht Höffner zum einen darin begründet, dass immer mehr Menschen begreifen, „dass es nicht die beste Idee ist, einen endlichen Rohstoff mit einem miserablen Wirkungsgrad auf Nimmerwiedersehen in einem Motor zu verbrennen“. Zum anderen gebe es viele Kunden, die „Lust an den Vorteilen des Elektroantriebs wie etwa die unvergleichliche Beschleunigung und Dynamik oder die absolute Laufruhe“ finden. Der Abgasskandal und drohende Fahrverbote seien hierbei „wie ein Katalysator, der die Entwicklung beschleunigt.“
Beim Thema Elektromobilität sei momentan „viel Unsinn im Umlauf“, zum Beispiel das „hartnäckige Gerücht, dass ein Diesel viel sauberer sei als ein Elektroauto, wenn es um CO2 geht.“ Vergleiche man allerdings „einen eGolf mit seinen stinkenden Brüdern zeigt sich, dass der Diesel knapp doppelt und der Benziner sogar fast 2,5-mal mehr Kohlendioxid auf den Kilometer erzeugt“. Außerdem habe „jeder Kunde beim Strom die Wahl, zu einem echten Ökostrom-Anbieter zu wechseln und so auch die Energiewende anzutreiben.“
Wirtschaft muss „alltagstaugliche Fahrzeuge mit kurzen Lieferfristen bereitstellen“
Höffner äußert in dem Interview auch einige Wünsche an Politik und Wirtschaft, damit die Elektromobilität an Fahrt aufnimmt. Bei der Politik etwa gehe es „um die Voraussetzungen für den Aufbau und Betrieb einer guten Ladeinfrastruktur genauso wie um die negative Incentivierung von klimaschädlichen Technologien, wie Verbrennungsmotoren.“ Die Wirtschaft müsse „alltagstaugliche Fahrzeuge mit kurzen Lieferfristen bereitstellen.“ Es brauche „Autos, die sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Da geht es um Ladetechnik, Reichweite, Preisgestaltung.“
In Umfragen zum Thema Elektromobilität steht regelmäßig die „Reichweitenangst“ an erster Stelle, wenn es um Nachteile von Elektroautos geht. Das findet Höffner nicht mehr zeitgemäß. „Reichweitenangst ist so 2015“, sagt die Elektroauto-Vielfahrerin. Inzwischen gebe es an den „meisten Autobahnraststätten Schnellladestation und es kommen täglich neue hinzu. Musste man vor drei, vier Jahren eine Fahrt noch akribisch planen kann man heute schon fast einfach drauflosfahren.“
„Ich bin auf über 200.000 Kilometern noch nie mit einer leeren Batterie liegen geblieben.“
Außerdem schwinde die Reichweitenangst „mit jedem gefahrenen Kilometer im Elektroauto. Denn man lernt schnell, die Reichweitenanzeige zu interpretieren. Die richtige Ladestrategie für den täglichen Bedarf – aber auch für längere Strecken – ist nach wenigen Wochen Routine. Ich selbst bin auf inzwischen über 200.000 Kilometern noch nie mit einer leeren Batterie liegen geblieben.“
Man werde beim Auto ähnliches erleben wie bei Handys, meint Höffner: „Heute überlegt keiner mehr, ob er nicht doch besser ein Telefon mit Tasten und zweizeiligem Dot-Matrix-Display kauft. So wird spätesten 2030 keiner mehr überlegen, ob er nicht doch lieber ein Auto mit Verbrennungsmotor kauft.“ Es werde, wenn es günstige Elektroautos und eine gut ausgebaute Infrastruktur gibt, „einen Punkt geben, ab dem es sehr schwer wird, einen Diesel oder Benziner an den Kunden zu bringen.“
Quelle: Techtag – Electrify-BW e.V. im Interview: „Reichweitenangst ist so 2015“