Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter ist der Meinung, dass die Bundesregierung bei der E-Mobilität weiter auf der Bremse steht: “Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss deutlich beschleunigt werden, wenn die Bundesregierung das selbst gesteckte Ziel von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030 ernst meint”. Seine Aussage war hierbei auf die Ladeinfrastruktur im Bereich der E-PKW gemünzt. Aber auch bei Elektro- oder Brennstoffzellen-Lkw besteht Handlungsbedarf, wie eine Studie aufzuzeigen vermag.
Der Aufbau eines europaweiten Netzes von Ladepunkten für Elektro-Lkw oder Wasserstoff-Tankstellen im Schwerlastverkehr würde laut einer Analyse in die Milliarden gehen. Stellt man diese Kosten jedoch in Relation auf einen möglichen Klimaeffekt, seien diese jedoch „überschaubar“. So das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Beratungsfirma PwC Strategy&. Die Studie geht davon aus, dass rund 120 Schnelllade-Parks an wichtigen Fernstrecken mit schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro notwendig wären, um den Fernverkehr mit Alternativen Antrieben zum Laufen zu bringen.
Sollten sich mit Brennstoffzellen betriebene Lastwagen durchsetzen, müsste man aus derzeitiger Sicht mit etwa 2,2 Milliarden Euro zur Einrichtung der nötigen Infrastruktur kalkulieren – darunter 70 separate Wasserstoff-Tankstellen. Ein solcher könnte beispielsweise der Mercedes-Benz GenH2 Truck sein. Als Konzeptfahrzeug vorgestellt wird der GenH2 Truck ab 2023 in Kundenerprobung unter Beweis stellen, dass die Brennstoffzelle ideal für den Fernlast- und Nutzfahrzeugverkehr ist. Bis zu 1.000 km Reichweite sollen mit einer Tankfüllung möglich sein. Nach der erfolgreich absolvierten Kundenerprobung soll der GenH2 Truck dann ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts in Serie starten. Aber auch Hyundai, HYZON Motors und sogar Freudenberg Sealing Technologies setzen auf die Brennstoffzelle für die “Titanen der Autobahnen”.
Aktuell kommt immer wieder die Diskussion auf, ob nun Elektro-LKW oder Brennstoffzellen-LKW. Hier werden insbesondere der Brennstoffzelle Chancen eingeräumt, da eine größere Reichweite vorhanden sei. Allerdings sind diese Antriebe vergleichsweise teuer – und zunächst muss dafür elementarer Wasserstoff in großen Mengen sowie möglichst mit erneuerbarem Strom hergestellt werden. Im Rahmen der Studie wurden auch LKW, welche auf synthetisch produzierte Kraftstoffe als Energieträger setzen, in Betracht gezogen. Ziehen aber Kostenmäßig den Kürzeren. Denn diese lägen in zehn Jahren bei geschätzt 95 Cent je Kilometer. Für E-Laster werden dagegen 68 und für Wasserstoff-Lkw 65 Cent angenommen. Der normale Diesel-Verbrenner wäre mit 57 Cent deutlich billiger.
Quelle: Automobilwoche – Lkw mit alternativen Antrieben: Infrastruktur würde Milliardensumme kosten