In der aktuellen Podcast-Folge tausche ich mich mit Marius Vogt über Circunomics, ein Unternehmen, das sich auf die Kreislaufwirtschaft von Batterien spezialisiert hat, aus. Marius, Head of Sales bei Circunomics, erklärt, dass das Unternehmen 2018/2019 mit dem Ziel gegründet wurde, die Kreislaufwirtschaft von Lithiumbatterien zu bewerten und zu verbessern.
Er betont, dass Batterien einen erheblichen Anteil an den Kosten und dem CO₂-Fußabdruck von E-Autos haben und dass es wichtig ist, Batterien nicht einfach nach ihrem ersten Lebenszyklus zu entsorgen, sondern sie weiterhin zu nutzen. Circunomics analysiert Batterien in ihrem ersten Lebenszyklus und nutzt KI, um zu bestimmen, wann eine Batterie ersetzt werden muss.
Das Unternehmen hat einen B2B-Marktplatz entwickelt, auf dem Batterien für ein zweites oder drittes Leben oder für das Recycling angeboten werden. Marius erklärt, dass die Plattform intelligenter als eBay ist, da sie Analytics nutzt, um die Eignung von Batterien für spezifische Anforderungen zu bewerten. Circunomics berät sowohl Käufer als auch Verkäufer und entwickelt einen Marktindex für Second-Life-Batterien, um das Angebot entsprechend bewerten zu können.
Das Unternehmen plant, seine Plattform weiter auszubauen, um auch Recycling-Dienstleistungen anzubieten und so das Konzept der Kreislaufwirtschaft vollständig umzusetzen. Bisher sind eine Vielzahl von Automobilhersteller, Zulieferer als auch andere Industrieteilnehmer auf deren Plattform vertreten. Im Detail gibt es natürlich alle Einblicke direkt in der Podcast-Folge mit ihm. Also hineinhören. Lohnt sich.
Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Höre:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
Transkript zu Einblicke in die Kreislaufwirtschaft von E-Autobatterien mit Marius Vogt von Circunomics
Sebastian
Servus Marius. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein wenig über Circunomics unterhalten. Ihr seid im Bereich der Batterien unterwegs. Vielleicht nicht so ganz, wie man es von unseren anderen Gästen kennt. Bevor wir da allerdings ein Stück weit tiefer eintauchen, stell dich gerne mal selbst vor und auch das Unternehmen, das du heute hier repräsentierst.
Marius Vogt
Hallo, Sebastian. Ich danke dir. Ich bin der Marius. Ich bin Head of Sales bei Circunomics. Circunomics ist ein Unternehmen, das sich in der Kreislaufwirtschaft wiederfindet. Wir haben damals in 2018, 2019 auf Basis eines OEM mit der Aufgabe gestartet, die Kreislaufwirtschaft der Batterie, der Lithiumbatterie in 2018, ’19 zu bewerten. Und damals war es noch so, dass es da gewiss bisher nicht wirklich viel über Kreislaufwirtschaft gab. Also sprich, es gab damals natürlich auch schon das Konzept der Lithiumbatterie, es gab damals das Konzept, man muss das irgendwie von einem Pulver in eine Batterieform bringen und dann ein Modul und dann ein Pack rein, aber es ging eben darum, die Circular Economy darzustellen für den OEM.
Und das war damals dann eben so was, wo wir gesagt haben, aus der Studie kam dann eben raus, dass da bisher nicht wirklich viel Konzeption gibt für das Thema Nachhaltigkeit und Circular Economy. Und das war auch dann der Startschuss von Circunomics, wo wir dann eben angefangen haben zu sagen, – und das wissen ja die meisten – die Batterie macht 50 % der Fahrzeugkosten aus und trägt aber bis zu 70 % des Carbon-Footprints dieses Gesamtfahrzeugs bei. Und diese Batterie dann einfach nach ihrem ersten Fahrzeuge zu entsorgen, war für uns nicht sustainable. Das war für uns einfach ein Thema, wo wir gesagt haben: „Okay, da muss es was anderes geben, da muss, es was Besseres geben. Mit den Batterien können wir doch noch was machen.“
Da gibt es einfach viele Hochrechnungen, die sagen: „Okay, die 400 Millionen Tonnen Batterien kommen zurück bis 2030.“ Wahnsinnige Menge, wenn man sich das mal so vorstellt. 400 Millionen Tonnen und das schmeißt man dann weg. Natürlich, man recycelt das und Recycling ist auch total wichtig mit hohen Rezyklatquoten, aber da ist noch Energie drin. Und das war eben das, dieser Grundstart von Circunomics zu sagen: „Okay, aber diese Energie, die müssen wir nutzen. Und wenn wir die noch nutzen, solange und so viel wie möglich, dann wird es wirklich nachhaltig.“
Sebastian
Da würde ich dann kurz mal hineingrätschen. Also du hattest jetzt gesagt Kreislaufwirtschaft als Stichwort, was es da gibt. Ich würde davon ausgehen, dass einige unserer Zuhörer:innen das tatsächlich auch kennen und was mit dem Begriff anfangen können. Vielleicht magst du für diejenigen, die das zum ersten Mal hören, das noch kurz umreißen, worum es denn da geht.
Marius Vogt
Der Name sagt auch so ein kleines bisschen schon. Man kann es deuten. Es ist auch aus Circular Economy. Da geht es eben darum zu sagen, von der Produktion eines Gutes bis hin in der gesamten Wertschöpfungskette bis zum Ende seines Lebens, da einen Nachhaltigkeitsgedanken mit hineinzubringen. Bedeutet jetzt hier im Falle der Batterie, dass dann die Batterie entwickelt wird und in ihrem Erstleben so lange wie möglich läuft.
Das gehört auch schon zur Circular Economy dazu oder zur Kreislaufwirtschaft auch, das bestehende Produkt in seiner Erstfunktion bis an seine Leistungsgrenzen zu bringen und dann aber zu sagen: „Okay, was mache ich jetzt damit?“, dass man sie dann nicht gleich wieder ins Recycling gibt, quasi das End of Life, sondern dann sagen: „Okay, und diese Batterie hat jetzt eine Restwertkapazität von 80, 90 % und die nutzen wir noch.“ Und das verstehen wir unter einer Kreislaufwirtschaft wirklich zu sagen: Was kann ich mit einem Produkt tun? Wie oft kann ich das Upcycling – so ein moderner Name –, was kann ich noch mit einem Produkt tun, um es weiterleben zu lassen und weiter einen Nutzen darin zu generieren?
Sebastian
Da sind wir jetzt quasi praktisch direkt bei dem Second-Life-Ansatz. Wie kann ich ein zweites Leben für die Batterie noch mal ins Leben rufen?
Marius Vogt
Genau. Das ist das, was uns motiviert. Das ist unser Thema und wenn du möchtest, können wir auch über Circunomics dann, was wir überhaupt tun, weil da würde ich jetzt gerne drauf einsteigen. Wir haben uns dann auf Basis dessen auch einfach die Frage gestellt: „Okay, wie machen wir das? Wie können wir dazu beitragen, aus einer Batterie wirklich eine Kreislaufwirtschaft zu erzeugen?“ Und das war was, wo wir dann infolgedessen uns die Frage gestellt haben: „Okay, erst mal müssen wir ja verstehen, wie geht es der Batterie?“ Das ist was, wo wir das erste Mal gesagt haben: „Okay, um verstehen zu können, was man mit Batterie noch machen kann, müssen wir erst mal wissen: Wie geht es der Batterie?“
Das ist auch der erste Bestandteil von Circunomics, das ist unsere sogenannte Analytics, die Circunomics Analytics. In der Circunomics Analytics betrachten, bewerten wir Batterien in ihrem ersten Leben. Das muss nicht unbedingt ein Fahrzeug sein, aber das ist ein ganz gutes Beispiel, dass man sagt, die Batterie in einem Fahrzeug wird unter gewissen Konditionen geladen, entladen, gefahren, da sind Temperatureinflüsse et cetera. Das alles spielt auf die Alterung, die sogenannte Degradation der Batterie dann ein.
Das heißt, je öfter ich die Batterie lade, entlade, das spricht man von einem Zyklus. Ein Zyklus ist einmal vollladen, einmal voll entladen. Und dann gibt es natürlich unterschiedliche Faktoren, die da mit hineinspielen, wie Temperatur, Geschwindigkeit der Ladung, der Entladung, die sogenannten C-Raten, und all das spielt damit ein. Und wir bewerten das, also wir analysieren das und sagen dem Nutzer, in dem Fall ist es aber dem Kunden, dem OEM: „So und so benutzt du gerade deine Batterie“, und diese Daten, die stellen wir erst mal visuell dar, dass er das sieht. „Okay, meine Batterie wird so und so genutzt in diesem SOC Range und das hat einen Einfluss auf die Alterung der Batterie.“
Dann füttern wir diese Daten in unsere KI und die berechnet dann: Wann wird der Zeitpunkt kommen, an dem auf Basis der aktuellen Nutzung der Batterie, die nicht mehr taugt, also wo verliert sie dann einfach an Nutzungsvermögen? Wo wird sie den Punkt erreichen, wo man die Batterie ersetzen muss, sodass man weiterhin den normalen Nutzungsgebrauch hat, also das Last-Profil abbilden kann? Und das ist schon mal eine ganz wichtige Frage, die wir den OEMs beantworten oder den Nutzern dieser Batterie: Wann wirst du die Batterie ersetzen müssen? Somit können sie planen.
Sebastian
Wenn du jetzt ersetzen meinst, dann Ersatz im Second-Life-Bereich?
Marius Vogt
Genau. Das ist quasi, wenn man sich das vorstellt, dass der Fahrzeug-OEM dann weiß: „Okay, jetzt muss ich die Batterie in ihrem ersten Leben gegen eine neue Batterie in ihrem ersten Leben ersetzen“, und die Batterie, die dann ersetzt wird, die nehmen wir und die schauen wir uns genau an, die analysieren wir, bewerten die Restkapazität als auch den Restwert. Was ist die noch wert? Wie viel Geld ist die noch wert? Und bringen die dann ins Second Life.
Sebastian
Und Second Life in dem Fall, das ist das Klassische, wie man es jetzt bei uns kennt, Batteriespeicher, sei es jetzt daheim für PV-Anlagen oder auch in der Kombination mit HPC-Chargern, was es ja auch zu sehen gibt. Das wären so typische Second-Life-Ansätze.
Marius Vogt
Genau, also Großspeicher, Home Storage, Grid Balancing, das sind so die typischen Anwendungsbereiche. Solarpark, Windpark, überall, wo man Speichertechnologie einsetzt, eignet es sich prinzipiell auch mal für einen Second-Life-Speicher.
Sebastian
Bei euch ist es allerdings so: Ihr sagt jetzt, ihr macht diese Analyse, ihr gebt die Empfehlungen ab und sagt, jetzt wäre der Zeitpunkt erreicht sozusagen oder man kann sie dort einsetzen, aber ihr baut dann eben nicht diese Batteriespeicher zusammen, sondern ihr seid dann quasi auch diejenigen, die die Speicher vom OEM an den nächsten Kunden, Home-Storage-Aufbauer sozusagen weitergibt über euren Marktplatz. Das wäre der zweite Zweck von eurem Geschäft.
Marius Vogt
Ganz genau, ganz genau. Und um diese Kreislaufwirtschaft abzubilden, haben wir einen eigenen Marktplatz gebaut. Das ist ein reiner B2B-Marktplatz mit vordefinierten Kriterien der Nutzer. Also wir sagen, wir haben nämlich OEMs darauf, wir haben Tier 1, Tier 2 darauf, die miteinander arbeiten, und wir schaffen einfach dieses sichere Umfeld, indem wir sagen, da darf nicht jeder drauf, er muss gewisse Kriterien erfüllen, um da draufzukommen, aber dort tun wir quasi die Batterie von ihrem ersten Leben ins zweite Leben und dann aber auch, wenn möglich, noch in ein drittes Leben oder ins Recycling geben. Dieser gesamte Kreislauf, diese gesamte Circular Economy wird über unseren Marktplatz abgebildet.
Sebastian
Wie kann ich mir das jetzt vorstellen? Ist das dann so ein klassischer eBay-Marktplatz, auf dem dann Batterie in einer gewissen Größe eingestellt werden? Dann kann darauf geboten werden? Oder kannst du uns ein Stück weit in die Praxis abholen, wie das abläuft?
Marius Vogt
Ja, gerne. Es ist gewiss nicht wie ein eBay, da eBay doch ein recht stupider Prozess ist. Man stellt einfach was ein und kauft, man bietet und verkauft, sofort kauft vielleicht noch. Das ist gewiss nicht so. Unsere Plattform ist da deutlich intelligenter, weil sie eben die Analytics einbindet, weil sie eben sagt, du kannst auch als Käufer sagen: „Ich habe hier ein spezielles Last-Profil meines Second-Life-Speichers und das stelle ich zur Verfügung, das lade ich hoch“, und die KI rechnet dann auf Basis der vorher erhobenen Daten: Ist das ein gutes Match? Also passt die Rest-Performance der Second-Life-Batterie mit deinem neuen Use Case übereinander? Und somit ist es ein eBay 2.0, ein intelligentes eBay.
Sebastian
Dann mache ich es schon mal für die Erläuterung, dass sich das doch ein ganz gutes Stück vom eBay-Marktplatz abhebt, so wie wir das eben kennen – das muss ja auch sein. Und ich finde es spannend, dass dann eben auch schon diese Last-Profile hochgeladen werden können, um auch schon mal einen Vorfilter zu setzen sozusagen, dass man einfach auch nur das angezeigt bekommt, was einen sozusagen interessiert. Und du sagst jetzt, ihr habt dann ja im Endeffekt zwei Kunden. Ihr habt ja zum einen die OEMs, die wahrscheinlich ihre Batterien anbieten. Dann habt ihr die Speicherbauer, nenne ich es jetzt einfach mal, Speicherwirtschaft, die ja dann bei euch einkaufen. Das sind so die zwei Parteien, die miteinander interagieren oder habt ihr da noch ein drittes und viertes Interessentenfeld mit drin?
Marius Vogt
Im Grund würde ich sagen, ist das so. Wir haben den OEM oder den Tier 1, Tier 2, der dann quasi die Batterien hat. Für uns sind das dann die Supplier, also die den Batterie-Supply auf den Marktplatz bringen. Und dann haben wir die Demand-Seite, die Käufersseite, die dann eben wirklich auch sagen, das sind Second-Life-Speicherbauer. Es können aber auch Energiekonzerne sein, die sagen: „Okay, ich brauche einen Speicher, ich möchte aber die Batterie selber sourcen aus einem finanziellen Aspekt“, oder einfach nur, weil sie sagen, sie möchten es technisch betreuen, begleiten, und sagen: „Okay, das ist eine Batterie, die ich brauche, die ich haben möchte.“
Es können Energy Trading Companies sein, die sagen, das haben die auch mittlerweile verstanden, dass wenn ich Energy Trading machen möchte, dass dann ein Second-Life-Speicher es genauso tut wie ein First-Life-Speicher und auch da wieder das Thema dann ist: „Okay, wenn ich meine Batterie selber source und dann einen Integrator finde, der mir den Speicher baut, habe ich mein Capex dann noch mal reduzieren können, weil dann zumindest schon mal kein Markup auf der Batterie drauf ist.“
Sebastian
Dann haben wir das schon mal verstanden. Für mich jetzt dann noch wichtig zu wissen: Gibt es denn die Menge an Batterien? Weil ich denke, gerade aus dem Recycling-Bereich weiß ich, da hat man ganz andere Stückzahlen angenommen, die heutzutage schon recycelt werden. Das ist de facto nicht der Fall. Wie ist es denn bei euch im Second-Life-Bereich? Wird das euren Erwartungen gerecht sozusagen oder was der Markt benötigt? Oder gibt es da eben eine stärkere Nachfrage als Angebot?
Marius Vogt
Ja, es ist in der Tat so, trotz, dass wir ein recht hohes Volumen schon auf dem Marktplatz haben – wir sind aktuell weit über 200 Megawatt an Energie, die du über den Marktplatz beziehen kannst –, es ist es so, dass wir auf der Demand-Seite, weil wir haben auch die Funktion, dass ein Kunde, ein potenzieller Käufer einen sogenannten Request for Batteries stellen kann, also ein Demand stellen kann, und wir sehen auf der Demand-Seite jetzt aktuell 480 Megawatt in Demand, denen über 200 Megawatt in Supply entgegenstehen. Also es ist tatsächlich so, dass, wenn auch schon in großen guten Mengen, wir hier mehr Batterien brauchen.
Sebastian
Definitiv. Also weit mehr als das Doppelte, was nachgefragt wird. Das wird wahrscheinlich den Preis entsprechend treiben oder bleibt der dann dennoch auf einem ausgewogenen Niveau?
Marius Vogt
Wir müssen sagen, das ist wieder das Schöne an so einem Marktplatz, weil immer, wenn sich natürlich Angebot und Nachfrage trifft, trifft sich der Markt mit dem Preis. Und wir bei Circunomics haben da relativ gute Erfahrungen sammeln können. Wir entwickeln unseren eigenen Marktindex, wenn man so möchte, für Second Life und beraten aber auch die Kunden dann sowohl auf der Käufer- und der Verkäuferseite und sagen, das ist ein marktkonformer, ein fairer Preis. Und glücklicherweise ist es aktuell noch immer so, dass die Preise, die bei uns auf dem Marktplatz gehandelt werden, sehr fair im Vergleich zum Markt sind.
Sebastian
Und Marktindex ist im Endeffekt eine Beobachtung, abgeschlossener Verkäufe und dann könnt ihr eben ableiten: „Okay, die Menge an Batterien wird für den Preis verkauft“, und dass man so eine Art Kurve dann zeichnen kann, dass ihr eben auch seht: „Bewegen wir uns in einem ordentlichen Preis? Ist der noch angebracht für die Marktumgebung? Oder gibt es jetzt Ausschläge nach oben oder unten?“?
Marius Vogt
Ganz genau. Ganz genau so. So kann man sich das vorstellen.
Sebastian
Beratet ihr jetzt dann auch, ich sage mal, den OEM gleichermaßen wie den Käufer dann auch, dass ihr Empfehlungen abgebt oder nur auf Nachfrage, wenn die eine oder andere Seite zu euch kommt?
Marius Vogt
Natürlich ist es etwas, was wir uns jetzt nicht aufdrängen, aber wir sehen da einfach auch den Mehrwert in uns, dass man sagt: „Okay, durch Circunomics habe ich nicht nur Zugang sowohl zu einer Demand- oder zu einer Supply-Seite, sondern auch eine gewisse Transparenz. Was darf das dann denn auch kosten?“
Wir bekommen von der Supply-Seite da auch die Frage: „Ich habe hier jetzt meine Batterie, sie ist sechs Jahre alt, hat den SOH 85, NMC. Was ist die denn wert?“ Und natürlich analysieren wir das dann und vergleichen das dann mit unseren Marktdaten und können dann einfach auch einen Preis-Range geben, wo wir sagen: „Okay, innerhalb dieses Preises kannst du das verkaufen“, aber auch natürlich von der Käufersseite, wo wir sagen: „Wenn du hier die und die Batterie kaufst, das ist wirklich ein fairer Preis“, oder „Das ist etwas, da sollte man vielleicht noch mal auch nachverhandeln“, et cetera. Wir beraten da beide Seiten und das sehen wir auch als unseren Mehrwert.
Sebastian
Mehrwert muss ja auch bezahlt werden oder sollte bezahlt werden, weil ihr müsst ja auch unternehmerisch tätig sein. Ist es bei euch so, dass ihr eine Provision für das Einstellen nehmt oder von dem Verkauf? Ist es so ein klassischer Vertriebsansatz, wie wenn ich jetzt meinen Außendienstler außen unterwegs habe und er profitiert davon, wenn er sein Produkt verkauft, oder wie kann man sich das bei euch vorstellen?
Marius Vogt
Leider leben wir nicht nur von Luft und Liebe. Schön wär es. Aber es ist so, dass wir da einfach sagen, die Nutzung der Plattform möchten wir einfach unseren Kunden kostenfrei zur Verfügung stellen, weil wir auch da das Interesse haben, dass der Marktplatz weiter wächst. Dann wäre es so, dass wir sagen, wenn wir dann einen passenden Match gefunden haben, dass wir dann eine Success Fee nehmen.
Sebastian
Vorhin hast du ja schon ausgeführt, das sind verschiedene OEMs, Tier 1, Tier 2, unterwegs auf der gleichen Plattform. Ich komme selbst aus der Automobilindustrie, weiß, wie schwierig das mit dem Thema Geheimhaltung ist, dass du da immer aufpasst, dass alles schön verschlossen ist und so. Das ist dann auch euer Part eurer Mehrleistung oder eures Mehrwerts, den ihr aufbringt, dann eben da eine, ich sage mal, transparente, faire Umgebung für alle Teilnehmer zu schaffen?
Marius Vogt
Genau. Es ist insofern so, dass wir die Käufer- und Verkäuferseite schützen. Wir haben eine ganz strikte Rollentrennung. Bist du ein Käufer, bist du ein Verkäufer? Welche Art der Listings kannst du sehen? Wir schützen die OEMs auch voneinander, dass jetzt OEM A nicht einfach auf die Listings von OEM B schauen kann. Der sieht die quasi nicht. Der Verkäufer sieht immer nur seine eigene Welt und das bleibt auch so. Die Käuferseite sieht natürlich die Angebote, aber auch da ist es dann so, wenn ein Käufer dann einen Request einstellt: „Ich habe hier ein spezielles Projekt und brauche da eine spezielle Batterie dafür“, dann sehen das die andere Käufer auch nicht. Das sehen wir auch als Part von unserem Job, dass wir da ein sicheres Umfeld schaffen.
Sebastian
Der Käufer an sich aber kann dann schon sehen, ob das jetzt von OEM A, B oder C angeboten wird?
Marius Vogt
Im ersten Step ist das anonymisiert. Er sieht die sämtlichen technischen Daten der Batterie, er sieht die sämtlichen technischen Daten der Batterie, er sieht die Leistungsparametrisierung der Batterie, er sieht die Preisvorstellung, aber im ersten Step ist das alles anonymisiert, dass er sich wirklich erst mal sagen kann: „Technisch interessiert mich das Produkt, technisch möchte ich das“, und dann gehen wir in die nächste Phase, dann in die Vorstellung: Wer ist da? Wer steht da dahinter?
Sebastian
Dann ist es ja aber auch so schlussendlich, die Batterie liegt ja nicht bei euch auf Lager. Die wird ja dann wahrscheinlich vom OEM A zu Kunde B überführt direkt oder seid ihr da auch als Zwischenlager dann dafür tätig? Kümmert ihr euch um die Logistik dahinter? Wie läuft das dann ab, dieser organisatorische Part dahinter?
Marius Vogt
Genau, das ist eine berechtigte Frage. Da ist es dann so, dass wir glücklicherweise ein sehr großes Partnernetzwerk haben sowohl aus Spedition, Testung als auch Lager, Warehouses und wir da uns dann sehr gut einstellen können auf die Bedürfnisse sowohl des Verkäufers, aber auch des Käufers. Im Groben und Ganzen könnten wir die gesamte Prozesskette mit abbilden, würden aber damit auf unser Partnernetzwerk zurückgreifen.
Sebastian
Aber das wäre dann wieder eine Leistung, die on top kommen würde zu eurer Fee dann sozusagen, weil es wird ja auch wieder Mehrwert an anderer Stelle geschaffen?
Marius Vogt
Ja, genau. Genau, das wäre dann, was wir in Zukunft, so eine kleine Sneak-Preview, wird das integrierbar sein in der Plattform, dass man dann sagen kann: „Okay, ich klicke mir noch extra dazu die Logistik, ich klicke mir extra dazu vielleicht ein Testing oder ein Warehousing“, aber aktuell ist das so, dass das einfach eine Zusatzleistung ist, die dann separat mit angeboten wird.
Sebastian
Das hört sich jetzt so relativ simpel an wie, ich nehme bei Amazon noch das Geschenkpapier mit dazu, was eingepackt ist, aber wir müssen da glaube ich noch mal in Erinnerung rufen: Es geht um die Batterien, die tatsächlich so den gesamten Unterboden von einem Fahrzeug teilweise füllen. Da ist schon Größe dahinter.
Marius Vogt
Ja, genau. Das ist nicht so einfach. Es hört sich vielleicht jetzt einfach an. Es gehört schon ein wenig Gehirnschmalz dazu.
Sebastian
Euer Fokus ist aber ganz klar auf der Analyse, auf dem Marktplatz und weniger auf den Prozessen dahinter. Die bildet ihr ab, wenn es benötigt wird sozusagen. Wo geht für euch dann die Reise hin? Wie könnt ihr euren Marktplatz noch performanter, noch effizienter für eure Kunden machen? Was ist da so angedacht? Kannst du da einen Ausblick geben?
Marius Vogt
Ja, gerne. Es ist so, dass natürlich der Marktplatz immer mehr Wachstum erfährt. Und je mehr Wachstum, je mehr Kunden dazukommen, umso mehr Synergien treffen sich im Sinne von, man hat einfach mehr Zugang zu Batterien. Circunomics wird weiterhin wachsen im Sinne von Beratung, im Sinne von Marktindex, im Sinne von Analyse. Auch im Sinne von Analyse nicht nur der ersten Batterie in ihrem Erstleben, auch der Batterie in ihrem Zweitleben. Also auch das ist etwas, was jetzt heute schon funktionieren kann, dass wir sagen, wir machen unsere Analytics, auch im Second Life führen wir die weiter.
Dann ist es jetzt so, dass wir relativ neu mit aufgenommen haben, das ganze Thema Recycling auf der Plattform, wo wir sagen, jeder, der jetzt auf der Plattform ist, jetzt mal unabhängig davon, ob er jetzt die Batterie schon für das Second Life gekauft hat oder auch First-Life-Batterien hat, die wirklich End of Life sind, also nicht mehr nutzbar sind, können auch heute schon auf der Circunomics-Plattform ihre Kontingente ins Recycling geben. Und wir arbeiten da aktuell auch mit allen großen Recyclern schon auf der Plattform, die natürlich sehr, sehr gerne jetzt schon das Material haben.
Sebastian
Das Thema hatten wir vorhin schon, aber das wäre genau meine Frage gewesen, ob ihr eben in diese nächste Stufe auch noch mit reingeht, also quasi vom OEM zum Speicherbau und vom Speicherbauer dann zum Recycler dann übergeht.
Marius Vogt
Genau, weil das ist das Circular-Economy-Konzept, das wir uns auch ganz groß auf die Fahne schreiben, und das gehört dann logischerweise damit dazu.
Sebastian
Sehr spannend, Marius. Vielen Dank dann für die Einblicke, dass wir Circunomics ein Stück weit näher kennenlernen durften, dass du uns ein paar Einblicke gegeben hast, und freue mich, wenn wir uns demnächst einmal wieder austauschen, wenn wir dann sehen, wie sich euer Produkt entwickelt, aber auch der Markt dahinter.
Marius Vogt
Super. Ich danke dir, Sebastian, dass ich hier sein durfte. Besten Dank.