Corona verschont niemanden, selbst dann, wenn man sich nicht mit dem Virus infiziert hat. Auch das Elektroauto-Start-up e.Go Mobile ist in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und musste Anfang April beim Amtsgericht Aachen einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt – eine Sonderform der Insolvenz in Eigenverwaltung. Trotz der misslichen Lage zeigte sich Prof. Dr. Günther Schuh weiterhin positiv gestimmt, für die Zukunft seines E-Auto-Start-Ups. Nicht zu Unrecht, wie e.GO Mobile nun Ende August 2020 verkünden kann.
Denn das internationale Private-Equity-Unternehmen nd Industrial Investments B.V., Teil der nd Group B.V., beteiligt sich neben dem Managementteam um Gründer Prof. Günther Schuh an dem deutschen Elektroautohersteller e.GO Mobile AG als Mehrheitsaktionär der Next.e.GO Mobile SE. Begründet hierdurch wird ab morgen, den 1. September 2020, die Next.e.GO Mobile SE das gesamte Geschäft der e.GO Mobile AG einschließlich aller Tochtergesellschaften und die Mitarbeitenden durch einen Betriebsübergang nach § 613a BGB übernehmen.
Noch im Juli konnten wir berichten, dass das Unternehmen, um die Insolvenzmasse zu schonen für den Monat Juli die Produktion sowie alle Entwicklungstätigkeiten aussetzte. Daher waren ab diesem Zeitpunkt für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeitsregelungen vorgesehen. Der Kaufvertrag mit der Next.e.GO Mobile SE wurde am 31.08.2020 notariell beurkundet. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Somit besteht wieder eine äußerst realistische Chance, dass wir den e.GO Life in größeren Stückzahlen auf der Straße sehen werden.
„e.GO Mobile war kein klassischer Sanierungsfall, sondern ein gut aufgestelltes Start-Up, das es geschafft hat, ein neues Auto auf die Straße zu bringen und dem vor allem durch die beispiellose Situation während der COVID-19-Pandemie das Wachstumskapital ausging.“ – Dr. Paul Fink aus der auf Restrukturierung und Insolvenzrecht spezialisierten Kanzlei FRH
Die Gesellschaft beginnt mit neuer, erweiterter Struktur als europäische SE und mit neuem CEO: Ulrich Hermann, ehemaliges Vorstandsmitglied der börsennotierten Heidelberger Druckmaschinen AG und ausgewiesener Digitalisierungsexperte. Prof. Günther Schuh übernimmt den Vorsitz des Verwaltungsrates. Sobald die Zulassung als Fahrzeughersteller für die neue Gesellschaft erteilt ist und die Lieferantenverträge umgestellt sind, soll die Produktion im Werk Aachen Rothe Erde wieder anlaufen. Service und Vertrieb des Elektrokleinwagens e.GO Life sind bereits wieder aktiv.
Nachvollziehbarerweise zeigt sich Gründer Prof. Günther Schuh erleichtert: „Wir wollten die Krise nicht nur überleben, sondern gestärkt daraus hervorgehen, um e.GO als deutsche Marke auf dem Markt zu etablieren. Dazu mussten wir einen professionellen und strategischen Partner finden, mit dem wir unser großes Wachstumspotenzial realisieren können.“ Diesen habe man seiner Aussage nach im neuen Partner gefunden. Auch Dr. Thomas Poplat, Manager M&A bei nd Industrial Investment B.V., gibt zu verstehen: „Wir sind begeistert, e.GO zukünftig zu unterstützen. Das Unternehmen passt sehr gut zu unserem Fokus auf Nachhaltigkeit, Elektrifizierung und Digitalisierung.“
Quelle: e.GO Mobile – Pressemitteilung vom 31. August 2020