Im Gespräch mit Firmenauto.de haben Unternehmenschef Prof. Günther Schuh und Vertriebsleiter Dr. Martin Sommer die Vertriebsstrategie, die hinter dem Start-up e.GO Mobile steckt erläutert. Schuh sieht die Produktion des e.Go Life gar nicht als Herausforderung, sondern den richtigen Verkaufspreis zu finden.
“Die eigentliche Kunst ist doch, Elektromobilität so anzubieten, dass sie nicht teurer ist als der normale Verbrennungsmotor”, einen Ansatz den e.Go Mobile mit dem eigenen E-Auto umsetzen möchte. So hält Schuh weiterhin an der Aussage des Unternehmens „Elektromobilität ohne jegliche Abstriche oder Aufpreise“ fest. Seit Mai ist man nun aber in die Serienfertigung gestartet.
Sommer äußerte sich im Interview zur Nachfrage nach dem e.GO Life, dass gut ein Drittel der Anfragen von Unternehmen stammt. Insbesondere für Sozialdienste seien die Fahrzeuge interessant. “Die Caritas etwa hat über 300 Fahrzeuge bei uns vorbestellt. Das gesamte Fuhrparkpotenzial der Caritas mit Fahrprofilen, die für den e.Go Life geeignet sind, liegt sogar beim Zehnfachen”, so Sommer gegenüber Firmenauto.de
Kooperationen, stetige Kostenkontrolle und Standardteile halten Preis unten
Interessant auch deshalb, da man einen attraktiven Preis anbieten kann. Einen Preis, welcher beeinflusst wird durch konzeptionellen Konstruktionsvorteil durch die Bauweise. Dieser Vorteil lässt sich laut Schuh auf etwa 8.000 Euro pro Auto beziffern. “Unser Einkaufsnachteil als kleiner Hersteller liegt normalerweise bei knapp 5.000 Euro. Genau das aber ist die Stellschraube. Eliminieren können wir diesen Nachteil nicht ganz. Aber wenigstens mindern durch intelligente Kooperationen”, so Schuh weiter. Als eine solche intelligente Kooperation ist sicherlich die Zusammenarbeit mit VW zu sehen.
Deren MEB-Plattform wird man künftig bei e.GO Mobile nutzen. Für Prof. Dr. Günther Schuh, CEO der e.GO Mobile AG, steht fest, dass man “durch die MEB-Plattform noch schneller, robuster und kostengünstiger” wird. Des Weiteren sieht Schuh es so, dass die Agilität von e.GO in der Produktentwicklung und die Stärke beim Bau von Kleinserienfahrzeugen auf Basis von Aluminium-Profil-Spaceframes in das gemeinsame Fahrzeugprojekt mit VW eingebracht werden kann.
Schuh gibt ebenfalls zu verstehen, dass man “Komponenten, die am Markt funktionieren und in hohen Stückzahlen produziert werden, braucht man ja nicht selbst entwickeln. Besser ist, sie günstig einzukaufen.” Man gehe aber nicht nur in der Komponenten-Beschaffung andere Wege als die meisten Hersteller von Elektroautos.
So setzt der e.GO Life auf einen Heckantrieb, eine De-Dion-Hinterachskonstruktion und eine negative Wankachse, die – wie übrigens im 911er-Porsche auch – bei schneller Kurvenfahrt das innere Vorderrad und nicht das Hinterrad anheben lässt. So biete das Elektroauto ein “ein Fahrvergnügen wie ein Gokart, zudem beim Starten eine klasse Beschleunigung”, so Schuh weiter. Und dennoch leiste man sich trotz aller Kostenkompromisse ein tolles Design und wertige Details. Zum Beispiel selbst entworfene 17-Zoll-Felgen und Breitreifen, die diesen Namen auch verdienen, wie er zu verstehen gibt.
Batterie ist im E-Auto eingepreist und sicher untergebracht
Der Lithium-Ionen-Akku gilt immer noch als Kostentreiber Nummer eins, wenn es um die Beeinflussung des Verkaufspreises geht. Auch beim e.GO Life spielt dies natürlich eine Rolle. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass die Reichweite der Basisversion bei nur 100 Kilometern liegt, es ist kein Schnelllader verbaut, die Ausstattung bietet nur das nötigste, aber reicht vollkommen, um von A nach B zu kommen.
Daher fällt der Anteil der Batteriekosten eh schon ein wenig geringer aus. Interessant ist aber auch Schuhs Aussage zur Langlebigkeit. Denn sein Unternehmen bietet den Kunden an “die Batterie nach acht Jahren zurückzunehmen und eine neue einzubauen. Wir können das zu attraktiven Preisen anbieten, weil wir die alte Batterie an Unternehmen weiterverkaufen, die mit stationären Energiespeichern arbeiten. Der Bedarf ist da”, so Schuh weiter.
Untergebracht ist die Batterie im Unterboden des Fahrzeuges. Um genauer zu sein in einer Druckgusswanne, die wie in einer Panzerung verbaut und so in den Rahmen integriert ist, dass die Steifigkeit der Fahrgastzelle noch mal erhöht wurde. Hinzu kommen vorne und hinten Knautschzonen, die in dieser Form eigentlich gar nicht nötig wären. “Vorne sprechen wir von 42 Zentimetern. Das ist in etwa das Niveau der S-Klasse”, so Schuh.
Partnerschaften bei Wartung, Vertrieb und Finanzierung spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle
Nicht nur in Bezug auf die Komponenten und einzelnen Bestandteile setzt Schuh mit seinem Unternehmen auf bestehende Angebote am Markt. Auch hinsichtlich Wartung, Vertrieb und Finanzierung setzt man auf erfahrene Partner, statt alles selbst aufzubauen.
Laut Sommer ist der Bosch Car Service mit rund 1.000 Stützpunkten in Deutschland Partner von e.GO Mobile. Dort können die Fahrzeuge nicht nur gewartet, sondern in etwa 60 größeren Autohäusern mit angeschlossenem Bosch-Car-Service-Betrieb auch bestellt werden. “Allerdings im Vermittlungsgeschäft, e.Go bleibt Verkäufer des Autos. Zudem arbeiten wir mit Auto1 auch an einer digitalen Handelsplattform. Über die Plattform können Neufahrzeuge dann auch europaweit gekauft werden”, so Sommer weiter.
Im Bereich der Finanzierung arbeitet man mit der MCE-Bank zusammen, dem Finanzierungspartner von Mitsubishi. Man habe hier klassische Finanzierungsofferten, gehe aber auch hier in die Offensive, in Richtung Leasing. Hierzu wird man sich Ende des Jahres noch einmal konkreter äußern.
Quelle: firmenauto.de – Interview e.Go Mobile “Wir haben eine harte Schule durchlaufen”