In Basel wird aktuell ein zukunftsweisendes Projekt durchgeführt, das zeigt, wie Elektrofahrzeuge weit mehr sein können als bloße Verbraucher von Strom. Sie haben das Potenzial, das Stromnetz zu stabilisieren und gleichzeitig Kosten zu senken. Diese Initiative, unterstützt vom Bundesamt für Energie (BFE), untersucht das intelligente und bidirektionale Laden am Beispiel der Flotte des Paketdienstleisters DPD.
Die Idee dahinter ist, die Batterien der Elektroautos und E-Lkw als Zwischenspeicher zu nutzen. In Zeiten, in denen das Stromangebot hoch, die Nachfrage gering und Strom deshalb günstig ist, werden die Autos geladen. Umgekehrt können sie Strom ins Netz zurückgeben, wenn die Nachfrage die Produktion übersteigt und die Preise entsprechend hoch sind. Das Projekt stellt eine Antwort auf die Herausforderung dar, die die steigende Anzahl von Elektroautos für die bestehenden Stromnetze bedeutet. Insbesondere das gleichzeitige Laden vieler E-Fahrzeuge kann die Infrastruktur belasten.
Durch die Nutzung von E-Lkw bei DPD als mobile Speicher lässt sich der Bedarf an teuren Ausbauarbeiten reduzieren. Besonders E-Lastwagen, die über Batterien mit einem Energieinhalt von bis zu 1000 kWh und einer bidirektionalen Ladeleistung von über 100 kW verfügen, sind prädestiniert für diese Aufgabe. Selbst ausgediente Lkw-Batterien, die für den Straßenverkehr nicht mehr geeignet sind, können weiterhin zur Netzstabilisierung beitragen, in dem diese Batterien als Second-Life-Energiespeicher zum Einsatz kommen.
“Unser Ziel ist, unsere Flotte mit über 800 Fahrzeugen so einzusetzen, dass wir die Stromkosten optimieren, einen teuren Netzausbau vermeiden und einen Beitrag zur Erreichung der Energieziele der Schweiz leisten können”, so Ville Heimgartner, Senior Innovation Project & Sustainability Manager DPD Schweiz. Dabei soll ein teurer Ausbau des Stromnetzes vermieden werden. Die Forschung konzentriert sich nicht nur auf das bidirektionale Laden, sondern auch auf das bedarfsgerechte Laden über den Tag verteilt und die Investition in leistungsfähigere Batterien, die über das für die täglichen Pakettouren notwendige Maß hinausgehen. Um die Wirtschaftlichkeit der Lösungen sicherzustellen, wird ein Simulationsmodell entwickelt, das die Gesamt- und Lebenszykluskosten (TCO/LCC) berechnet.
Das Forschungsprojekt “TEC-OFF”, kurz für “techno-ökonomische Netzanschlussoptimierung für elektrische Güterflotten”, wird von einem Konsortium aus Wissenschaft und Industrie getragen. Neben der ZHAW School of Engineering und dem Technologieunternehmen Sun2wheel ist auch die Wissens- und Technologietransfer-Spezialistin Novatlantis beteiligt. Gemeinsam entwickeln sie Lösungen, die die Netzbelastung minimieren und die volle Verfügbarkeit der Flotte sicherstellen sollen.
“Wir wollen in diesem Projekt verstehen, wie man mit schlauem Lastmanagement und Speicherelementen teure Erweiterungen der Anschlusskapazität vermeiden und gleichzeitig die Elektrifizierung der DPD Flotte gewährleisten kann”, so Sandro Schopfer, CEO & Co-Founder von Sun2wheel.
Die Wahl des Standorts Wolf Basel für das Projekt war kein Zufall. Er bietet optimale Bedingungen für realitätsnahe Tests und Analysen. Verschiedene Partner, darunter IWB und SBB Immobilien, unterstützen das Projekt durch die Bereitstellung des Standorts.
Quelle: DPD – Pressemitteilung vom 04.04.2024