Digitalisierung: Starker Booster für Mobilitätswende

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Deutschland liegt, was die Wende hin zu klimafreundlicher, nachhaltiger Mobilität angeht, auf einem guten Weg und gibt kräftig Gas. Bei den Automobilherstellern ist die Mobilitätswende angekommen. Der Volkswagenkonzern, um nur ein Beispiel zu nennen, will zwei Drittel aller geplanten Investitionen in E-Autos und digitale Technologien stecken. Bis 2027 sind Gesamtinvestitionen von 180 Milliarden Euro geplant – davon fließen gut 122 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Digitalisierung.

Mobilität ist im Wandel. Die nächsten Jahre halten große Veränderungen und viele Chancen bereit. Das zeigt sich auch in konkreten Zahlen. Aktuell werden in Deutschland 120 EV-Baureihen von 48 Herstellern/Marken zum Verkauf angeboten, vom kleinen Cabrio bis zum großen Van, mit unterschiedlichen Reichweiten, Leistungen und Kaufpreisen. Die Ladeinfrastruktur, wichtig bei Langfahrten über etwa 500 Kilometer, wird ebenfalls immer besser. Im zweiten Quartal 2022 lag die Gesamtzahl der in Deutschland betriebenen E-Ladestationen laut Statista bei rund 30.600 Stromzapfsäulen. Ein einsamer Rekord, im Vorjahresquartal waren es erst 24.400.

Der Weg zum optimalen, individuellen Fahrplan

Im Pkw- und Lkw-Verkehr sehen die Anforderungen an Fahrzeug, Akkuleistung und Infrastruktur letztlich ähnlich aus. Die Distanzen und Fahrstrecken im Regionalverkehr sind in den meisten Fällen mit täglichem Aufladen in der Garage oder in den Depots abdeckbar. Im Langstreckenbereich jedoch liegt die Messlatte für Wirtschaftlichkeit und Effizienz höher auf. Schließlich will der Pkw-Fahrer möglichst stressfrei sein Ziel erreichen und der Lkw-Auslieferungsfahrer seine Ware pünktlich und wie bestellt beim Kunden abliefern. Dafür müssen eine Vielzahl Kriterien zur Deckung gebracht werden. Dazu zählen:

  • die zurückzulegende Fahrtstrecke
  • Batteriekapazität
  • Verbrauch (abhängig von der Last)
  • Gesetzlich vorgeschriebene Lenk-, Last- und Pausenzeiten (bei Lkw)
  • Verfügbarkeit von Ladestationen auf der Fahrtstrecke
  • Wartezeiten an den Ladestationen
  • Aktuelle Verkehrsdaten (Baustellen, Staus, zähfließender Verkehr etc.)
  • Wetterdaten und weitere Umgebungsinformationen

Intelligente Algorithmen, auf die Kraftfahrzeuglenker bequem und einfach über eine mobile App auf ihrem Smartphone zugreifen, können einen entscheidenden Beitrag leisten, unter Berücksichtigung aller Einflussgrößen den optimalen individuellen Fahrplan zu berechnen. Mathematisch und IT-technisch geht es um ein Optimierungsproblem, für den Kraftfahrer um eine möglichst reibungslose, angenehme und stressfreie Fahrt zum Zielort.

Digitalisierung macht dabei den entscheidenden Unterschied. Das Digitalisierungs- und IT-Unternehmen valantic Software & Technology Innovations entwickelt seit 2017 smarte Lösungsplattformen für Unternehmen aus dem E-Mobility-Umfeld, für Pkw-, Lkw-Hersteller und Ladestellenbetreiber. Dazu gehören sowohl Systeme, die die Verwaltung von Ladestationen unterstützen als auch Plattformen und Apps, die der Fahrer eines Fahrzeugs nutzt, um verfügbare Ladestationen zum Aufladen seiner Fahrzeugbatterien „just in time“ zu finden.

Projekt iLaPark: Elektromobilität im urbanen Raum voranbringen

In Zukunft wird auch Machine Learning und Künstliche Intelligenz eine wesentliche Rolle spielen. Im Forschungsprojekt iLaPark entwickelt valantic Software & Technology Innovations gemeinsam mit Edag, der Frankfurt University of Applied Science, Intillion und dem House of Energy ein KI-Basiertes System, das die Verteilung von Ladevorgängen in Parkhäusern optimiert. iLaPark soll die Nutzung von Elektromobilität im urbanen Raum voranbringen und wird mit circa 1,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Ziel ist es, mehr Ladestationen in die Parkhäuser zu bringen und diese optimal für die E-Autofahrer und die elektrischen Netze zu nutzen.

Auch im Schwerlastverkehr stehen entscheidende Innovationen kurz vor der Marktreife. Dazu ein Rechenbeispiel: Der Energieverbrauch eines schweren Lkw liegt derzeit bei circa 1,2 bis 1,6 kWh pro Kilometer. Bei aktuellen Batteriekapazitäten von 750 bis 1.000 kWh ergeben sich damit Reichweiten von 400 bis 600 Kilometern. In naher Zukunft will das Industriekonsortium Milence die Ladekapazität seiner Lkw-Mega-Charger auf 1.000 kW pro Stunde hochschrauben. Ein schwerer Lkw könnte damit in 30 bis 45 Minuten, also in der gesetzlich vorgeschriebenen Rastzeit, seine Batterien an der reservierten Ladestation vollständig aufladen.

Diese wenigen Projektbeispiele zeigen: Es tut sich viel im Hinblick auf E-Infrastruktur. Digitalisierung und intelligente Software spielen dabei eine erfolgsentscheidende Schlüsselrolle, nicht nur beim Suchen und Finden verfügbarer Ladestationen über benutzerfreundliche mobile Apps, sondern auch bei Planung, Rollout, Wartung und Service der gesamten Ladeinfrastruktur und der Abrechnung des „getankten Stroms“.

Dafür sind Ökosysteme nötig, wo unterschiedliche Partner ihre Daten teilen, Datenformate standardisieren und die entsprechenden Schnittstellen bereitstellen. Damit die klimafreundliche Mobilitätswende gelingt, denn davon profitieren wir alle, im Nah-, Fern-, Pkw- und Schwerlastverkehr.


Über den Autor: Markus Eisel ist als Verantwortlicher für Sales, Business Development und Delivery sowie als Mitbegründer und Geschäftsführer der valantic Software & Technology Innovations GmbH maßgeblich am Wachstum beteiligt und hat die Entwicklung des Unternehmens entscheidend geprägt. Die Digitalisierung ist aus seiner Sicht der Weg, um Unternehmen deutlich erfolgreicher zu machen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„Deutschland liegt, was die Wende hin zu klimafreundlicher, nachhaltiger Mobilität angeht, auf einem guten Weg und gibt kräftig Gas.“

Vielleicht sollte sich der Autor im Interesse der Wende zu klimafreundlicher Mobilität mal eine neue Metapher suchen, die auf das Wort „Gas“ aus gutem Grund verzichtet! :)

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