Mit dem Wettlauf um die Einhaltung der europäischen CO2-Vorschriften – wohl der wichtigste Treiber für die Zulassung von E-Autos und Plug-In-Hybriden – kann sich Europas E-Automarkt von China absetzen, wie wir in der letzten Podcast-Folge erörtert haben. Zudem erreichte Europa erstmalig einen neuen Höchststand bei den Zulassungen in einem Monat. Dabei waren vor allem die gestiegenen Plug-In-Hybrid-Zulassungszahlen von großer Bedeutung. Diese wurden insbesondere von Deutschland auf einen neuen Höchststand gepusht.
Im Juli selbst war es den Teilzeitstromer erstmalig möglich die E-Auto-Zulassungen hinter sich zu lassen. Betrachtet man den europäischen Elektroautomarkt (PHEV und E-Autos) in Gänze, zeigt sich, dass in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 insgesamt 499.532 Fahrzeuge mit Stecker zugelassen wurden. Aufgeteilt in 268.802 reine Elektroautos sowie 230.730 Plug-In-Hybride. Betrachten wir den Juli im Detail, zeigt sich, dass 53.084 E-Autos sowie 57.900 Teilzeitstromer zugelassen wurden. Mit dem mehr an PHEV-Zulassungen nähren sich zudem Stromer und Teilzeitstromer hinsichtlich der Gesamtzulassungszahlen weiter an.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien weiterhin treibende Kraft am Markt
Betrachtet man die einzelnen Länder zeigen sich unterschiedlichste Ausprägungen. So sind PHEV (68.659) und E-Autos (61.106) beispielsweise in Deutschland beinahe gleichauf. In Frankreich hingegen dominieren die Elektroautos (54.939) gegenüber den Teilzeitstromer (27.282) gar um den Faktor zwei. Großbritannien zeigt sich seinerseits mit einem leichten Vorteil für reine Stromer (39.119) gegenüber den Teilzeitstromer (26.955). Erwähneneswert ist hierbei die Tatsache, dass die drei genannten Länder in Bezug auf reine E-Autos gut 57,7 Prozent und bei Teilzeitstromer 53,3 Prozent der Zulassungen ausmachen. Deutschland selbst zeichnet sich für rund 30 Prozent der Zulassungen im Bereich der Plug-In-Hybride verantwortlich. Auch rein Volumen mäßig dominiert Deutschland die PHEV-Zulassungen in Europa.
Betrachtet man die anderen Märkte Europas fällt auf, dass sich ein ganz klares Verhältnis (Stromer/ Teilzeitstromer) hinsichtlich der Anteile am Markt nicht unbedingt festhalten lässt. Wenn überhaupt zeichnet sich ein eher ausgeglichenes Bild, meist mit leichten Vorteilen für die reinen Stromer am Markt. Wobei die Teilzeitstromer durchaus aufzuholen wissen. Hierdurch kommt man in Europa zu dem Ergebnis, dass E-Autos mit rund 4,6 Prozent Marktanteil sowie PHEV mit 4,0 Prozent Marktanteil vertreten sind, was in Summe zu 8,6 Prozent Anteil am Gesamtmarkt führt. Dies entspricht in absoluten Zahlen 499.532 Fahrzeugen, welche mit Stecker geladen werden können.
Prozentual betrachtet punkten Norwegen, Schweden und Island
Kommen wir weg von den absoluten Zahlen und betrachten lediglich den Anteil an Fahrzeugen mit Stecker am europäischen Markt, dann stehen nicht Deutschland, Frankreich und Großbritannien an der Spitze, sondern drei andere, nordische Länder. In diesem Fall sind dies Norwegen, Schweden und Island. Norwegen brachte es in den ersten sieben Monaten des Jahres auf einen Anteil von 47,7 Prozent E-Auto-Zulassungen an deren nationalen PKW-Markt; Teilzeitstromer knackten immerhin die zwanzig Prozent-Marke.
Bei Schweden überwiegen die Teilzeitstromer mit 19,4 Prozent gegenüber 7,1 Prozent reinen Stromer. Wodurch in Summe (26,4 Prozent) jedoch immer noch jedes vierte Fahrzeug über Stecker an der Steckdose, Wallbox oder Ladestation geladen werden kann. Island seinerseits bringt es mit 17 Prozent Plug-In-Hybride gegenüber 20,6 Prozente reine E-Autos auf ein relativ ausgeglichenes Verhältnis. Und weiß auch in summe mit einem Stecker-Anteil von 37,6 Prozent zu punkten.
Auf Unterschied absolut/ prozentual bei Betrachtung des Marktes achten
Zu bedenken ist, dass die Anteile am jeweiligen nationalen Gesamtmarkt gemessen werden. Sprich, ein Vergleich zwischen Deutschland und bspw. Island auf Grundlage absoluter Zahlen erscheint nicht fair, da Deutschland alleine schon eine viel höhere Zulassungsrate von PKW insgesamt hat. Maximal lässt sich eine Tendenz ableiten, wenn wir die prozentuale Aufteilung in Betracht ziehen.
Nehmen wir hier beispielsweise Deutschland (8,5 Prozent), Frankreich (9,2 Prozent) sowie Großbritannien (8,0 Prozent), zeigt sich, dass in den drei Märkte gerade einmal fast jedes vierte Auto mit Stecker ausgeliefert wird. Dies wird alleine durch Schweden (26,4 Prozent) übertroffen. In Norwegen ist mit 68,5 Prozent gar jedes dritte Auto, welches zugelassen wird, ein Verbrenner. Die beiden anderen sind Fahrzeuge mit Stecker Es ist somit alles eine Frage der Betrachtungsweise.
Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence – Edition 07.2020